Menlo Park – Facebooks bisher weitgehend eigenständig agierende Fotoplattform Instagram bekommt nach dem Abgang der beiden Gründer einen neuen Chef aus dem Führungszirkel des Online-Netzwerks. Adam Mosseri war lange für den Newsfeed verantwortlich – das Herzstück von Facebook, in dem die Nutzer tagtäglich die neuen Beiträge sehen. Er war bereits im Frühjahr als Produktchef zu Instagram gewechselt und übernimmt jetzt den Chefposten bei dem Dienst, wie die Fotoplattform am Montag mitteilte.
Instagram war von Facebook 2012 für rund eine Milliarde Dollar gekauft worden, konnte aber mit den beiden Gründern Kevin Systrom und Mike Krieger an der Spitze weitgehend autonom bleiben. So soll Systrom als Chef sehr darauf geachtet haben, welche Werbung auf der Plattform gezeigt wird. Vor einer Woche gaben Systrom und Krieger aber ihren Rückzug bekannt. Laut Medienberichten gab es Differenzen mit der Facebook-Führung über die Strategie. Zudem seien die beiden auch unzufrieden darüber gewesen, dass Facebooks Gründer und Chef Mark Zuckerberg immer mehr bei Instagram mitmischen wollte.
Eintracht demonstrieren
Nach diesen Medienberichten legte Facebook ungewöhnlich viel Wert darauf, Eintracht zu demonstrieren: Der 35-jährige Mosseri wurde in einem Blogeintrag von den beiden Gründern als neuer Chef vorgestellt, dazu wurde ein Foto veröffentlicht, in dem alle drei lachend nebeneinander sitzen. Zugleich zeugt schon ein subtiles Detail wie die Jobbezeichnung, dass Mosseri in einer schwächeren Position antritt. Systrom trug als Chef noch den Titel CEO (Chief Executive Officer), wie er in eigenständigen Unternehmen üblich ist. Mosseri ist «Head of Instagram», was mehr nach der Führung eines Konzernbereichs klingt.
Mosseris Wechsel zu Instagram im Mai war bereits als Versuch der Facebook-Führung gesehen worden, den Foto-Dienst stärker zu kontrollieren. Für Facebook-Kenner galt er schon da als potenzieller nächster Chef. Als Verantwortlicher für den Newsfeed hatte er eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Ausbreitung gefälschter Nachrichten auf der Plattform gespielt – und musste in diesem Jahr auch die neue Linie erklären, mehr Beiträge von Freunden und Familie statt Medieninhalten zu zeigen.
Instagram mit mehr als einer Milliarde Nutzer wird immer wichtiger für Facebook, während sich das Geschäftswachstum bei der Haupt-Plattform des Online-Netzwerks zuletzt deutlich verlangsamte. Das lag unter anderem am Effekt der EU-Datenschutzgrundverordnung, deren Inkrafttreten Ende Mai das Werbegeschäft in Europa bremste. Aber auch im wichtigsten Markt USA stagnierten die Nutzerzahlen. (awp/mc/ps)