Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag einmal mehr eine bewegte Sitzung absolviert und dabei deutlich zugelegt. «Die Achterbahnbörsen gehen weiter», sagte ein Händler und sprach von Kursbewegungen, die nicht mehr so einfach zu verstehen seien. Der Markt scheine nun aber trotz der hohen Volatilität über der Zone von 8’000 bis 8’400 Punkten einen Boden gebildet zu haben.
Händler erklärten sich den Kursanstieg auch damit, dass die Anleger die vom Fed, der EZB, der SNB und der BoE in Aussicht gestellten umfangreichen Stützungsmassnahmen wohl doch nicht so ohne Wirkung betrachteten und daher neuen Mut gefasst hätten. Dabei sei es zu massiven Deckungskäufen gekommen. «Anders sind solche Kurssprünge kaum zu erklären», sagte ein Händler. Dazu kämen wohl auch noch verfallsbezogene Transaktionen vor dem grossen Eurex-Quartalstermin am Freitag.
Der SMI schloss nach einem volatilen Verlauf mit 5,32 Prozent im Plus auf dem Tageshoch bei 8’782,24 Punkten. Der Volatilitätsindex VSMI ging zwar um fast acht Prozent zurück, verharrt nach weiter mit knapp 70 Punkten auf einem hohen Niveau.
Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien enthält, kletterte um 5,02 Prozent auf 1’260,57 Punkte und der breite SPI um 5,56 Prozent auf 10’692,19 Punkte. Dabei schlossen 28 SLI-Werte fester und 2 schwächer.
Die mit Spannung erwartete geldpolitische Lagebeurteilung durch die SNB beeinflusste das Geschehen zunächst nicht. Aber im Verbund mit den anderen Zentralbanken werteten die Marktteilnehmer die Massnahmen als positiv. Die SNB tastet die Zinsen nicht an, prüft aber wegen des Coronavirus zusätzliche Massnahmen. Sie arbeitet zudem eng mit dem Bundesrat zusammen mit dem Ziel, die Wirtschaft bestmöglich zu unterstützen. So soll der Spielraum der Banken zur Kreditvergabe gelockert werden und die SNB gesteht den Banken beim Negativzins höhere Freibeträge zu.
Die grössten Gewinne verbuchten Logitech (+13%) und Julius Bär (+12%).
Auf Platz drei folgten die arg gebeutelten und volatilen Aktien der Grossbank Credit Suisse (+11%). Konkurrentin UBS gewann 7,7 Prozent. Dabei hätten Deckungskäufe eine wichtige Rolle gespielt. Das Management der CS hat anlässlich einer Fachkonferenz in London ein positives Update über den aktuellen Geschäftsverlauf gegeben und damit einige Befürchtungen der Investoren zu zerstreuen vermocht. So übertraf der Vorsteuergewinn nach zwei Monaten bereits den im gesamten ersten Quartal 2019 erzielten Betrag.
Auch Swatch (+9,6%) erholten sich kräftig. Weniger schlecht als erwartet ausgefallene Uhrenexportzahlen sowie positive Aussagen Konzernchef Nick Hayek an der im Internet ausgestrahlten Bilanzmedienkonferenz hätten der stark überverkauften Aktie geholfen. Hayek äusserte sich unter anderem positiv über das Geschäft in China. Richemont (+1,9%) folgten mit gehörig Abstand.
Tragende Säulen des Marktes waren zudem die als defensiv eingestuften Schwergewichte. Die Genussscheine von Roche (+6,2%) steckten den Dividendenabschlag von 9,00 Franken mehr als weg. Roche hatte am Morgen mitgeteilt, an Lösungen für die Corona-Krise zu arbeiten. Man werde mit Unterstützung der US-Gesundheitsbehörde FDA schon Anfang April ein Phase-III-Programm mit dem Mittel Actemra/RoActemra zur Behandlung von Patienten beginnen, die mit einer schweren Coronavirus-Lungenentzündung bereits stationär behandelt werden. Analysten reagieren durchaus positiv auf die Nachricht.
Die Papiere von Novartis (+5,1%) und Nestlé (+5,9%) waren nicht weniger gefragt. Händler erwähnten in diesem Zusammenhang Futures-bedingte Käufe. Die drei Schwergewichte stehen für fast 60 Prozent des Gesamtmarktes.
Im breiten Markt fielen Bucher Industries gegen den Trend um 3,7 Prozent markant zurück. Das Unternehmen hatte die sofortige Schliessung der Werke in Frankreich angekündigt, wo das Unternehmen stark verankert ist.
Zur Rose verzeichneten nach den Jahreszahlen einen relativ moderaten Gewinn von 1,1 Prozent.
Dufry schnellten um mehr als einen Fünftel nach oben. Die Aktie der an zahlreichen Flughäfen weltweit präsenten Duty-free-Shop-Kette hatte im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch des globalen Tourismus massiv an Wert eingebüsst. (awp/mc/ps)