CH-Schluss: SMI gibt 0,7% auf 8’143 Punkte nach
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Donnerstag klar im Minus beendet. Nachdem die wichtigsten Indizes bis weit in den Nachmittag hinein bei sehr ruhigem Handel leicht im Plus notiert hatten, brachten schwache US-Makrodaten die Wende zum Negativen. Vor allem die trübere Stimmung in der US-Industrie habe den Anlegern an der Wall Street und anschliessend auch hierzulande die Laune verdorben, hiess es in Handelskreisen.
Der US-Einkaufsmanagerindex ISM war im August überraschend unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten gerutscht, womit die Spekulationen über einen baldigen Zeitpunkt der nächsten US-Zinserhöhung wieder abflachten und entsprechend das Sentiment an den Aktienmärkten drehte. Schwache Konjunkturdaten in den USA könnten die nächste Zinserhöhung der US-Notenbank weiter hinauszögern, was laut Händlern aktuell an den Aktienmärkten negativ interpretiert wird. Einen weiteren Einblick in den Zustand der US-Wirtschaft werden am Freitagnachmittag die mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktzahlen geben.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss die Sitzung 0,73% tiefer bei 8’142,64 Punkten und damit relativ nahe am Tagestief, das Tageshoch im frühen Handel hatte bei 8241 Punkten gelegen. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, büsste mit -0,42% auf 1’239,57 Zähler etwas weniger ein, während der breite Swiss Performance Index (SPI) mit -0,61% auf 8’861,83 Stellen ebenfalls klar zurückfiel. Das Verhältnis von Gewinnern zu Verlierern bei den 30 wichtigsten Titeln lag zum Schluss bei knapp Eins zu Zwei, im frühen Handel war es noch umgekehrt gewesen.
Für den Grossteil der Verluste im SMI waren die grosskapitalisierten Schwergewichte aus der Pharma- und Nahrungsmittelbranche verantwortlich, dies zum Teil trotz guter Nachrichten. Der Pharmakonzern Roche etwa (GS -1,0%) gab vorbörslich einen Erfolg in einer Phase-III-Studie mit seinem Immun-Therapeutikum Tecentriq gegen eine bestimmte Form von Lungenkrebs bekannt. Die Konkurrentin Novartis (-1,7%) vermeldete derweil eine Reorganisation in der Pharmadivision, von der rund 120 Stellen betroffen sind.
Relativ deutliche Abgaben erlitten auch die Titel des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé (-0,7%). Dieser unterstrich seinen neuen verstärkten Fokus auf den Gesundheitsbereich mit der Übernahme der britischen Medtech-Gesellschaft Phagenesis. Die grössten Verluste bei den 30 Blue Chips gingen derweil an die Papiere des Backwaren-Herstellers Aryzta (-1,5%), ohne dass dazu News vorhanden gewesen wären.
Schwach zeigten sich ausserdem Galenica (-1,6%). Der Berner Gesundheitskonzern kann den 1,5 Mrd USD schweren Kauf des US-Pharmaunternehmens Relypsa abschliessen, wie er am Morgen mitteilte. Hier laste aber immer noch der bald erwartete Verkauf eines Galenica-Aktionärs auf den Titeln. Zudem kam es zu Gewinnmitnahmen bei einzelnen Titeln, die zuletzt gut gelaufen waren wie etwa Adecco (-1,2%) oder Geberit (-1,0%).
Klar grösster Gewinner waren zum Schluss Julius Bär (+1,8%). Bei den beiden Aktien der Grossbanken CS (+0,3%) und UBS (-0,7%) kam es dagegen nach den US-Daten zu Gewinnmitnahmen im grösseren Stil. So hatten etwa die CS-Aktien am frühen Nachmittag im Hoch noch 3,7% höher notiert. Die Rede war davon, dass zuletzt viele Grossanleger aus den Pharma- in die Finanzwerte gewechselt hätten.
Klare Aufschläge verzeichneten auch einige zyklische Werte, darunter vor allem die vom internationalen Touristenstrom abhängigen Swatch (+1,2%), Richemont (+0,8%) oder Dufry (+0,4%). Wie am Vorabend bekannt wurde, fallen die Richemont-Aktien ab dem 19. September aus dem Stoxx-Europe-50-Index. Für Richemont rutschen die Titel des Agrochemiekonzerns Syngenta (+0,2%) nach, der allerdings mitten in der Übernahme durch den chinesischen Staatskonzern ChemChina steckt.
Deutlich überdurchschnittlich zeigten sich im Blue-Chips-Segment auch noch Sika (+0,9%). Der Innerschweizer Bauchemie-Hersteller hat die Übernahme eines Betonfaserproduzenten in den USA mitgeteilt.
Im breiten Markt büssten VAT (-4,8% auf 71,10 CHF) deutlich an Wert ein. Der Grossaktionär Capvis hatte 2,5 Mio Aktien des Vakuum-Herstellers in einem beschleunigten Bookbuilding-Verfahren bei Investoren zu 70,50 CHF platziert. Halbjahres-Zahlen präsentierten ausserdem IVF Hartmann (-3,7%), CFT (+0,8%) oder Molecular Partners (+1,1%). (awp/mc/upd/ps)