Tokio / Hongkong / Shanghai / Sydney – Die wichtigsten asiatischen Aktienmärkte haben am Donnerstag deutlich nachgegeben und die Verluststrecke der Vortage fortgesetzt. Die Abgaben der US-Märkte nach der Sitzung der US-Notenbank hinterliessen damit ihre Spuren.
Die US-Währungshüter hatten am Vortag den Leitzins wie erwartet auf hohem Niveau belassen. Er liegt weiterhin in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent, wie der Zentralbankrat am Mittwoch in Washington mitteilte. Es ist das höchste Niveau seit mehr als zwanzig Jahren.
Die eigentliche Enttäuschung bestand aber in den weiteren Aussichten: Neue Prognosen der Fed deuten darauf hin, dass in diesem Jahr noch eine weitere Zinserhöhung anstehen könnte und die Zinsen auch im kommenden Jahr höher sein könnten als zuvor erwartet. Für das kommende Jahr erwarten die Währungshüter weniger Zinssenkungen als bisher. Anstatt vier Reduzierungen des Leitzinses werden jetzt zwei Senkungen prognostiziert.
«Die heute veröffentlichten Leitzinsprojektionen der Fed lesen sich als Mahnung an die Finanzmärkte, sich nicht allzu sehr auf eine baldige Lockerung der Geldpolitik einzurichten», hiess es von der Landesbank-Baden-Württtemberg. Offensichtlich seien die US-Notenbank der Ansicht, «dass die Volkswirtschaft das hohe Ausmass an geldpolitischer Straffung verkraften wird», so Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Deka. «Dies bedeutet allerdings auch, dass für 2024 weniger Leitzinssenkungen in Aussicht gestellt werden.» Damit aber ist eine Hoffnung, auf die sich die Gewinne der Aktienmärkte im ersten Halbjahr gründeten, geringer geworden.
Der japanische Leitindex Nikkei 225 schloss 1,37 Prozent tiefer bei 32’571,03 Punkten. Daran änderte auch nichts, dass die Notenbank des Landes weiterhin ihren eigenen Kurs verfolgen dürfte. «Während die grossen Zentralbanken inzwischen eine restriktive Geldpolitik verfolgen, hält die Bank von Japan am expansiven Kurs fest», betonten die Volkswirte der Helaba. «Daran wird sich bei der Sitzung der japanischen Notenbank morgen wohl nichts ändern.»
In China setze sich die enttäuschende Entwicklung fort. Marktteilnehmer werteten dies auch als Zeichen dafür, dass es erhebliche Zweifel an den bisherigen Massnahmen der chinesischen Regierung zur Stützung der Wirtschaft und der Finanzmärkte gibt. Hedgefonds haben daher ihre Postionen auf fallende Kurse ausgebaut. Der CSI 300, der die Aktienkurse der grössten Unternehmen an den chinesischen Börsen Shanghai und Shenzen abbildet, verlor zuletzt 0,7 Prozent auf 3679,83 Punkte, während der Hang-Seng-Index der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong um 1,17 Prozent auf 17’676,47 Punkte nachgab. Hier standen Technologiewerte unter Druck. US-Technologiewerte hatten die US-Notenbanksitzung mit deutlichen Verlusten quittiert.
Auch australische Aktien litten unter den trüben Aussichten. Der Leitindex S&P ASX 200 schloss 1,37 Prozent tiefer mit 7065,20 Punkten. (awp/mc/ps)