Tokio / Hongkong / Shanghai – Asiens wichtigste Börsen haben am Dienstag zumeist zugelegt. Nach den Gewinnen der Vortage waren die Zuwächse allerdings nicht mehr so hoch – trotz der positiven Nachrichten zur Entwicklung des Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer , die an vielen Börsen für deutliche Gewinne gesorgt hatten.
Marktstratege Stephen Innes vom Broker AxiCorp sprach von einem Perspektivwechsel der Anleger. Die erfreuliche Entwicklung bei Impfstoffen und die damit verbundenen Hoffnungen auf eine Normalisierung weckten nun Bedenken, dass konjunkturelle Hilfsmassnahmen und Lockerungen der Notenbanken künftig zurückhaltender ausfallen könnten.
Für einen Dämpfer sorgten aus Sicht der Marktstrategen der Deutschen Bank um Jim Reid zudem Äusserungen aus der US-Politik. Der Wahlsieg des Demokraten Joe Biden beruht nach Ansicht des Mehrheitsführer der US-Republikaner im Senat, Mitch McConnell, nur auf «vorläufigen Ergebnissen». Daher könne der amtierende Präsident Donald Trump weiter gerichtlich dagegen vorgehen. Angesichts der Betrugsvorwürfe und einer wahrscheinlichen Neuauszählung in zwei Bundesstaaten müsse Trump nicht voreilig die berichteten Ergebnisse akzeptieren, sagte der einflussreiche Republikaner.
In China macht sich unterdessen die anziehende Konjunktur noch nicht in steigenden Inflationsraten bemerkbar. Vielmehr sank die Teuerungsrate im Oktober auf 0,5 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit November 2009, also seit knapp elf Jahren. Analysten hatten im Schnitt eine Rate von 0,8 Prozent erwartet. Marktstratege Innes wertete die Nachricht als Signal dafür, dass sich kein Druck für eine straffere Geldpolitik durch die chinesische Notenbank aufbaue.
Zu der Entwicklung der einzelnen asiatischen Börsen merkte Analyst Jeffrey Halley vom Broker Oanda an, dass hier die US-Vorgaben eine wichtige Rolle gespielt hätten. Nachdem Technologiewerte, die vielfach Gewinner der Corona-Krise waren, an der Wall Street einen Rücksetzer erlitten hatten, während konjunkturzyklische Aktien deutlich gestiegen waren, habe sich dies auch in Asien gezeigt. So habe etwa der technologielastigere koreanische Kospi-Index längst nicht so stark angezogen wie der Singapurer Straits Times Index, der stark von zyklischen Werten bestimmt werde.
In Tokio schloss der Nikkei 225 mit einem Kursgewinn von 0,26 Prozent bei 24’905,59 Punkten. Der volatile CSI-300-Index , der die 300 wichtigsten Aktien an den chinesischen Festlandsbörsen enthält, sank unterdessen um 0,55 Prozent auf 4953,88 Punkte. Für den Hang-Seng-Index der Sonderverwaltungszone Hongkong ging es zuletzt um 0,97 Prozent auf 26’267,75 Punkte hoch. Gewinne verzeichneten auch die australische und die indische Börse. (awp/mc/ps)