CH-Ausblick: Schwächer erwartet

CH-Ausblick: Schwächer erwartet

Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt dürfte der Aufwärtstrend der vergangenen Handelstage am Dienstag zu einem vorläufigen Ende kommen. Die Stimmung der Anleger hat über Nacht auf die negative Seite umgeschlagen und der Leitindex SMI wird wohl im Sog der europäischen Märkte tiefer eröffnen. Auslöser dafür sind belastende Aussagen von Standard & Poor’s.

Die Ratingagentur droht je nach Ausgang des EU-Gipfels von Donnerstag und Freitag die Einschätzung zur Kreditwürdigkeit von 15 Ländern der Eurozone abzustufen. Die US-Futures und die Börsen in Asien stehen mit Blick auf die Meldung ebenfalls unter Abgabedruck.

S&P stellte unter anderem die Senkung des Top-Ratings «AAA» in Deutschland um einen Notch in Aussicht. Dem zweiten wirtschaftlichen Schwergewicht, Frankreich, droht sogar die Absenkung um bis zu zwei Stufen. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy reagierten betont unaufgeregt. Eurogruppe-Chef Jean-Claude Juncker übte scharfe Kritik an der «unfairen» und «komplett exzessiven» Entscheidung der Agentur. Im Handel wird die S&P-Aktion als Warnschuss im Vorfeld der EZB-Sitzung vom Donnerstag und des EU-Gipfels gewertet, wodurch die Unsicherheit an den Finanzmärkten wieder steige.

Bis um 08.20 Uhr verliert der vorbörslich von Clariden Leu berechnete SMI um 0,76% auf 5’696,06 Punkte. Der Euro hat sich zum Franken abgeschwächt, konnte allerdings die Marke von 1,23 halten. Bis zum Berichtszeitpunkt kostet ein Euro 1,2344 CHF nach Tageshöchstwerten vom Montag bei 1,2380 CHF.

Besonders belastend dürfte die S&P-Aktion auf die Finanzwerte wirken. Diese gehören im vorbörslichen Geschäft denn auch zu den grössten Verlierern. Credit Suisse, ZFS oder UBS geben um je 0,8% nach. Die Analysten von Morgan Stanley haben in einer Sektorstudie die Kursziele für CS und UBS zurückgenommen.

Der Rückversicherer Swiss Re (-0,9%) machte am Dienstag Angaben zu den Schadenerwartungen aus den Überschwemmungen in Thailand. Der Konzern schätzt den Schaden auf 600 Mio USD, wobei diese Erwartungen mit grossen Unsicherheiten behaftet seien.

Die konjunktursensitiven Aktien wie Givaudan (-0,9%), Adecco (-0,9%) oder Holcim (-0,8%) geben ebenfalls überdurchschnittlich deutlich nach. Allerdings können sich auch die Index-Schwergewichte Novartis, Nestlé und Roche (je -0,7%) dem Abgabedruck nicht entziehen.

SGS verlieren dagegen mit 0,5% etwas weniger an Wert. Der Warenprüfkonzern hat eine weitere, kleinere Übernahme angekündigt. Er übernimmt in Australien die auf Umweltanalytik-Services spezialisierte Leeder Consulting. Die Gesellschaft wird im laufenden Jahr mit 33 Mitarbeitern voraussichtlich einen Umsatz von rund 5,6 Mio CHF erwirtschaften.

Im breiten Markt hat die Schaffner Gruppe mit den Zahlen zum Geschäftsjahr 2010/11 die Vorgaben beim Umsatz und Betriebsgewinn verfehlt. Weiter musste Infranor eine Gewinnwarnung herausgeben. Standard & Poor’s hat die Emittenten-Ratings von insgesamt 14 Schweizer und Liechtensteiner Banken aufgrund der neuen Bewertungskriterien angepasst. Die Anpassungen bei den Grossbanken wurden zu einem früheren Zeitpunkt bekanntgegeben. (awp/mc/pg)

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