Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt dürfte am Freitag erneut mit Verlusten in den Handel starten. Händler verweisen dabei auf die anhaltenden Sorgen um die Kreditwürdigkeit der USA. Die Vorgaben aus Übersee fallen derweil gemischt aus. Der Dow-Jones-Index hat zwar gegenüber dem Stand bei Handelsende in Europa noch leicht nachgegeben, konnte sich aber wiederholt von den Tagestiefs lösen. Mit Standard & Poor`s äusserte sich am Vorabend eine weitere Ratingagentur zur langfristigen Bonität der grössten Volkswirtschaft und kündigte an, das Rating mit mindestens fünfzigprozentiger Wahrscheinlichkeit innerhalb der nächsten drei Monate herunterzustufen.
Derweil gehen bei den Investoren auch die Diskussionen um die europäisch Schuldenkrise weiter. Am Nachmittag könnten zudem noch diverse US-Makrozahlen für Bewegung sorgen. Das (nachbörslich) erwartete Ergebnis eines Stresstests bei den Banken durch die europäische Bankenaufsicht sorge ebenfalls für Nervosität, heisst es.
Der von Clariden Leu berechnete vorbörsliche SMI notiert gegen 08.20 Uhr 0,24% schwächer bei 5`966,39 Punkten.
Mit SGS (-0,7%) hat der erste Blue Chip Zahlen für die ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres vorgelegt und damit den Zahlenreigen so richtig eröffnet. Auf den ersten Blick enttäuscht das vorgelegte Resultat und fiel unter den Erwartungen des Marktes aus. Vor allem der starke Franken wirkte sich beim Umsatz negativ aus.
Erneut unter Abgabedruck dürften die bereits am Vortag stark verkauften Bankenaktien kommen. Barclays hat die Kursziele für Julius Bär (-0,4%), Credit Suisse (-0,3%) und UBS (-0,3%) reduziert. Damit würden die jüngsten Währungsbewegungen und die geringere Kundenaktivität im Investment Banking und der Vermögensverwaltung berücksichtigt, schreibt die Bank in einem Branchenkommentar. Die Probleme seien zwar nicht neu, gingen aber wohl weiter als am Markt derzeit erwartet werde.
Zudem ist die Credit Suisse ins Visier der amerikanischen Behörden geraten. Sie ist Gegenstand einer Untersuchung des US-Departement of Justice, wie die Bank mitteilte. Dabei gehe es um eine branchenweite Untersuchung der US-Behörden zum grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungsdienstleistungen für US-Personen in der Vergangenheit.
Rückstufungen gibt es zudem für Richemont (-0,3%) durch die Deutsche Bank. Diese sieht beim Luxusgüterkonzern dunkle Wolken aufziehen und senkt ihr Rating auf «Hold» und das Kursziel auf 59 von 63 CHF. Das Unternehmen sei anfälliger gegenüber Makrorisiken als de Konkurrent Swatch (-0,2%). Für letztere wurde entsprechend das Kursziel erhöht.
Einen positiven Kommentar schreibt Barclays im Vorfeld der Halbjahreszahlen zu Roche (-0,2%) und erhöht dabei das Kursziel für die Papiere auf 158 von bisher 154 CHF. Der Pharmakonzern gab ausserdem bekannt, dass das Medikament Pertuzumab bei der Behandlung von Brustkrebs in einer Phase-III-Studie ihre Ziele erreicht hat. Noch in diesem Jahr sollen die Studienergebnisse den Gesundheitsbehörden weltweit zur Zulassung vorgelegt werden. Novartis (-0,4%) dürften ebenso mit leichten Verlusten starten.
Auch aus der zweiten Reihe gibt es rege Informationstätigkeit. Diverse Unternehmen haben Zahlen zum ersten Halbjahr vorgelegt. EMS-Chemie konnte dabei die Erwartungen der Analysten-Gemeinde erfüllen. Für die Zukunft geht der Chemiekonzern aber von einer Verlangsamung der Konjunktur aus und rechnet mit einem schwierigeren Umfeld. Bei der Zuger Kantonalbank fiel das Semesterergebnis etwas schwächer als im Vorjahr aus.
Temenos hat seine Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr reduziert. Aufgrund des aktuell schwierigen Geschäftsumfelds wird neu mit Lizenzeinnahmen im Rahmen von 176 bis 184 Mio USD gerechnet, bisher lag die Erwartung bei 197 bis 205 Mio. (awp/mc/ps)