Frankfurt – Das britische Pfund bleibt wegen der Sorge über die Folgen eines ungeregelten Austritts Grossbritanniens aus der EU auf Talfahrt. In der Nacht zum Montag wurden für ein Pfund zeitweise nur noch 1,0724 Euro gezahlt. Dies ist der niedrigste Kurs seit dem Herbst 2009. Das Rekordtief von 1,0200 Euro für ein Pfund aus dem Krisenjahr 2008 rückt damit in greifbare Nähe. Zuletzt kostete ein Pfund am Montag wieder 1,0800 Euro.
Auch zum US-Dollar bleibt die britische Währung auf Talfahrt. Hier wurde in der vergangenen Nacht bei 1,2015 Dollar für ein Pfund der tiefste Kurs seit Anfang 2017 erreicht.
Seit Ende Juli hat sich das Tempo der Pfund-Talfahrt deutlich erhöht. Der neue Premierminister Boris Johnson hatte klar gemacht, dass seine Regierung auf jeden Fall einen Austritt aus der EU Ende Oktober anstrebt, notfalls auch ohne Abkommen.
Brexit-Sorgen und schwache Konjunkturdaten belasten
Neben der Sorge vor einem ungeregelten Brexit sorgten auch überraschend schwache Konjunkturdaten für Druck auf die britische Währung. Am vergangenen Freitag war bekannt geworden, dass die Wirtschaft des Landes im zweiten Quartal um 0,2 Prozent geschrumpft ist. Die Finanzmärkten hatten hingegen eine Stagnation erwartet.
Die Wachstumsdaten für das zweite Quartal haben «den Fokus auf die Bedrohungen für die britische Wirtschaft gelenkt», sagte Analyst Neil Wilson vom Handelshaus Markets.com. Seiner Einschätzung nach werde das Pfund durch eine Kombination aus einer abflauenden heimischen Wirtschaft, einer allgemeinen Schwäche der Weltwirtschaft und dem Risiko eines ungeregelten Brexits nach unten gezogen.
Analyst Craig Erlam vom Handelshaus Oanda verwies darauf, dass es innerhalb der EU keine Hinweise auf ein Einlenken auf britische Forderungen gebe und dass die Zeit bis zum Brexit-Datum Ende Oktober schnell verstreiche. «Die politische Lage bietet keine Hoffnungsschimmer», kommentierte Devisenexperte Manuel Andersch von der BayernLB die Lage. (awp/mc/ps)