Anian Liebrand, Präsident Junge SVP Schweiz (Bild: SVP)
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Sie finden viele Abstimmungsunterlagen für junge Wähler zu kompliziert, gleichzeitig sollen sich junge Leute stärker in der Politik engagieren. Wie soll eine Generation, die trotz bester Ausbildung und freiem Zugang zu allen Informationen von Abstimmungsunterlagen überfordert ist, komplexe Probleme der Gesellschaft lösen und anspruchsvolle Szenarien mitgestalten?
Anian Liebrand: Die wichtigste Herausforderung für uns als politisch Aktive ist es, jungen Menschen aufzuzeigen, dass und inwiefern sie von politischen Entscheiden direkt betroffen sind. Dass Problem der sog. «materiellen Überforderung» resultiert vielfach daraus, dass viele Junge sich von Politik nie angesprochen fühlten, das Gefühl hatten, es gehe «auch ohne» und folglich Abstimmungen systematisch fern blieben. Sicher hat dies auch mit Bequemlichkeit zu tun – und zweifellos entspringt die unterdurchschnittliche Wahl- und Abstimmungsbeteiligung bei Jungen eher der teils suboptimalen politischen Bildung und Sensibilisierung als des mangelnden Interesses. Ein eigenes obligatorisches Schulfach (Staatskunde und Politik) ab der Sekundar- und Gymnasialstufe als mittelfristige Massnahme wäre von daher ein richtiger Schritt, der hilft, Jungen das Bewusstsein eines verantwortungsvollen Staatsbürgers vermittelt.
«Ein eigenes obligatorisches Schulfach (Staatskunde und Politik) ab der Sekundar- und Gymnasialstufe als mittelfristige Massnahme wäre ein richtiger Schritt.» Anian Liebrand, Präsident Junge SVP Schweiz
Dass die Jungen politisch nicht interessiert seien, gehört ins Reich der Mythen, wie ich aus Erfahrung weiss. Wie gerade der kürzlich veröffentlichte Sorgenbarometer der Jungen aufzeigte, sind sich diese durchaus bewusst, dass Wohlstand, Freiheit und Sicherheit nicht selbstverständlich sind. Dass Erfolg das Erbringen von Leistungen erfordert, ist eine Gleichung, welche meine Generation tagtäglich in Beruf und Ausbildung lebt. Dass dazu auch die Politik gehört – diese Gewissheit hat noch nicht überall Einzug gehalten, wenngleich jedem klar sein sollte: «Wer nicht mitbestimmt, über den wird bestimmt». Durch eine volksnahe Sprache und die verständliche Vermittlung von Inhalte können Politiker und Behörden sicher ihren Beitrag dazu leisten.