Zürich – An der Schweizer Börse sind am Dienstag keine grossen Stricke zerrissen worden. Nach einem schwachen Vormittag legte der Leitindex SMI später etwas zu und pendelte lange um den Schlusskurs der Vortages herum. Er schloss schliesslich leicht im Plus. Im Fokus standen verschiedene Themen. Marktbeobachter nannten einerseits die geopolitischen Gefahren vom Ukraine-Krieg über den Nahost-Konflikt bis hin zur angespannten Lage am Roten Meer als Belastung, wodurch auch die Inflationsgefahren wieder zunehmen könnten. Und dies in einer Phase, in der die Marktteilnehmer ihre jüngst noch hohen Erwartungen an deutliche Zinssenkungen in diesem Jahr gerade erst etwas gestutzt hätten, sagte ein Händler.
In diesem Kontext werden nach Börsenschluss hierzulande erwartete Äusserungen von Fed-Direktor Christopher Waller mit Spannung erwartet. Ansonsten lag der Fokus in Übersee am Dienstag etwa auf der ersten Vorwahl der Republikaner um die Präsidentschaftskandidatur in Iowa, die der ehemalige Präsident Donald Trump klar gewann. Ausserdem standen nach dem gestrigen US-Feiertag die Banken im Fokus. Goldman Sachs überraschte im Schlussquartal 2023 mit einem satten Gewinn. Morgan Stanley verhagelte hingegen eine millionenschwere Zahlung an die Behörden die Periode. In Europa sorgte im Bankaktiensektor des Weiteren eine skeptische Studie der US-Bank JPMorgan für eine vorsichtige Stimmung.
Der Leitindex SMI schloss schliesslich 0,20 Prozent höher auf 11’229,65 Punkten. Der 30 Titel umfassende SLI stieg leicht um 0,03 Prozent auf 1769,54 Zähler, während der breite SPI um 0,23 Prozent auf 14’628,23 Zähler anzog. Von den 30 SLI-Werten gewannen zwölf an Wert hinzu, deren 18 gehörten zu den Verlierern.
Unangefochtene Spitzenreiter waren mit +8,0 Prozent die PS von Lindt & Sprüngli. Der Schokoladenhersteller fuhr 2023 erstmals in der Unternehmensgeschichte einen Umsatz von mehr als 5 Milliarden Franken ein. Zudem hob das Unternehmen seine Margenvorgaben ans obere Ende der bisherigen Zielbandbreite an. Analysten zeigten sich entzückt.
Holcim (-0,5%) wiederum standen wegen eines Gerichturteils in Frankreich im Fokus. Die Tochter Lafarge scheiterte im Syrien-Prozess mit einem Rekurs vor dem französischen Kassationsgerichtshof teilweise. Die Aktie reagierte mit nervösen Ausschlägen, doch beruhigte sich der Kurs bald.
Was die Banken anbelangt, so drückten bei Julius Bär (-1,5%) einerseits die schlechte Stimmung im europäischen Bankensektor, andererseits ein Analystenkommentar auf den Kurs. Die Bank müsse nach den enttäuschenden Zwischenzahlen und dem Engagement bei der angeschlagenen Signa-Gruppe erst das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen, hiess es. UBS (+0,2%) hielten sich besser und schlossen im Plus.
Auch generell hatten Analystenkommentare einen grösseren Einfluss. So verloren Partners Group 1,5 Prozent, weil Experten der Société Générale die Daumen senkten. Sie empfehlen die Titel neu zum Verkauf, weil sie die ersten Daten zu den Verwalteten Vermögen 2023 als enttäuschend einstufen.
Die beiden Uhrenhersteller Richemont (-1,7%) und Swatch (-1,3%) setzten ihre anhaltend schwache Performance fort. Die Branche litt nebst den vorsichtigen Analystenkommentaren unter enttäuschenden Zahlen von Burberry und Hugo Boss. Die nächsten Kursimpulse für die Luxusgüterbranche liefert Richemont am Donnerstag mit den Quartalszahlen. Zudem werden die Jahreszahlen 2023 von Swatch in nächster Zeit erwartet. Das genaue Datum gibt der Uhrenproduzent wie üblich nicht bekannt.
In den hinteren Reihen fielen Stadler Rail (-7,8%) negativ auf, sie wurden ebenfalls von einem Analystenkommentar belastet. Bei Meyer Burger (-12%) hiess es nach der gestrigen Verkaufsempfehlung laut Händlern: «Es rette sich, wer kann.» Und Idorsia (-7,2%) näherten sich dem Allzeittief, weil das Geschehen von der Angst vor einer schmerzhaften Kapitalerhöhung überschattet wurde, sagte ein Händler.
Besser erging es im breiten Markt dafür Arbonia (+5,3%) oder BVZ (+4,3%) ohne News. (awp/mc/ps)