Youtube-CEO Salar Kamangar.
New York – Das Videoportal Youtube als Fernseh-Ersatz? Nach einem Bericht des «Wall Street Journal» plant die Google-Tochter die Einführung einer Reihe von Kanälen, auf denen dann fünf bis zehn Stunden professionell produzierte Unterhaltung die Woche laufen sollen.
Youtube spreche gerade mit Hollywood-Agenten, um die nötigen Inhalte zu beschaffen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf eingeweihte Personen. Bereits seit einiger Zeit häufen sich die Indizien, dass Youtube erwachsen werden will. Kleine Internetfilmchen, zumeist von Amateuren gedreht, haben die Plattform gross gemacht. Jeden Tag werden aktuell Videos in einer Gesamtlänge von sechs Jahren hochgeladen. Zwei Milliarden Videos wurden 2010 täglich abgerufen, das sind 40 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Mit seinem Partnerprogramm verhilft Youtube auch privaten Nutzern zu Werbeeinnahmen, die 2010 zum zweiten Mal in Folge um fast 300 Prozent gestiegen sind.
Webvideo-Firma Next New Networks übernommen
Doch die Befürchtung ist, dass die Begeisterung für Amateur-Videos und privat aufgenommene Babys und drollige Hundewelpen irgendwann nachlässt. Dem scheint Youtube mit professionell produzierten Sendungen vorbeugen zu wollen. Erst vor einem Monat hatte Youtube die Webvideo-Firma Next New Networks gekauft. Nach Angaben des «Wall Street Journal» sind zunächst 20 Kanäle geplant, etwa zu den Themen Sport und Kunst. Noch vor dem Jahresende soll es losgehen. Die Produktion der Inhalte will sich Youtube demnach bis zu 100 Millionen Dollar (70 Mio Euro) kosten lassen. Das könnte sich letztlich rechnen, wenn die Zuschauer länger bei Youtube verweilten und entsprechend auch mehr Werbung konsumierten. Darüber finanziert sich das Portal.
Tests für Online-Videothek
Zwischenzeitlich hatte Youtube auch schon erwogen, eine Online-Videothek aufzumachen. Erste Tests liefen schon. Allerdings müsste Google, um eine gute Auswahl an Filmen anbieten zu können, die Hollywood-Studios überzeugen und sich die Rechte sichern. Obendrein tummeln sich auf dem Feld bereits eine ganze Reihe von Rivalen, und das recht erfolgreich. Platzhirsch in den USA ist Netflix. Auch Apple und Amazon strahlen Kinofilme oder Fernsehsendungen übers Internet aus – gegen Geld versteht sich. Mehrere US-Medienkonzerne haben sich zur Video-Plattform Hulu zusammengeschlossen. Dort laufen – mit oder ohne Werbung – erfolgreiche TV-Serien und Shows wie «Familiy Guy» oder «Glee». (awp/mc/ss/upd/ps)