Food Waste reduzieren: Nicht für die Zahlen, sondern für die Umwelt
Zürich – Laut aktuellem UNO-Bericht gehört die Schweiz zu den Ländern in Europa, die am meisten Food Waste produzieren. 119 Kilogramm Lebensmittel pro Person landen jährlich im Müll. Während nun um die tatsächlichen Zahlen diskutiert wird, darf eines nicht ausser Acht gelassen werden: Food Waste ist einer der grössten Treiber der Klimakrise. Das Social Impact-Unternehmen Too Good To Go zeigt, was alles zu Food Waste zählt und welche Schritte dagegen unternommen werden können. Auch der Mitgründer von foodwaste.ch, Claudio Beretta, klärt auf.
Lebensmittelverschwendung umfasst nicht nur das Wegwerfen von Nahrungsmitteln, sondern auch die damit eingehende Vergeudung essentieller Ressourcen wie Landflächen, Wasser und Energie sowie die Emission von CO2e. Weltweit werden über 40 Prozent aller produzierten Lebensmittel entlang der Wertschöpfungskette verschwendet (WWF 2021). Wäre Lebensmittelverschwendung ein Land, wäre es der drittgrösste Treibhausgasemittent nach China und den USA (FAO 2011). Auch die Schweiz bildet keine Ausnahme: 119 Kilogramm Essen werfen Schweizerinnen und Schweizer gemäss eines aktuellen UNO-Berichts pro Kopf und Jahr durchschnittlich fort.
Während die Zahlen nun für Diskussionen sorgen, da die Bemessung nicht überall gleich ist und Uneinigkeit darüber besteht, was Food Waste alles umfasst, appelliert Georg Strasser-Müller, Country Director von Too Good To Go Schweiz und Österreich: “Lasst uns gemeinsam Lebensmittelverschwendung deutlich reduzieren, denn damit haben wir den effektivsten Hebel gegen die Klimakrise in der Hand. Wir brauchen Zero Food Waste, um für einen nachhaltigen Planeten zu sorgen.” Aktuell fallen über 50 Prozent der gesamten Lebensmittelverschwendung in Privathaushalten an. Doch Lebensmittelverschwendung ist nicht immer einfach zu erkennen und nicht immer ist es ersichtlich, wie man sie vermeiden kann.
Was ist also Food Waste?
“Alle Lebensmittel, die nicht im Magen eines Menschen landen und folglich seinen ursprünglichen Zweck nicht erfüllen können, zählen zu Food Waste oder Food Loss”, sagt Claudio Beretta, Mitgründer von foodwaste.ch. Dabei müsse man zwischen vermeidbaren und unvermeidbaren Lebensmittelverlusten unterscheiden. “Zu den Vermeidbaren gehören alle essbaren Anteile eines Lebensmittels, zu den Unvermeidbaren Bananenschalen, Knochen und Käserinden.”
Die meisten Lebensmittel, die im Abfall landen, hätte man noch weiterverwenden können. Aus überreifen oder beschädigten Früchten lassen sich zum Beispiel leckere Konfitüren, Smoothies oder Suppen zaubern. Dasselbe gilt für hartes Brot. Ein weggeworfenes Baguette entspricht der Verschwendung von 200 Litern Wasser. Mit etwas Geschick könnte man daraus Croutons, Paniermehl oder Knödel kochen. Generell gilt also: Essensreste sind Food Waste, den wir vermeiden könnten.
Die besten Tipps gegen Food Waste
“Wenn jeder und jede Einzelne viele kleine Massnahmen umsetzt, könnten grosse Teile des Problems gelöst werden”, erklärt Claudio Beretta. Georg Strasser-Müller stimmt zu und ergänzt: “Es fängt beim Mindesthaltbarkeitsdatum an. Statt das Joghurt direkt wegzuwerfen, sollten wir es zuerst öffnen, anschauen, riechen und es auch einmal probieren, denn viele Produkte sind weit über das angeführte Datum hinaus geniessbar.” Viele kleine Achtsamkeiten im Alltag führen zu weniger Food Waste. So zahlt es sich aus, öfter und dafür kleinere Einkäufe zu erledigen und sich vorab eine genaue Einkaufsliste zu schreiben. Hier hilft es zusätzlich, im Voraus eine Menüplanung vorzunehmen. Nach dem Einkauf gilt es dann, die Lebensmittel gut zu verstauen, denn richtig gelagert, bleiben sie länger frisch und haltbar. Aber auch nach dem Kochen kann man auf einiges achten: Aus Resten können neue Gerichte oder Snacks gezaubert werden. So etwa Gemüsechips aus Gemüseschalen, Currys und Suppen aus Gemüseresten oder Aufläufe mit Ravioli, Spätzli und Co.
Durch die richtige Lagerung von Lebensmitteln lässt sich Food Waste gut vermeiden. So bleiben Kräuter länger frisch, wenn sie in einem Wasserglas in den Kühlschrank gestellt werden. Spargeln wachsen mit Wasser an den Enden zu Hause gar noch weiter. Schlussendlich bringt es auch viel, den eigenen Müll zu analysieren und die Produkte, die häufig weggeworfen werden, nur noch reduziert zu kaufen. “Es braucht nicht viel für eine grosse Veränderung. Wenn wir zuhause ein paar Handgriffe ändern, haben wir einen positiven Impact für unsere Umwelt”, schliesst Georg Strasser-Müller. (mc/pg)