CH-Schluss: Corona-Sorgen ziehen SMI tief ins Minus
Zürich – Die Sorgen um die europaweit steigenden Corona-Infektionszahlen haben die Schweizer Börse am Donnerstag tief ins Minus gedrückt. Der Leitindex SMI sank auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Monaten und näherte sich zwischenzeitlich gar der zuletzt Ende Juli unterschrittenen Marke von 10’000 Punkten.
«Ein neuerlicher Lockdown wäre der Gau – nicht nur für den Markt», sagte ein Börsianer. Den Anlegern sei der Appetit auf Risiko erst einmal komplett vergangen, hiess es von einem weiteren Marktbeobachter. «Viele Investoren bringen erstmals ihr Kapital in Sicherheit.» Von der Konjunkturfront kamen derweil am Nachmittag ebenfalls keine ermutigenden Signale: So trübte sich die Geschäftsstimmung in den USA deutlich ein und auch vom US-Arbeitsmarkt kamen negative Nachrichten.
Der SMI schloss um 2,18 Prozent tiefer auf 10’067,96 Zählern, nachdem er am Nachmittag ein Tagestief bei 10’032 Punkten erreicht hatte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 2,16 Prozent auf 1’547,02 Punkte ein und der umfassende SPI verlor 2,06 Prozent auf 12’596,27 Zähler. Von den 30 SLI-Werte schlossen einzig Lonza im Plus.
Nach unten gezogen wurden die Schweizer Indizes nicht zuletzt von den sehr schwachen Roche-Genussscheinen (-3,5%). Der Pharmakonzern hatte die Erwartungen der Anleger mit seinen am Morgen vorgelegten Ergebnissen für die ersten neun Monate enttäuscht. So litt die Pharmasparte spürbar unter der Corona-Krise. Gut lief es immerhin in der Diagnostiksparte, die von der grossen Nachfrage nach Corona-Tests profitierte.
Deutliche Abgaben erlitten auch die Aktien der Basler Konkurrentin Novartis (-2,4%). Die Titel des dritten SMI-Schwergewichts Nestlé (-1,5%) schlossen bereits den dritten Tag in Folge mit Verlusten.
Die grössten Verluste unter den Bluechips entfielen allerdings auf die Titel des Bankensoftwareherstellers Temenos (-4,9%). Dieser hatte für den Donnerstagabend Neunmonats-Zahlen angekündigt.
Konjunktursorgen belasteten auch weitere typische Zykliker wie die Titel des Personaldienstleister Adecco (-3,6%) oder des Chemiekonzerns Clariant (-3,2%). Laut einem Agenturbericht will Clariant den Verkaufsprozess für die Pigment-Sparte wieder aktivieren, nachdem dieser wegen der Coronakrise vorübergehend sistiert worden war. Schwächer schlossen auch die Aktien der Luxusgüterhersteller Swatch (-2,7%) und Richemont (-2,5%).
Sehr schwach präsentierten sich die Titel des Rückversicherers Swiss Re (-3,8%). Die Analysten der Société Générale senkten ihr Kursziel für die Swiss Re-Aktien: Ein Abschlag zur Konkurrenz sei wegen drohender Ansprüche aus der Covid-19-Pandemie gerechtfertigt, so der Analyst. Kursverluste erlitten auch die Versicherungsaktien Zurich (-2,8%) und Swiss Life (-2,8%).
Bei den Bankenwerten entfielen vor allem auf die Aktien der Grossbank Credit Suisse (-2,4%) deutliche Abgaben. Etwas weniger stark gaben die Titel der UBS (-1,5%) und des Vermögensverwalters Julius Bär (-1,3%) nach. Klar im Minus gingen dagegen auch die Aktien des Private Equity-Spezialisten Partners Group (-2,3%) aus dem Handel.
Als einzige Titel im SMI/SLI konnten sich Lonza (+1,6.%) im Plus halten. Der Pharmazulieferer lieferte am Donnerstagmorgen ein Strategieupdate. Dabei stellte er seine neue Geschäftsstruktur nach der der endgültigen Trennung vom Chemiegeschäft (LSI) sowie neue Mittelfristziele vor. Die ZKB-Analysten lobten etwa die «neue Transparenz» des Unternehmens.
Am breiten Markt konnten auch Gurit (+1,2%) gegen den Markttrend fester schliessen. Der Spezialkunststoffhersteller hatte am Mittwochabend seine Verkaufszahlen für die ersten neun Monate vorgelegt, die etwas besser ausfielen als erwartet. Umsatztreiber ist weiterhin das boomende Geschäft mit den Windenergie-Anbietern.
Der Immobilienentwickler Peach Property (+1,0%) gab bekannt, mit seiner Pflichtwandelanleihe 230 Millionen Franken und damit mehr Geld als geplant eingenommen zu haben. Die Mittel sollen für die Finanzierung eines Immobilienportfolios in Deutschland eingesetzt werden. (awp/mc/ps)