Zürich – Die Aktien der Bank Sarasin tendieren im frühen Geschäft am Montag deutlich schwächer. Der Mehrheitseigner der Bank, die niederländische Rabobank, hatte am Freitag nach Börsenschluss den Verkauf ihres Aktienpakets an die Safra Group für 36 CHF pro B-Namenaktie gemeldet. Mit einem Verkauf an Safra hatten die Marktteilnehmer nicht gerechnet. Analysten bewerten die Transaktion für Sarasin als positiv, erwarten für die Minderheitsaktionäre aber kein Angebot von über 27 CHF pro Aktie.
Die Aktien der Bank Sarasin, die den Handel mit einem Minus von 14,6% aufgenommen hatten, geben im weiteren Tagesverlauf deutlich nach und kosten gegen 13.10 Uhr 28,80 CHF (-16,0%). Die Valoren der Bank Julius Bär, die von der Gerüchteküche als Favorit bei einer möglichen Übernahme genannt worden war, notieren 0,4% tiefer auf 31,40 CHF. Der Gesamtmarkt (SMI) steht dagegen 1,7% höher.
Seit Wochen hatten sich im Markt Gerüchte hartnäckig gehalten, wonach sowohl Julius Bär und als auch die Raiffeisen-Gruppe von der Rabobank das Aktienpaket kaufen wollten, das die Niederländer an der Basler Privatbank bisher hielten. Den Spekulationen zufolge soll Julius Bär 39 CHF pro B-Namenaktie geboten haben. Nun kam weder Julius Bär noch Raiffeisen zum Zug, sondern die brasilianisch-schweizerische Safra Group. Diese bietet pro B-Namenaktie 36 CHF und wird künftig – die Zustimmung der Wettbewerbsbehörde vorausgesetzt – 46,07% des Kapitals und 68,63% der Stimmen halten. Ein Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre wird später vorgelegt.
Überraschung gelungen
Mit Safra als neuen Hauptaktionär habe im Markt kaum jemand gerechnet, obwohl einige Marktbeobachtern dem Vorstoss von Julius Bär wegen des Steuerstreits der Zürcher Bank mit den US-Behörden und einer ablehnenden Haltung des Sarasin-Managements gegenüber einer Übernahme durch Julius Bär geringe Chancen gegeben hätten, meinte ein Händler. Sarasin und Safra würden sich geografisch ergänzen und eine grössere Restrukturierung, wie dies im Falle eines Kaufs durch Julius Bär zu erwarten gewesen wäre, sei nun nicht nötig, heisst es in einem Kommentar der Privatbanken-Einheit einer ausländischen Bank.
Keine grösseren Restrukturierungen erwartet
Teresa Nielsen, Analystin der Bank Vontobel, geht ebenfalls nicht von grösseren Restrukturierungen aus. In Europa, wo beide Unternehmen eine starke Präsenz aufweisen würden, könnten nun Grössenvorteile genutzt werden. Deshalb glaube sie nicht, dass es zu grösseren Personalkürzungen bei Sarasin kommen werde. Vielmehr dürfte der Fokus auf einem gezielten Ausbau der Geschäftsfelder liegen, schreibt Nielsen. Safra sei im weiteren eine gut kapitalisierte Privatbank von hoher Bonität, die den guten Ruf von Sarasin weiter verbessern könnte.
Pflichtangebot an Minderheitsaktionäre
Nach Zustimmung der Wettbewerbsbehörden wird Safra pflichtgemäss den Minderheitsaktionären ein Angebot unterbreiten. Analysten gehen dabei davon aus, dass Safra nur den mindestens geforderten Preis offerieren wird. Laut Börsengesetz muss ein Angebot mindestens zum höheren Preis von 75% des höchsten während der letzten sechs Monate vom Anbieter, in diesem Falle von Safra, bezahlten Preises (entspricht 27 CHF) oder zum volumengewichteten Durchschnittskurs der letzten 60 Tage vor der Ankündigung (gegenwärtig knapp über 30 CHF) gemacht werden.
Die UBS hält die Unterbreitung eines über die Mindestanforderung hinausgehenden Angebots als wenig wahrscheinlich. Dies angesichts der gegenwärtig schwachen Resultate von Sarasin und auf Grund des Umstandes, dass Safra die Sarasin-Aktien kotiert lassen will. Die UBS-Analysten, die ihr Kursziel heute auf 27 CHF gesenkt haben, erwarten deshalb, dass der Aktienkurs der Sarasin-Titel in Richtung ihres Kursziels sinken wird.
Julius Bär kann nun Aktien zurückkaufen
Dass Julius Bär bei Sarasin nun nicht zum Zuge gekommen ist, bewertet Kepler für die Bär-Aktionäre als positiv. Sollten die Gerüchte bezüglich des Bär-Angebots korrekt gewesen sein, dann hätte die Zürcher Bank Sarasin vermutlich überbezahlt, heisst es in einem Kommentar. Zudem wäre es wohl angesichts dem Sarasin-Management nicht genehmen Käufer schwierig gewesen, Synergien zu realisieren. Ohne diese Akquisition könne Julius Bär nun Aktien zurückkaufen und eine ordentliche Dividende zahlen. Das sei möglicherweise von grösserem Interesse für die Aktionäre, als eine Übernahme, schreibt Kepler weiter. (awp/mc/ps)