Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Für 2022 ergibt sich ein BIP-Zuwachs von 2.1 %.
Im vierten Quartal ist die Schweizer Wirtschaft weder gewachsen noch geschrumpft. Auch wenn die Inflationsraten im internationalen Vergleich niedrig sind, die Lebenshaltungskosten haben sich auch in der Schweiz verteuert. Dies dämpft den privaten Konsum, der mit einem Zuwachs um 0.3 % im Vergleich zum Vorquartal nur unterdurchschnittlich wächst. Erstaunlich robust erwiesen sich indes die Ausrüstungsinvestitionen. Letztere legen um 1.7 % zu. Das schwache internationale Umfeld hinterlässt hingegen deutliche Bremsspuren bei den Warenausfuhren. Die Exporte (ohne Wertsachen) geben um 1.7 % nach.
Das Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) im gesamten letzten Jahr beläuft sich somit einer ersten Schätzung zufolge auf 2.1 %. Im internationalen Vergleich sticht dies weder positiv noch negativ hervor. Es zeigt aber einmal mehr, dass sich die Schweizer Wirtschaft von der Entwicklung der benachbarten Eurozone nicht gänzlich abkoppeln kann. Dies ist auch mit Blick auf den Konjunkturverlauf im laufenden Jahr entscheidend. Zwar schlägt sich die Weltwirtschaft bislang besser als erwartet, doch trotz aufgehellter Aussichten bleibt 2023 herausfordernd. Die USA werden nicht um eine Rezession umhinkommen und auch die konjunkturelle Entwicklung in der Eurozone bleibt steinig.
Das zeitgleich veröffentlichte KOF-Konjunkturbarometer für den Februar gibt allerdings Anlass zur Hoffnung, dass die Schweizer Wirtschaft im laufenden Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Rezession herumkommt. Das Barometer steigt überraschend deutlich von 97.4 auf 100. Auch in der eidgenössischen Industrie ist die Erleichterung gross, dass ein Energiemangel vorerst vom Tisch ist und sich das internationale Umfeld damit besser präsentiert als ursprünglich befürchtet. Aber dennoch: Das BIP-Wachstum wird sich im laufenden Jahr wenig dynamisch präsentieren und aus unserer Sicht nur knapp im positiven Bereich liegen. (VP Bank/mc/ps)