CH-Ausblick: Schwächer – Griechenland-Diskussion belastet
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt dürfte – im Einklang mit den anderen europäischen Märkten – deutlich tiefer in die neue Woche starten. Noch am Freitag hatten die Märkte auf die neuesten Job-Daten aus den USA mit klaren Gewinnen reagiert, doch bereits am Abend waren Gerüchte über neue Probleme bei der Schuldenbewältigung in Griechenland aufgekommen und hatten den Euro und die noch offenen US-Märkte belastet. Spekulationen über eine bevorstehende Umschuldung oder gar den Austritt aus der Euro-Zone des stark verschuldeten südeuropäischen Landes wurden zwar sofort dementiert, waren aber doch Gesprächsthema in Finanzkreisen und in der Presse am Wochenende.
Die offensichtlich verstärkte Aktivität der Troika (EZB, IWF, EU-Kommission) in Athen deute klar darauf hin, dass sich dort etwas tue. Und solange darüber keine Klarheit herrsche, dürften die Aktienmärkte unter Druck bleiben, hiess es in Marktkreisen.
Der vorbörslich von Clariden Leu berechnete SMI steht um 8.20 Uhr 0,55% tiefer bei 6’490,86 Punkten.
Schwächster Wert sind vorbörslich Holcim (-2,0%), allerdings wird dieser Titel am Montag Ex-Dividende von 1,50 CHF gehandelt. Die vorbörslichen Verluste entsprechen denn auch mehr oder weniger dieser Ausschüttung.
Ansonsten sind aufgrund der Spekulationen um Griechenland und um Banken, die davon betroffen sein könnten, vor allem die Finanzwerte unter Druck. So büssen UBS, Swiss Re oder CS vorbörslich alle im Bereich von knapp einem Prozent ein. Die UBS ist ausserdem Thema eines Artikels in der englischen «Financial Times». Darin heisst es, UBS-Manager hätten im privaten eingestanden, dass die Bank ihre ehrgeizigen Finanz-Ziele kaum erreichen dürfte.
Credit-Suisse-CEO Brady Dougan hat sich ausserdem in einem Interview für strengere Regeln beim Schweizer Finanzsektor eingesetzt. Seien die Too-big-to-fail-Regeln und die Vorschriften von Basel III dereinst in Kraft, werde das ganze System wesentlich robuster. Bereits heute sei das Bankensystem sicherer als vor der Finanzkrise, sagte der Manager in einem Interview mit der Wochenendbeilage «Das Magazin» des Tamedia-Verlags.
Ansonsten ist die News-Lage im Blue-Chips-Sektor eher dürftig. Eine Ausnahme bildet ABB (-0,6%). Der Konzern will das Geschäft mit Unternehmenssoftware ausbauen und übernimmt dazu die im australischen Brisbane beheimatete Mincom mit einem Umsatz von rund 200 Mio USD. Da diese Transaktion allerdings klein ist, dürfte der Einfluss auf den Aktienkurs minim sein, heisst es.
Swiss Life-Chef Bruno Pfister tritt Spekulationen um eine Übernahme des Lebensversicherers entgegen. «Wichtig ist, dass es nur Gerüchte sind. Insbesondere die Idee, Swiss Life könnte von Allianz übernommen werden, entbehrt jeglicher Grundlage», sagte Pfister der Wochenendpresse. Er schätze generell die Gefahr einer Übernahme als relativ gering ein. Nicht zuletzt, weil Swiss Life in vielen Segmenten mit stark politischer Prägung aktiv sei. Ein vorbörslicher Kurs gibt es für die Aktie allerdings nicht.
Die geringsten Verluste gehen vorbörslich vor allem an defensive Werte. So büssen Swisscom und Synthes je 0,3% ein, Nestlé und Novartis je 0,4% und Roche 0,5%.
Im breiten Markt könnte Metall Zug im Fokus sein. Der Konzern zieht eine Abspaltung des Immobilienbereichs in Betracht. VR-Präsident Jürgen Dormann informierte anlässlich der GV die Aktionäre, dass der Verwaltungsrat eine Abspaltung des Geschäftsbereichs Immobilien im Verlauf des Jahres 2012 prüfe. (awp/mc/ps)