Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt dürfte den Handel am Dienstag von schwachen Vorgaben belastet erneut klar tiefer eröffnen und damit die am Vortag erlittenen Kursverluste ausweiten. Händler verweisen auf die wieder stärker werdenden Sorgen um die Schuldenkrise in der Eurozone. Dies habe am Vorabend auch auf die Entwicklung an der US-Börse gedrückt.
Zusätzlich belasten Konjunktursorgen aus China und negative Nachrichten aus der Finanzindustrie: So ist der US-Börsenmakler MF Global wegen Spekulationen am Euro-Markt Pleite gegangen und in der Schweiz hat die Credit Suisse mit Quartalszahlen die Vorgaben verfehlt.
Im Vorfeld des G20-Gipfels vom Donnerstag und Freitag bleiben Nachrichten aus Europa im Fokus der Anleger. In Griechenland hat Regierungschef Papandreou überraschend angekündigt, dass das griechische Volk über die von der EU beschlossenen Rettungsmassnahmen abstimmen soll. Mit dem geplanten Referendum sei für die Rettung Griechenlands ein neues Risiko entstanden, hiess es im Handel. Gemäss Umfragen lehnen zum heutigen Zeitpunkt rund 60% der Griechen das Rettungspaket ab. Der Euro hat zum Dollar daraufhin an Wert eingebüsst und ist zeitweise unter die Marke von 1,38 gerutscht.
Bis um 08.20 Uhr verliert der vorbörslich von Clariden Leu berechnete SMI 2,01% auf 5’615,81 Punkte.
Credit Suisse (vorbörslich noch kein Kurs) dürften nach dem Ausweis von Quartalzahlen schwächer in den Handel starten. Die Grossbank hat für das dritte Quartal einen unter den Markterwartungen liegenden Reingewinn ausgewiesen. Allerdings wurde das Ergebnis durch Rückstellungen für Steuerstreitigkeiten mit den USA und Deutschland belastet, die in dieser Höhe wohl nicht in den Analystenschätzungen enthalten waren. Die CS reagiert auf das veränderte Marktumfeld und tritt noch stärker auf die Kostenbremse. Ausserdem soll das Investment Banking vermehrt in den Dienst der anderen Einheiten gestellt werden.
Die meisten vorbörslich gehandelten Aktien geben etwas mehr als 2% nach. So auch die Titel der CS-Konkurrentin UBS (-2,1%). UBS hatten bereits am gestrigen Montag mit 6,3% deutlich an Wert verloren und werden nun die Gewinnmitnahmen wohl ausweiten. Dazu dürfte es wohl auch bei konjunktursensitiven Aktien wie ABB (-2,2%), Richemont oder Swatch (je -2,1%) kommen.
Die Index-Schwergewichte Roche, Novartis und Nestlé verlieren im vorbörslichen Geschäft alle 2,1% und können sich der negativen Börsenstimmung am Dienstag wohl auch nicht entziehen.
Im breiten Markt hat der Westschweizer Technologiekonzern Kudelski am Vorabend die Pläne für die mit dem Halbjahresausweis angekündigte Umstrukturierung vorgelegt. Kudelski will die Kostenbasis um 90 Mio CHF senken und baut dafür 270 der insgesamt 3’000 Stellen ab. Die Gruppenleitung werde ebenfalls verkleinert, hiess es.
Der Komponenten- und Gehäusehersteller Phoenix Mecano hat im dritten Quartal den Umsatz, der in Euro ausgewiesen wird, leicht gesteigert, musste aber einen Gewinnrückgang hinnehmen. Insgesamt wurden die Vorgaben der Analysten aber übertroffen. (awp/mc/pg)