Zürich – Die Anleger reagieren verschnupft auf den Jahresabschluss 2011 des Pharmakonzerns Roche. Die Roche-Genussscheine notieren am Mittwochvormittag an einer freundlichen Börse als einzige SMI-Titel im Minus. Der Umsatz fiel leicht über den Konsensschätzungen aus, etwas darunter blieben dagegen der Kern-Betriebsgewinn sowie der Kern-Gewinn je Aktie. Analysten kritisierten aber vor allem einen vorsichtigen Ausblick 2012 und zurückhaltende Äusserungen bezüglich der Dividendenpolitik.
Bis gegen 12,00 Uhr liegen Roche um 1,0% im Minus auf 154,30 CHF, nachdem sie in der ersten Handelsstunde teilweise um mehr als 2% unter dem Vortagesschluss notiert hatten. Der Gesamtmarkt gemessen am SMI liegt zur gleichen Zeit mit +1,1% solide im Plus.
«Solides Ergebnis»
Die meisten Marktbeobachter werten die Roche-Resultate 2011 in ersten Kommentaren als grundsätzlich «solide» oder «gesund». So habe das Wachstum in der Pharmadivision trotz des erwarteten stark negativen Währungseffekts wieder angezogen, lobt etwa die ZKB. Zudem sehe er die Diagnostik «für Jahre der Konkurrenz gegenüber weit im Vorteil», so der ZKB-Analyst. Die Bank Vontobel gibt sich auch mit der Roche-Pipeline zufrieden: Ein nennenswerter Rückgang sei nicht absehbar.
Roche zu Jahresbeginn traditionell vorsichtig
«Nicht gerade beeindruckend» sei aber der Ausblick für 2012, kritisiert J.P.Morgan in einem Kommentar. Roche rechnet für das laufende Jahr mit einem Verkaufszuwachs in lokalen Währungen im unteren bis mittleren einstelligen Bereich und will ein Wachstum des Kerngewinns pro Aktie im hohen einstelligen Bereich erreichen. Damit liegen sie unter den Erwartungen verschiedener Analysten. Die Roche-Guidance sei konservativ ausgefallen, meint auch die Bank Sarasin. Dies habe wohl mit der Unsicherheit bezüglich der Preisentwicklung im Markt zu tun, schreibt der zuständige Analyst. «Roche ist Anfang Jahr immer vorsichtig bei seinen Prognosen», meint auch Exane BNP Paribas. Die Analysten der französischen Grossbank erwarten denn auch nicht, dass die Konsenserwartungen des Marktes nun nach unten korrigiert werden.
Dividendenpolitik sehr unverbindlich
Bezüglich der Dividendenpolitik gebe sich Roche sehr unverbindlich, merken die Exane-Experten an. Auch J.P. Morgan zeigt sich von der Aussage von Roche, eine «attraktive Dividendenpolitik» verfolgen zu wollen, enttäuscht: Die Bankexperten hätten eine Zusage einer progressiven Ausschüttungspolitik erwartet: Immerhin sei ja für die nächsten Jahre mit einem soliden Ertragswachstum zu rechnen. Die zurückhaltenden Äusserungen zur Dividendenpolitik könnten auch in Zusammenhang mit dem Übernahmeangebot für Illumina gestellt werden, mutmasst J.P.Morgan weiter: Damit könnten sich die Roche-Verantwortlichen eine Hintertür für eine bedeutende Erhöhung ihrer Kaufofferte offen halten. An der Analystenkonferenz am Nachmittag dürfte die Dividende eines der Schlüsselthemen werden, meinte Exane. (awp/mc/upd/ps)