Von Robert Jakob
In letzter Zeit werde ich immer wieder von Putin-Verstehern «aufgeklärt», sei es in den sozialen Medien, beim Autostopp oder sonstwo auf der Strasse. Krieg ist immer auch ein Krieg der Bilder und der Sprache.
Meist sind es die Zufallsbekanntschaften, die sich dabei sprachlich nicht genau eingrenzen. Dabei ist die Sache einfach. Viele Zeitgenossen verwechseln «verstehen» mit «erklären». Jemanden als Putin-Versteher zu beschimpfen, macht daher keinen Sinn. Ich kann das soziopathische Verhalten des Kreml-Herrschers erklären, seine Beweggründe analysieren oder den historischen Weg nachzeichnen, der zum Krieg führte. Verstehen aber ist eine nächste Stufe, welche eine Anerkennung impliziert. Einen «Schlachter», wie ihn aber Präsident Biden nennt, kann man nicht verstehen. Es gibt keine Entschuldigung, keinerlei Relativierung.
Die Relativierung des Bösen leistet nämlich dessen Banalisierung Vorschub, wie es bereits die Philosophin Hannah Arendt in ihren zahlreichen Büchern (vergleiche insbesondere Eichmann in Jerusalem) über totalitäre Regime früh erkannt hat.
Die Verharmlosung beginnt bereits mit dem Spruch, dass auch der ukrainische Präsident Zelensky Oligarchenfutter sei, der seinen Aufstieg der Verstrickung von Geld und Macht verdankt. Das stimmt zwar, aber es tut nun nichts mehr zur Sache. Denn entscheidend sind die Taten nicht die Worte. Auch Altbundeskanzler Gerhard Schröders Spruch, dass beide Seiten Fehler gemacht haben, banalisiert die Verbrechen im Namen Russlands.
Zürich zeigt Flagge
Im Krieg der Worte ist die Entscheidung der Zürich Versicherung, ihr eigenes Z-Logo bis auf Weiteres als Alleinstellungsmerkmal vom Markt zu nehmen, bemerkenswert. Bekanntlich wird die «militärische Operation» in der Ukraine mit dem Zeichen Z auf russischem Kriegsmaterial verbrämt. Kriegsspielzeug, das bereits rein materielle Werte in Höhe von einem halben Prozent des weltweiten Bruttosozialproduktes in Schutt und Asche gelegt hat. Die Zürich will ihre Wort/Bild-Marke nicht mit einem Aggressionskrieg in Verbindung gebracht sehen.
Für Zivilisation steht das runenähnliche Z sicher nicht: es bedeutet nach Lesart des russischen Verteidigungsministeriums Sieg und nach Lesart der zivilen und paramilitärischen Unterstützer der „Spezialoperation gegen Neonazis in der Ukraine“ Zustimmung.
Zorro, der Rächer der Armen beziehungsweise Rächer der Enterbten, müsste sich wohl filmreif übergeben. Und auch alle Naziopfer überkommt bei den zahlreichen Z-Schmierereien auf den Häusern von mutigen russischen Kriegsgegnern ein ungutes Gefühl.
Das russische Z-Symbol wird übrigens ohne Bindestrich gezeichnet. Wir sollten es um 90 Grad nach links kippen. Dann wird daraus ein N für Nein, No oder Njet. Das ist schöner und beleidigt nicht den grossen Zorro.
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