Aktienfokus: CH-Finanzwerte gewinnen deutlich

Euro-Schuldenkrise

Zürich – Die Schweizer Finanztitel sind am Donnerstag im Gleichklang mit europäischen Banken- und Versicherungswerten mit deutlichen Kursgewinnen in den Handel gestartet. In der Nacht hatten die europäischen Regierungschefs ein umfassendes Paket gegen die Schulden- und Bankenkrise und zur Rettung Griechenlands beschlossen. Zwar sind die Schweizer Versicherer und Banken nicht direkt davon betroffen, indirekt profitieren aber auch sie von dieser Lösung.

Bis gegen 9.55 Uhr gewinnnen die beiden Grossbankentitel CS und UBS 5,6% und 4,8%. Die Versicherungswerte werden von Swiss Life mit +5,0% und Bâloise +4,8% angeführt. Die beiden Versicherer profitieren infolge ihres grösseren Europa-Engagements mehr als die global diversifizierten ZFS und Swiss Re vom EU-Rettungsschirm. Swiss Re gewinnen 3,6% und ZFS 3,4. Der SMI notiert 2,1% höher.

Rekapitalisierung der Banken bis Ende Juni 2012
Auf dem EU-Gipfel einigten sich die Regierungschefs einerseits darauf, die Mittel des Euro-Rettungsfonds EFSF über einen Hebel um das vier- bis fünf-fache auf rund 1,4 Bio EUR zu erhöhen. Anderseits beschlossen sie, dass Private Gläubiger wie Banken und Versicherer auf die Hälfte ihrer Forderungen gegenüber Griechenland verzichten sollen. Diese belaufen sich Schätzungen zu Folge auf etwa 200 Mrd EUR. Um die Abschreibungen auf griechischen Anleihen verkraften zu können und besser gegen Zahlungsausfälle gewappnet zu sein, verständigten sich die Regierungschefs über eine Banken-Kapitalisierung bis zum 30. Juni 2012. Bis dahin müssen die systemrelevanten Banken ihre harte Kernkapitalquote auf 9% anheben. Sie müssen mit rund 106 Mrd EUR rekapitalisiert werden.

Letztes Puzzleteilchen zur Lösung der Schuldenkrise?
Mit den Plänen zur Rekapitalisierung hätten die EU-Mitglieder möglicherweise das letzte Puzzleteilchen zur Lösung des Problems in der Krise gefunden zu haben, resümierte ein Marktstratege den Beschluss. Das vorgelegte Massnahmepaket entspreche den Erwartungen, ergänzt Goldman Sachs in einem Kommentar. Die Banken müssten nun via Einbehaltung von Gewinnen, was Dividendenverzicht für die Aktionäre bedeutet, und die Herausgabe von sogenannten CoCos Bonds (Contingent convertible Bond) Mittel für die Rekapitalisierung beschaffen. Sollten die Institute aber nicht in der Lage sein, die Rekapitalisierung aus eigenen Mitteln zu schaffen, wird ihnen die öffentliche Hand unter die Arme greifen.

Beschlüsse hätten früher fallen müssen

Auch für die Experten der französischen Bank Exane BNP Paribas erfüllt der beschlossene Rettungsfonds EFSF die Erwartungen. Entsprechend erwarten sie kurzfristig eine positive Reaktion auf die Beschlüsse. Die Experten geben indes zu bedenken, dass sich die Politiker viel zu spät dazu entschieden haben, wodurch eine grosser Schaden entstanden sei, was letztlich wohl eine milde Rezession in der Eurozone zur Folge haben werde.

Weitere Fortschritte notwendig
Im Urteil der ZKB ist der EU ein wichtiger Schritt zur Eindämmung der Schuldenkrise gelungen. Ob die privaten Kapitalgeber aufgrund der Versicherungslösung nun den angeschlagenen Ländern wieder zu günstigeren Konditionen Geld leihen, sei aber nicht sicher, schreiben die Experten. Dazu brauche es sicher weitere Fortschritte in der Gesundung der Staatsfinanzen und weitreichende, strukturelle Reformen. Hierzu hat der Gipfel keine weiteren Ankündigungen oder Vereinbarungen gebracht. (awp/mc/ps)

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