Aktienfokus: Julius Bär klar tiefer
Zürich – Die Aktien der Julius Bär Gruppe sind zu Wochenbeginn mit deutlich tieferen Kursen gestartet. Das von der Zürcher Privatbank für das Geschäftsjahr 2011 veröffentlichte Ergebnis wird den Markterwartungen beim Konzerngewinn, den verwalteten Kundenvermögen und der Nettoneugeldentwicklung zwar einigermassen gerecht, allerdings waren die Erträge etwas geringer als erwartet. Zudem wurden die Mittelfristziele zum Teil reduziert. Neben einer Sonderdividende wird den Aktionären auch ein weiteres Aktienrückkaufprogramm in Aussicht gestellt. Keine harten News gab es zum Thema US-Steuerstreit.
Um 09.25 Uhr stehen Julius Bär 2,2% tiefer auf dem Stand von 37,02 CHF und sind damit schwächster SMI-Wert, gehandelt sind bis dahin mit gut 100’000 Stück rund ein Sechstel eines durchschnittlichen Tagesvolumens der letzten Wochen. Während die Grossbanken CS und UBS ebenfalls zu den grössten Verlierern gehören, büsst der Gesamtmarkt (SMI) knapp ein halbes Prozent ein.
Kritische Analystenstimmen
In Analystenkommentaren wird das Bär-Ergebnis relativ kritisch beurteilt, wenn auch kaum von Überraschungen die Rede ist. Sowohl beim Konzerngewinn als auch beim Nettoneugeldzufluss sei dem Traditionsunternehmen zwar eine Punktlandung auf den Konsensschätzungen gelungen. Die höher als erwartet ausgefallenen Kosten verbunden mit geringeren Einnahmen würden allerdings etwas Sorge bereiten, so eine Einschätzung. Der starke Schweizer Franken, aber auch das schwierigere Umfeld würden ihren Tribut fordern, meint man etwa bei der St. Galler Bank Notenstein. Die leichte Reduzierung der mittelfristigen Finanzziele scheine daher eine logische Konsequenz und dürfte nur begrenzt überraschen. Erfreulich scheine hingegen der anhaltend starke Neugeldzufluss in allen Regionen, was die Basis zukünftiger Erträge darstelle.
Neues Aktienrückkaufprogramm überrascht
Von der Sonderdividende zeigt man sich in Analystenkreisen nicht sonderlich überrascht, das neue Aktienrückkaufprogramm komme vor dem Hintergrund des US-Steuerstreits dagegen überraschend, hiess es. Die beiden Punkte könnten die Anleger zwar milde stimmen, der Gewinnrückgang, das schwierige Umfeld sowie die Unsicherheiten im US-Steuerstreit dürften jedoch eine Euphorie verhindern, so Notenstein weiter. Die ZKB spricht von «insgesamt gemischten Zahlen». Das Ergebnis liege auf den ersten Blick zwar etwas über den Erwartungen, operativ sei es aber etwas schwächer als antizipiert, meint die Staatsbank. Dazu kämen die gesenkten Ziele, wobei der Markt dies zumindest teilweise bereits eingepreist haben dürfte. Die ZKB bleit beim Rating «Marktgewichten» für die Bär-Aktien.
Höhere Restrukturierungskosten als bisher erwartet?
Relativ pessimistisch äussert sich die Bank Vontobel zum Ergebnis ihres Konkurrenten. Die Anpassung der Ziele bedeute wohl, dass mit höheren Restrukturierungskosten (als bisher erwartet) gerechnet werde, heisst es dort. Die Bank bestätigt entsprechend ihr «Reduce»-Rating für die Bären, überprüft aber ihr Kursziel von 32,00 CHF. Im Handel hatte man aufgrund der angepassten Mittelfristziele mit einer verhaltenen Erstreaktion des Marktes gerechnet. Überraschend sei vor allem, dass Julius Bär noch keine Rückstellungen für in den USA drohende Bussgeldzahlungen vorgenommen habe. Das angekündigte Aktienrückkaufprogramm wurde als «ermutigend» bezeichnet. (awp/mc/ps)