Europa-Verlauf: Weitere Stabilisierung nach Einbruch

Börse Europa

(Adobe Stock)

Paris / London / Zürich – An Europas wichtigsten Aktienmärkten haben sich die Kurse am Dienstag weiter stabilisiert. Bereits tags zuvor hatten die Kurse sich von einem starken Einbruch teilweise erholt, wenngleich am Ende doch hohe Verluste auf der Kurstafel gestanden hatten. Angesichts der Unwägbarkeiten des Zollstreits mit den USA bleibt die Unsicherheit aber hoch.

Der EuroStoxx 50 legte am Mittag um 0,89 Prozent auf 4.697,76 Punkte zu. Auch ausserhalb des Euroraums sah es ähnlich aus. Der Schweizer SMI zog um 1,55 Prozent auf 11.216,17 Punkte an. Mit dem britischen FTSE 100 ging es um 1,75 Prozent auf 7.836,39 Punkte nach oben.

Eine Entspannung im Zollkonflikt zeichnet sich bislang nicht ab, weshalb die Erholung lediglich im Rahmen einer technischen Gegenbewegung ablief. US-Präsident Donald Trump verschärfte die Lage zuletzt noch, indem er der chinesischen Führung bei einem Termin im Weissen Haus bis 12.00 Uhr Zeit gab, die von Peking verkündeten Gegenzölle in Höhe von 34 Prozent wieder zurückzunehmen. Andernfalls werde er China mit zusätzlichen Zöllen von noch einmal 50 Prozent belegen.

«Die sich potenziell ableitbare Dynamik nimmt sehr dramatische Züge für die globale Konjunkturentwicklung an», merkte Marktexperte Andreas Lipkow dazu an. «China stellt speziell auch für die Europäische Währungsunion einen wichtigen Handelspartner dar, der dann zukünftig eventuell grundsätzlich weniger Produkte importieren würde.»

Immerhin scheint zwischen Europa und den USA noch nicht das Eskalationsniveau wie zwischen den USA und China erreicht zu sein. «Die Handelsminister der EU-Staaten waren bei ihrem gestrigen Treffen bemüht, Geschlossenheit zu zeigen – sie verfolgen ohnehin eine Sowohl-Als-Auch-Strategie und signalisieren einerseits Verhandlungsbereitschaft und andererseits die Bereitschaft, Gegenmassnahmen zu ergreifen», hiess es dazu von der Landesbank Baden-Württemberg. «Zudem ist die EU in unserer Wahrnehmung bemüht, das Tempo aus der Eskalationsspirale herauszunehmen.»

Stärkster Sektor waren die Industriewerte. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte vorgeschlagen, die EU und die USA sollten gegenseitig alle Zölle auf Industriegüter aufheben. Das wurde von Trump zwar abgelehnt, doch gab es auch Hoffnungsschimmer. «Immerhin: Peter Navarro, Handelsberater im Weissen Haus, nannte den EU-Vorschlag einen guten Anfang», hiess es von der Landesbank Baden-Württemberg.

Auch die gebeutelten Technologiewerte legten zu. Das Schwergewicht ASML zog um 3,5 Prozent an, nachdem Samsung im ersten Quartal mit einem stabilen operativen Gewinn positiv überrascht hatte.

Überschaubar blieb dagegen die Stabilisierung des abgestürzten Bankensektors. «Wachstumssorgen und die hohe Unsicherheit könnten das Kreditwachstum der Banken belasten und die hohen Marktschwankungen könnten Fusions- und Übernahmeaktivitäten der Unternehmen dämpfen und die Bank-Provisionen schmälern – so die Bedenken der Anleger», stellte Kapitalmarktstratege Ulrich Stephan von der Deutschen Bank dazu fest. «Zudem preisen die Märkte mittlerweile eine schnellere Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank ein als noch zu Monatsbeginn, was die Nettozinsmarge europäischer Banken belasten würde.» Allerdings habe die Bewertung durch die Verluste wieder ein günstiges Niveau erreicht. «Zudem sollten die Fiskalprogramme vieler EU-Länder ab 2026 zu einer Sonderkonjunktur führen und damit auch die private Kreditnachfrage stützen.» (awp/mc/ps)

Euronext
Aktueller Stand Eurostoxx50 bei Google

Exit mobile version