Tokio / Hongkong / Shanghai / Sydney – Die asiatischen Aktienmärkte haben am Dienstag uneinheitlich tendiert. Gewinnen in Australien und Japan standen Verluste an den übrigen Märkten gegenüber. Die japanische Notenbank hatte erstmals seit 17 Jahren die Leitzinsen erhöht.
Die Bank of Japan (BoJ) erhöhte die Spanne für die kurzfristigen Zinssätze geringfügig auf null bis 0,1 Prozent. Damit ist sie die letzte der grossen Zentralbanken der Welt, die sich von der Politik der Negativzinsen verabschiedet. Diese hatte sie erstmals 2016 im Kampf gegen die Deflation eingeführt.
Die Entscheidung war in den vergangenen Wochen ausgiebig diskutiert worden. Die Anhebung bedeutete also keinen abrupten Kurswechsel. «Die Änderungen stellen die bisherige Geldpolitik nicht auf den Kopf», betonte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. «Die BoJ wird weiterhin Anleihen kaufen – und zwar in etwa in gleichem Umfang wie zuvor.» Deshalb sei die Erhöhung eher symbolisch. Die BoJ müsse ein neuerliches Abgleiten in die Deflation verhindern. Deshalb sei der Schritt der Beginn eines sanften Wandels der Geldpolitik und keine abrupte Abkehr von der ultra-expansiven Geldpolitik.
Die Gewinne am japanischen Aktienmärkte begründeten die Marktstrategen der Deutschen Bank auch mit der Schwäche des Yen, von der die exportorientierte Wirtschaft des Lands profitiert. Offensichtlich gelte an den Devisenmärkten das Motto kaufe das Gerücht und verkaufe, wenn die Fakten vorliegen. Der Leitindex Nikkei-225 zog um 0,66 Prozent auf 40’003,60 Punkte an. Dazu trug der Renditerückgang am Anleihemarkt bei.
Auch in Australien gab es eine Leitzinsentscheidung. Die australische Notenbank habe zwar den Zins unverändert gelassen und damit die Markterwartungen erfüllt, so die Marktstrategen der Deutschen Bank. Sie habe aber zugleich auf die unsicheren wirtschaftlichen Aussichten verwiesen. In Reaktion darauf habe die Landeswährung nachgegeben. Auch die Anleiherenditen seien gesunken. Der australische S&P/ASX 200 stand am Ende 0,36 Prozent höher bei 7703,23 Punkten.
An den anderen Börsen kam es dagegen zu Verlusten. Hier dominierte Zurückhaltung vor der US-Zinsentscheidung. Der CSI 300 der chinesischen Festlandsbörsen sank um 0,72 Prozent auf 3577,63 Punkte, der Hang Seng der Sonderverwaltungszone Hongkong gab zuletzt um 1,09 Prozent auf 16’555,19 Zähler nach. Auch in Südkorea, Indien und Taiwan verzeichneten die Märkte Kursverluste. (awp/mc/ps)