CH-Schluss: Deutliches Plus trotz Griechenland
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat sich zum Wochenauftakt trotz des Wahlausgangs in Griechenland weiter gut gelaunt gezeigt und die Gewinne vom Freitag nochmals ausgebaut. Anfänglich hielten sich die Anleger zwar noch etwas zurück – der SMI eröffnete leicht im Minus. Doch bis zum Mittag kamen die Käufer im grossen Stil zurück. Die europäischen Investoren seien anhaltend euphorisiert von der billionenschweren Geldspritze, die die Europäische Zentralbank (EZB) den Börsen in der Vorwoche verabreicht habe, hiess es am Markt.
Da sich die Wahl-Sieger in Griechenland, das Linksbündnis Syriza, auf die Fahnen geschrieben haben, einen Teil der Reformen rückgängig zu machen und den Sparkurs zu lockern, hätten die Investoren zunächst etwas stärker auf Sicherheit gesetzt und sich zurückgehalten, hiess es. Allerdings sei der Ausgang der Wahlen ja auch nicht richtig überraschend gewesen. Investoren spekulierten zudem auf den «guten Willen» der europäischen Politiker, die alles dafür geben dürften, die Euro-Krise nicht wieder aufflammen zu lassen. «Der Sieg der Syriza bedeutet nicht den Austritt Griechenlands aus der Eurozone», so ein Händler.
Der Swiss Market Index (SMI) gewann schliesslich 1,66% auf 8’296,45 Punkte; das Tageshoch lag kurz nach Mittag bei 8’311,31 Punkten. Damit setzte der SMI den Erholungskurs der Vorwoche fort, ist aber nach wie vor weit entfernt von den Höchstständen bei über 9’200 Punkten vor der Aufhebung des Mindestkurses durch die SNB. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) avancierte am Montag um 1,63% auf 1’208,94 und der breite Swiss Performance Index (SPI) gleichzeitig um 1,64% auf 8’173,20 Zähler. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 29 im Plus und lediglich Swatch im Minus.
Clariant (+4,7%) konnten die Gewinne im Tagesverlauf kontinuierlich ausbauen und gingen als prozentuale Tagessieger unter den SMI/SLI-Titel hervor. Ihnen deutlich auf den Fersen folgten SGS (+4,2%). Die Titel des Warenprüfers hatten u.a. nach der Bekanntgabe von Jahreszahlen und eines neuen Konzernchefs letzte Woche knapp 4% verloren und waren damit schwächster SMI-Wert. Massiv fester schlossen zudem Aryzta (+3,6%).
Auch die Schwergewichte Roche (+2,5%), Novartis (+1,8%) und Nestlé (+1,2%) wurden deutlich höher gehandelt und trugen massgeblich zum Anstieg des Leitindex bei. Die zwei Pharma-Titel hatten im Nachgang zum SNB-Entscheid massiv an Wert eingebüsst. Die Konzerne präsentieren Mittwoch bzw. Dienstag ihre Jahreszahlen 2014.
Die volatilen Transocean (+2,8%) legten letztendlich ebenfalls ordentlich zu. Die Titel des Ölplattform-Servicedienstleisters hatten am Freitag im US-Handel deutliche Abgaben verzeichnet; weshalb sie zunächst auch am Schweizer Markt etwas unter Druck standen. Zu den Gewinner zählten weiter Richemont sowie Actelion (je +2,4%).
Auch Sika (+2,1%) konnten einen Grossteil der anfänglichen Gewinne verteidigen. Beim Baustoffkonzern geht der Streit zwischen Verwaltungsrat/Management sowie der Besitzerfamilie um die Mehrheitsübernahme weiter. Erstere sprechen letzterer das Recht auf eine ausserordentliche Generalversammlung ab. Letztere wollen sich juristisch dagegen wehren. Der heutige Kursgewinn wurde im Markt mit einem möglichen Scheitern der Transaktion Sika/Saint-Gobain begründet.
Vom deutlichen Minus am Morgen zum Plus bei Handelsschluss wechselten die Titel der CS (+0,9%). Die Grossbank prüft laut einem Medienbericht ein weiteres Sparpaket. Wegen der Frankenstärke müssten die Kosten nochmals um 500 Mio CHF runter, zitierte die «NZZ am Sonntag» eine «zuverlässige Quelle aus dem Umfeld des CS-Topmanagements». UBS (+1,6%) legten gar noch klarer zu. Auch Julius Bär (+1,4%) drehten im Tagesverlauf vom Minus deutlich ins Plus – eine Woche vor der Zahlenbekanntgabe.
Einzige Verlierer waren zum Wochenauftakt Swatch (-1,5%). Dabei versicherte Konzernchef Nick Hayek gegenüber dem Sonntags-Blick, dass der SNB-Entscheid an der langfristigen Strategie nichts ändere, auch nicht in Bezug auf den Werkplatz Schweiz.
Am breiten Markt wurden Cytos (+22%) grössere Aufmerksamkeit zuteil. Die Gläubigerversammlung der Biotech-Firma stimmte mit grosser Mehrheit der Umwandlung von Wandelanleihen in Aktien zu; damit kann vorerst der drohende Konkurs abgewendet werden. Der Handel mit Cytos-Aktien wurde wegen der Gläubigerversammlung vorübergehend eingestellt und nach Wiederaufnahme nahmen die Titel zeitweise sogar mehr als 30% zu. Die Wandelanleihe notierte zum Schluss bei 89%, nach 75% vor Handelseinstellung.
Grössere Gewinne im breiten Markt gab es u.a. für CKW (+9,4%) oder Meyer Burger (+7,3%); klar unter Druck standen dagegen New Value (-10%), Repower (-4,9%) und AFG (-3,2%). (awp/mc/upd/ps)