Frankfurt – Annullierte Flüge, lange Warteschlangen, verunsicherte Reisende: Mitten in der Urlaubssaison haben Klima-Demonstranten den Betrieb am Frankfurter Flughafen mit einer Klebeaktion für Stunden lahmgelegt. Laut Flughafenbetreiber Fraport wurden mindestens 200 der 1400 für Donnerstag geplanten Flüge gestrichen. Die Zahl könne sich im Laufe des Tages noch weiter erhöhen, hiess es. Laut Deutscher Flugsicherung sollten die Flugbewegungen noch bis in den Nachmittag begrenzt werden, um einen sicheren Ablauf zu gewährleisten.
Die insgesamt acht Verdächtigen seien gegen 5.00 Uhr auf das eingezäunte Gelände vorgedrungen, berichtete die Bundespolizei. Während ein Mensch am Zaun hängengeblieben war, konnten sieben Personen am frühen Morgen in den Sicherheitsbereich vordringen und sich an den Kopfenden der beiden zentralen Start- und Landebahnen festkleben.
Demonstranten festgesetzt
Dort wurden sie zunächst von Beamten festgesetzt und später an die hessische Landespolizei übergeben, nachdem sie vom Boden abgelöst worden waren. Noch vor 8.00 Uhr waren alle vier Bahnen des grössten deutschen Flughafens wieder im Betrieb.
Wie schon am Mittwoch nach Aktionen in Köln/Bonn, London oder Oslo bekannte sich die Gruppe Letzte Generation zu der Attacke. «Die weitere Förderung und Verbrennung von Öl, Gas und Kohle ist eine Bedrohung unserer Existenz», hiess es auf der Plattform X. «Wir haben uns international zusammengeschlossen: Raus aus den Fossilen bis 2030!»
Flughafen will Sicherheitskonzept nachschärfen
Der Vorfall werde gemeinsam mit Bundespolizei und Landesbehörden aufgearbeitet, kündigte Fraport-Sprecher Christian Engel an. Das Sicherheitskonzept werde nachgeschärft. Ein Sprecher der Bundespolizei weist darauf hin, dass sämtliche Vorschriften in Frankfurt eingehalten worden seien. Die Alarmierung habe sehr schnell funktioniert und die Streifen seien noch einmal sensibilisiert worden. Dem Vernehmen nach waren die Anhänger der Letzten Generation an zwei verschiedenen Stellen eingedrungen und mussten drei Zäune überwinden, bis sie im inneren Sicherheitsbereich waren.
Geduldsprobe für Passagiere
Die Passagiere mussten viel Geduld aufbringen: Viele harrten in langen Schlangen aus, anstatt bereits im Flieger Richtung Urlaub zu sitzen. Auf den grossen Anzeigentafeln stand am Morgen hinter zahlreichen Flügen: «Cancelled» – abgesagt. In der Haupthalle wurde kostenlos Wasser angeboten. Während sich die einen verunsichert zeigten, übten sich andere in Gelassenheit: «Man kann es ohnehin nicht ändern», sagte eine Frau. Ein Mann stellte sich darauf ein, den ganzen Tag am Flughafen zu verbringen. Wer erfuhr, dass es später am Tag doch noch losgehen soll, war erleichtert.
Einige zeigten Verständnis für die Protestaktion – andere kein bisschen. Eine Frau sagte: «Die Aktion ist absolut falsch. Das Festkleben ist Schwachsinn.» Natürlich müsse etwas gegen den Klimawandel getan werden, sagte ein junger Mann. Aber die Art und Weise sei kontraproduktiv: «So was schadet mehr, als es nutzt.» (AWP/mc/pg)