CH-Schluss: Schwächer

CH-Schluss: Schwächer

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Donnerstag nach gutem Beginn mit Kursverlusten abgeschlossen. Die Hoffnung auf eine weitere geldpolitische Lockerung der US-Notenbank hatte den Leitindex SMI in der ersten Handelsstunde noch auf über 6’500 Punkte steigen lassen. Doch schon kurz darauf machte sich unter den Anlegern Skepsis breit, ob die Fed den Worten auch Taten folgen lässt. Die Kursgewinne bröckelten Stück für Stück ab und als James Bullard, Präsident der regionalen Notenbank von St. Louis, am Nachmittag mit seinen Aussagen die Hoffnungen auf zusätzliche Stützungsmassnahmen dämpfte, drehte der SMI in die Verlustzone.

James Bullard hatte sich in einer TV-Sendung zu neuen Anleiherückkäufen («QE3») zurückhaltend geäussert: Anhand der jüngsten Konjunkturdaten sei er sich nicht sicher, ob ein solches Programm tatsächlich notwendig sei, sagte er.

Auch in China hoffen die Anleger darauf, dass die dortige Notenbank die Wirtschaft mit weiteren Zinssenkungen ankurbelt. Neue Nahrung erhielten die Spekulationen am Donnerstag mit den schwachen Daten zum chinesischen Einkaufsmanagerindex. Derweil wird in Europa über die Rettung Griechenlands diskutiert. Der deutsche Finanzminister Schäuble stellte sich im Vorfeld des Treffens von Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Hollande weiter gegen die zeitliche Fristerstreckung der Sparauflagen für Griechenland.

Der Swiss Market Index (SMI) verlor bis Börsenschluss um 0,33% auf 6’453,91 Punkte; im frühen Geschäft war er noch bis auf ein Tageshoch von 6’513 Stellen geklettert. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank um 0,32% auf 956,57 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,34% auf 5’964,87 Punkte.

Bei den Blue Chips gaben Nobel Biocare mit -3,5% am stärksten nach. Im Nachgang zu den Halbjahreszahlen, die am Mittwoch zu einem leichten Kursplus geführt hatten, haben unter anderen die Analysten der Deutschen Bank und der UBS ihre Kurszielschätzungen für die Titel des Dentalimplantateherstellers gesenkt.

Zu grossen Verlusten kam es auch bei den Banken: UBS büssten 1,3% und Julius Bär 1,7% ein. Händler verwiesen bei Julius Bär auf den deutlichen Anstieg von Leerverkaufs-Positionen. Demgegenüber haben sich die Short-Positionen auf den Papieren der Credit Suisse (+0,6%) offenbar über Deckungskäufe halbiert, was kursstützend wirke, hiess es. Ausserdem stufte die Deutsche Bank das Anlagerating der CS auf «Buy» hoch.

Auf die Stimmung am Gesamtmarkt drückten insbesondere auch die Pharmaschwergewichte Novartis (-1,1%) und Roche (-0,4%), während Nestlé mit +0,3% etwas dagegen hielten.

Logitech kletterten – beflügelt von Spekulationen auf eine Produktinitiative – um 5,7% in die Höhe und Geberit verteuerten sich um 1,2%. Derweil verhalf ein Grossauftrag für den neuen Terminal am Münchner Flughafen den Schindler-Papieren (+0,1%) zu einem kleinen Plus. Das Unternehmen liefert 50 Aufzüge, 56 Fahrtreppen und bis zu 20 Fahrsteige. Weitere 14 Anlagen sollen im Verbindungsbahnhof gebaut werden.

Die Aktien der Luxusgüterkonzerne Richemont (-0,5%) und Swatch (-0,7%) reagierten mit Abgaben auf die Daten der Uhrenexporte. Das nominale Wachstum blieb mit gut 15% im zweistelligen Prozentbereich, hat sich gegenüber dem Vormonat aber etwas abgeschwächt. Die Ausfuhren in die zuletzt stark boomenden Absatzmärkte Hong Kong und China gingen zurück, dieser Rückgang wurde allerdings durch die gute Entwicklung in europäischen Ländern und Nordamerika mehr als kompensiert.

Im breiten Markt enttäuschten vor allem Kuoni (Aktie: -8,7%) und Valora (-5,0%) mit Geschäftszahlen. Der im ersten Quartal für den Reisekonzern Kuoni übliche Verlust fiel höher aus als erwartet. Vor allem die Märkte in Südeuropa litten stark unter der Schuldenkrise, während der Bereich Outbound Nordic weiteres Wachstum verzeichnete. Der Handelskonzern Valora litt unter dem schwachen Pressemarkt und dem Einkaufstourismus über die Schweizer Grenzen und hat einen Gewinnrückgang verbucht.

Zudem hatten noch Gategroup (-1,8%), Kardex (-0,8%) und Orior (+0,2%) ihre Bilanzen präsentiert. Auch die Immobilienunternehmen Peach Property (unv.) und Allreal (-0,4%) legten ihre Semesterabschlüsse vor.

Schmolz+Bickenbach weiteten die starken Kursverluste des Vortages mit -3,8% noch aus. Im Nachgang zu den am Mittwoch publizierten Gewinneinbruch im ersten Halbjahr senkten Commerzbank, Helvea und die Bank Vontobel das Kursziel für die Titel des Stahlunternehmens. (awp/mc/upd/ps)

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