Zürich – Die Aktien des Erstversicherers ZFS haben sich am Donnerstag in einem schwächeren Gesamtmarkt von ihren überdurchschnittlich hohen Kursverlusten zu Handelsbeginn wieder etwas erholt. Die Zurich hatte mit dem Jahresergebnis die Vorgaben der Analysten verfehlt, was Händler zufolge nun Gewinnmitnahmen nach sich ziehe. Fragen werfe auch die tiefere SST-Solvabilitätsquote auf. Stützend wirke dagegen die weiterhin attraktive Dividende.
Bis um 12.00 Uhr notieren ZFS 0,9% leichter bei 230,90 CHF. Zeitweise hatte der Valor bis zu 2,4% abgegeben, wobei das Tagestief bei 227,40 CHF markiert wurde. Gehandelt wurden bislang rund 350’000 Titel, das entspricht mehr als der Hälfte des durchschnittlichen Tagesvolumens der vergangenen Wochen. Der Gesamtmarkt (SMI) verliert derzeit 0,15%.
Solides Zahlenset
Die meisten Analysten sprachen von einem insgesamt soliden Zahlenset, wobei der Reingewinn und das operative Ergebnis die Marktvorgaben leicht verfehlt habe. Operativ habe erneut die Sparte Schadenversicherung eine gute Entwicklung gezeigt, schreibt Georg Marti von der ZKB. Die Combined Ratio sei trotz der hohen Schadenlast etwas besser als erwartet ausgefallen. In der Lebensparte habe die ZFS eine deutliche Zunahme mit Neugeschäft erzielt, so Marti. In der Bewertung der UBS habe der BOP (Business Operating Profit) im Sachversicherungsgeschäft unter den Erwartungen gelegen. Auch die Schadens-Prämienquote habe die Prognose nicht erreicht. Als Grund sieht Analyst James Pearce höhere Schadenssummen und Katastrophen-Kosten. Das Lebensversicherungsgeschäft habe die Erwartungen jedoch geroffen. Der Rückgang hier sei dem schlechten Investitionsumfeld und gestiegenen Kosten zuzuschreiben.
Bilanz leicht unter Erwartungen
Auch nach Ansicht der Bank Sarasin lag die Bilanz leicht unter den Erwartungen. Fundamental sei das Geschäft aber gut in Form mit einem soliden Zahlenwerk und Anzeichen für eine Verbesserung auf der Prämienseite, schreibt Sarasin-Experte Martin Schwab. Ein Update zum Swiss Solvency Test habe es nicht gegeben, die Dividendenhöhe wertet er jedoch als Zeichen dafür, dass das Management zuversichtlich ist, auch in Zukunft ausreichend freie Mittel zu generieren. Enttäuscht habe ZFS mit den Angaben zum Swiss Solvency Test (SST), schreibt die CS. Vor Abgabe der SST-Daten an die Finanzmarktaufsicht (Finma) schätzt ZFS den SST-Quotienten auf 190% nach 225% im Halbjahr. Die CS-Analysten befürchten, dass nach der Überprüfung durch die Finma der Quotient noch tiefer liegen könnte.
Wachstumsproblem noch nicht gelöst
Gemäss Kepler-Analyst Fabrizio Croce hat die Zurich ein passable Zahlenset veröffentlicht. Seiner Meinung nach könnte der Titel – zumindest bis zum Auszahlungstermin der Dividende – in den Bereich von 240 bis 250 CHF vorstossen. Die Equity Story bleibe aber schwierig, da das Wachstumsproblem der Gruppe noch nicht gelöst worden sei. Die UBS hält im Anschluss an die Ergebnispublikation weiter an ihrer Einschätzung «Neutral» für die ZFS-Aktie fest und sieht das Kursziel ebenfalls unverändert bei 230 CHF.
ZKB nimmt ZFS von «Übergewichten» auf «Marktgewichten» zurück
ZKB-Analyst Georg Marti hat die Einschätzung für ZFS von «Übergewichten» auf «Marktgewichten» zurückgenommen. Die Aktienbewertung sei mittlerweile deutlich angestiegen und mit der Dividendenausschüttung im April werde die Aktie in ihrer Kursentwicklung wohl eine Verschnaufpause einlegen. Die Bank Vontobel hält dagegen am «Buy»-Rating fest. Die Jahreszahlen seien zwar eine leichte Enttäuschung, die Bestätigung der Dividende bei 17 CHF je Aktie zeuge jedoch von Zuversicht, schreibt Stefan Schürmann. Er sieht für die Aktie noch weiteres Aufholpotential bei einem Kursziel von 270 CHF. Auch die Bank Sarasin sieht in den Zahlen keinen Grund ihre «Buy»-Einschätzung zu ändern. (awp/mc/ps)