Dübendorf – Kunststoffe enthalten tausende von Chemikalien, die die Umwelt und die menschliche Gesundheit gefährden können. Doch über rund die Hälfte davon wissen wir zu wenig. Ein neuer technischer Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), mitverfasst von Empa-Forschenden, zeigt nun das Ausmass des Problems auf.
Die Belastung der Umwelt durch Plastikabfälle und die Gefahr von Mikroplastik sind vielen Menschen ein Begriff. Weniger Bewusstsein besteht hingegen über die chemische Belastung, die von Kunststoffen ausgeht. Einzelne problematische Stoffe, beispielsweise Bisphenol A (BPA), haben zwar die mediale Aufmerksamkeit erregt – doch es handelt sich nur um die Spitze des Eisbergs.
Ein kürzlich veröffentlichter technischer Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) bietet einen Überblick über die Chemikalien in Plastik und identifiziert besonders dringende Handlungsfelder. Die Empa-Forschenden Zhanyun Wang und Narain Ashta haben den Bericht mitverfasst. «Wir konnten aufzeigen, dass über 13’000 unterschiedliche Chemikalien in Kunststoffen verwendet werden», sagen die Wissenschaftler. «Ein Viertel davon ist nachweislich problematisch, und über weitere rund 50 Prozent wissen wir viel zu wenig.»
Handlungsfelder identifiziert
Die Substanzen sind enorm vielfältig. Viele davon kommen bei der Herstellung von Plastik zum Einsatz, etwa als Ausgangsstoffe oder Lösungsmittel. Dazu kommen zahlreiche Zusatzstoffe, etwa Weichmacher, Flammschutzmittel oder Pigmente. Die Autorinnen und Autoren identifizieren im Bericht zehn Gruppen von Chemikalien, die in hohem Masse besorgniserregend sind, weil sie nachweislich toxisch sind oder sehr leicht aus Kunststoffen in die Umwelt gelangen können. Dazu zählen zum Beispiel gewisse UV-Licht- und Flammschutzmittel, Biozide sowie per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS).
Ferner priorisiert der Bericht zehn Bereiche, in denen die bedenklichen Chemikalien besonders schnell zu einer Gefährdung von Mensch und Umwelt führen. Dies ist beispielsweise bei Plastikprodukten für die Landwirtschaft und Fischerei der Fall sowie bei Spielzeugen, Nahrungsmittelverpackungen, elektronischen Geräten, Möbeln, Textilien, Fahrzeugen, Baumaterialien und mehr. Die Forschenden schlagen Massnahmen vor, mit denen die chemische Belastung insbesondere in diesen Produkten reduziert werden soll.
«Chemikalien in Plastik sind eine versteckte Gefahr, die unsere Gesundheit und die Umwelt weltweit beeinflussen können», erklären Wang und Ashta. «Ihre Verwendung sollte dringend international geregelt werden.» (Empa/mc/pg)