Aktienfokus: Logitech deutlich unter Abgabedruck
Logitech-CEO Gerald Quindlen.
Zürich – Die Titel von Logitech stehen am Freitag nach einer Umsatz- und Gewinnwarnung deutlich unter Abgabedruck. Die Experten zeigen sich darüber besorgt, dass Logitech im bisherigen Stammgeschäft, dem Einzelhandel, seine Produkte nicht wie erwartet verkaufen kann. Erste Analysten reagieren mit Abstufungen und senken die Prognosen.
Die Titel verlieren gegen 10.00 Uhr bei hohen Volumen um 18,3% auf 13,51 CHF. In der halben Stunde seit Handelsbeginn wurden 5,1 Mio Titel gehandelt – an einem normalen Handelstag werden insgesamt rund 1,2 Mio Stück umgesetzt. Der Gesamtmarkt (SPI) legt derweil um 0,67% zu. Nach Darstellung von Logitech ist vor allem die schwache Entwicklung im Einzelhandelsgeschäft in der Region EMEA (Europa, Nahost und Afrika) sowohl bei den Vertriebspartnern als auch bei den Konsumenten Ursache der Misere.
Wegelin: «Mühe im Logitech-Stammgeschäft besorgniserregend»
Die Privatbank Wegelin hält es für «besorgniserregend, dass Logitech im bisherigen Stammgeschäft, dem Einzelhandel, Mühe bekundet, seine Produkte im grössten Markt EMEA mit rund 45% Umsatzanteil an die Endkunden zu bringen». Weniger erstaunlich wäre eine Gewinnwarnung aufgrund von einem eher verhaltenen Start der neuesten Innovation GoogleTV gewesen, wo Logitech die passende Empfangsbox und Peripheriegeräte herstellt, so die Marktbeobachter. Die ZKB vermutet, dass die Ereignisse in Japan und Libyen bei etlichen Distributionspartnern in EMEA einen Auftragsstop auslösten, ähnlich wie nach dem Kollaps nach der Finanzkrise, wo sich Grosshändler und Retailer durch die Gefahr einer Rezession vorsichtig in Bezug auf die eigene Lagerhaltung von Logitechprodukten zeigten. «Da wir keine Rezession durch diese Ereignisse erwarten, könnte diese Zurückhaltung temporär sein», schreibt Analyst Andreas Müller.
Vontobel: «Klarer Rückschlag für unsere Anlagebeurteilung»
«Die Ankündigung ist ein klarer Rückschlag für unsere Anlagebeurteilung», schreibt Vontobel-Analyst Michael Foeth. Das Unternehmen habe bisher konstant seinen strategischen Plan umgesetzt, im Geschäftsjahr 2011 zweistelliges Wachstum und Bruttomargen voranzutreiben und im Geschäftsjahr 2012 Hebelwirkung aufzubauen. Zwar lägen die vorab vorgelegten Zahlen nach wie vor im Rahmen dieses Plans, aber bisher habe das Unternehmen nicht enttäuscht. Die Gewinnwarnung kommt aus Sicht der CS nicht komplett überraschend, schreibt Analyst Christoph Gubler. Auch Acer und Dixons hätten in der jüngsten Vergangenheit schwache Geschäftsnachweise publiziert und dabei auf eine schwache Nachfrage in Europa hingewiesen. Die ZKB stufen Logitech nach der Gewinnwarnung von «Übergewichten» auf «Marktgewichten» herunter. Die Credit Suisse senkt das Rating auf «Neutral» von bisher «Outperform». (awp/mc/ps)