Zürich – Die Aktien der Credit Suisse Group sind am Dienstag tief rot in den regulären Handel gestartet und notiert auch zur Mittagszeit sehr schwach. Das von der Schweizer Grossbank für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2011 vorgelegte Ergebnis liegt auf fast allen Stufen – zum Teil deutlich – hinter den Konsensschätzungen zurück. Analysten zeigen sich denn auch enttäuscht vom Ergebnis, erwähnen aber zumeist die von der Bank beschlossenen Massnahmen für die Zukunft positiv.
Um 11.45 Uhr stehen die CS-Papiere 8,0% tiefer auf dem Stand von 23,55 CHF (bisheriges Tagestief 23,00). Bereits am Vortag waren die Aktien – u.a. wegen der Pleite des US-Finanzhandelshauses MF Global – 4,4% tiefer aus dem Handel gegangen. Die Papiere der UBS halten sich zwar besser, büssen in einem schlechten Branchenumfeld aber ebenfalls 5,1% ein (Vortag -6,4%). Der Gesamtmarkt (SMI) verliert ebenfalls wieder deutlich, und zwar um 2,62% auf 5’581 Punkte zur Berichtszeit.
Wegelin: Enttäuschung auf der ganzen Linie
Die Geschäftsentwicklung der CS im dritten Quartal wurde von einer Vielzahl von Sonderfaktoren beeinträchtigt. Auch unter Ausklammerung dieser Faktoren wird das Ergebnis allerdings von Analysten praktisch unisono als schwach bezeichnet. Auch die Nettoneugeldentwicklung wird als enttäuschend beurteilt, wobei hier zum Teil auf die Bruttomarge im Bereich Wealth Management hingewiesen wird, die vergleichsweise gut ausgefallen sei. «Auf der ganzen Linie ein enttäuschender Quartalsausweis der zweiten Schweizer Grossbank», kommentierte etwa die Bank Wegelin das Ergebnis. Auch der gegenüber dem Vorjahr mehr als halbierte Nettoneugeldzufluss werde die Investoren nicht überzeugen. Der zusätzlich geplante schmerzhafte Stellenabbau dürfte den Ernst der (Ertrags-) Lage der Banken einmal mehr bestätigten.
Kosteneinsparungen werden begrüsst
Die zusätzlich zu den bisherigen Kosteneinsparungen angekündigten Massnahmen (neu 2 Mrd Einsparungen bis 2014 durch u.a. weiteren Personalabbau von 3%) und die Halbierung der risikogewichteten Aktiven im Investment Banking werden von Analysten dagegen sehr begrüsst. Die Weiterentwicklung der Strategie könnte im Laufe der Zeit zu besseren Geschäften führen, heisst es dazu etwa bei der Bank Vontobel. Die Deutsche Bank ihrerseits spricht von einem «mutigen» Schritt. Obwohl die heute präsentierten Zahlen weit unter den Erwartungen ausgefallen seien, dürfte die Strategie vermutlich die richtige sein, glaubt sie. Die CS sei damit der UBS (und der Industrie) einen Schritt voraus.
Geduld der Aktionäre gefragt
Etwas weniger optimistisch zeigt man sich bei Wegelin: «Immerhin scheint die Tragweite der neuen Realität im Bankgeschäft endlich erkannt und soll nun entschärft werden», heisst es dort. Dieser Anpassungsprozess werde den Aktionären allerdings weiterhin viel Geduld abverlangen, und es dürfen wohl keine Renditen mehr wie vor der Krise erwartet werden. Zudem scheine die Auszahlung von attraktiven Dividenden in den nächsten Jahren aufgrund der geforderten Kapitalrückstellungen für die neuen Vorschriften bei vielen Banken fraglich.
Die meisten Banken bewerten die CS-Aktien mit ‹Hold› oder ‹Neutral›, so etwa Vontobel (Kursziel 25 CHF), die Deutsche Bank (31 CHF), die UBS (23,50 CHF) oder auch die japanische Nomura (30 CHF). Ein ‹Outperform› gibt für die CS-Aktie dagegen bei JP Morgan und Cheuvreux. (awp/mc/pg/upd/ps)