Von Robert Jakob
Rechte und Pflichten gehören zusammen. Das fängt bereits bei den Menschenrechten an. Auch die katholische Kirche verteidigt diese. Nach innen setzt sie die Menschenrechte aber nicht richtig um.
Zu den Rechten für alle Menschen gehört auch die Gleichstellung, unabhängig von Anschauung, Rasse und Geschlecht. Aber ausgerechnet bei Letzterem drückt sich die katholische Kirche hartnäckig. Das hat viel mit Politik zu tun. Es geht um eingefahrene Gleise, welche die Machtstrukturen zementieren, in welchen sich die Priesterschaft wohlfühlsam eingerichtet hat. Die katholische Kirche gibt sich darum diplomatisch unverbindlich. Auf «Mutausbrüche» von oben zu hoffen, dürfte sich in Fragen der Gerechtigkeit als illusorisch erweisen.
Es gibt ein schönes Bonmot von SP-Ständerätin Eva Herzog, ehemalige Basler Religionsministerin (sic) und Bundesratskandidatin: «Alle Frauen müssten streiken, bis Frauen endlich Priesterinnen werden können. Und zwar nicht nur einen Tag, sondern über einen längeren Zeitraum. Die katholische Kirche könnte ihre Aufgaben ohne Frauen längst nicht mehr erfüllen.» Für die SP-Ständerätin ist es im jetzigen Umfeld nicht verwunderlich, dass sich Menschen spirituell zunehmend anderweitig umschauen. Die Anzahl Kirchenaustritte spricht daher ihre eigene Sprache.
Frauen leisten meiste Arbeit
Ein grosser Teil der Arbeit vor Ort wird in der kath. Kirche von Frauen erledigt. Es gibt in der Schweiz beispielsweise dreieinhalbmal so viele Ordensschwestern wie Ordensbrüder. Allein der gemeinnützige Schweizerischen Katholische Frauenbund (SKF) hat 120’000 Mitglieder. Von Fastenopfern, über Flohmärkte bis zur Caritas: Es sind die Frauen, die in der katholischen Kirche mit Abstand die meiste Fronarbeit leisten. Lediglich bei den Messdienern liegt das männliche Geschlecht weit vorne.
Da sich die Probleme im Männerverein kath. Kirche (mit zahllosen sexuellen und finanziellen Missbräuchen) in den letzten Jahren zugespitzt haben, täte aktive Reue und Wiedergutmachung Not. Umso verstörender wirkt die Haltung von Papst Franziskus gegenüber dem korrupten Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche Kirill I.
Dass dieser ehemalige KGB-Mitarbeiter neulich die Angriffswaffen gegen die Ukraine gesegnet hatte, war dem Papst während des Weltjugendtags in Portugal keinen Bannspruch wert. Stattdessen gab er nur das unverbindliche Gerede von der offenen Kirche für alle und der Unfähigkeit Europas zum Frieden (?!) von sich. Als ob sich alle europäischen Staaten selbst an die Nase fassen müssten! Das stösst sogar vielen gläubigen Christen sauer auf.
Kein «Mutausbruch» des Papstes
Politiker fühlen sich verpflichtet, es allen recht zu machen, die wählen können. Und so klopfte der derzeit aktive Kirchenpolitiker Papst Jorge Mario Bergoglio bisher alle Reformwünsche seiner Schäfchen immer erst einmal weich. Bereits auf der Amazonas-Synode 2019 forderten viele Teilnehmer eine grössere Rolle der Frauen in der Kirche bis hin zur Frauenpriesterschaft. Nur so könne dem grassierenden Priestermangel begegnet werden. Aber das damals von Franziskus stark betonte «synodale» gemeinsame Entscheiden ist zu einem Setzen des Kurses von oben geworden und einem dauernden Sticheln gegen die deutsche Kirche, die mit ihrem eigenen synodalen Weg versucht hat, die hausgemachte Missbrauchskrise aufzuarbeiten.
Nun kommt im neuen Jahr eine hoffnungsvolle Wendung. In Interviews bezeichnete Franziskus die Ehelosigkeit der Priester, den Zölibat, «als eine momentane Regel, die man auch wieder aufheben kann».
Langsam gegen Windmühlen
Fast im selben Atemzug warnt der Papst immer wieder Jahr für Jahr, und auch in 2023, vor der «Gender Ideologie». Der Papst sieht sich als Hüter der, wie er es nennt «natürlichen Sexualität» und sieht homosexuelle Handlungen als Sünde. Nichts Neues also aus dem Vatikan, so mag man enttäuscht abdrehen, aber in seinem ewigen Lavieren über die rechte Auslegung der Schrift scheint jetzt indirekt Bewegung zu kommen. Franziskus hat nämlich seinen Landsmann, den argentinischen Erzbischof Victor Manuel Fernandez, zum zukünftigen Leiter des «Dikasteriums für die Glaubenslehre», einer Art Oberaufsicht über die richtige Kirchenlehre-Interpretation, ernannt. Der zukünftige Glaubenshüter gab schon mal in Interviews bekannt, dass er offen für eine kirchliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sei. Und betreffend Frauen in der Kirche sieht er Möglichkeiten, diesen mehr Einfluss zu geben. Den Zugang zu Kirchenämtern mag er aber nicht allzu gerne thematisieren. Dabei sehen selbst zahlreiche Theologen keinen Hinweis in den heiligen Schriften für den Ausschluss von Frauen von kirchlichen Ämtern.
Auch bei der katholischen Kirche könnte steter Tropfen schliesslich den Stein höhlen. Fernandez nannte die Weihe verheirateter Männer zum Priester ähnlich wie Franziskus für die katholische Kirche „eine mögliche Hypothese, wie es auch im Osten geschieht“. Wie Dominosteine könnten also die Widerstände gegen das weibliche Geschlecht fallen. Die Ausnutzung der Frauen in der katholischen Kirche als reine Wasserträger muss ein Ende haben. Es ist in hohem Masse stossend, dass Frauen Kirchensteuer zahlen müssen. Wenn Sie schon trotz ihrer vielen Dienste keine Entscheidungsbefugnisse besitzen, sollte die kath. Kirche wenigstens so fair sein, sie von der Kirchensteuer zu befreien. Wo dieses Geld nicht mit Staatshilfe eingetrieben wird, könnten die Frauen es auf ein Sperrkonto einzahlen.
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