Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Dienstag mit klaren Kursgewinnen, aber doch relativ weit vom Tageshoch entfernt abgeschlossen. Nach einem schwachen Start hatten die wichtigsten Indizes schon bald zugelegt und waren schnell in die Gewinnzone vorgestossen. Im Verlauf des weiteren Morgens und in der ersten Hälfte des Nachmittags avancierten die Kurse dann weiter, wobei der SMI kurzfristig gar die wichtige Marke von 9’000 Punkten überschreiten konnte. Grund für die im Vergleich zu anderen Märkten klar bessere Performance hierzulande war vor allem die defensive Ausrichtung bzw. waren die stark gesuchten Pharmawerte.
Der Schweizer Markt profitiere angesichts der Unsicherheiten um Griechenland einmal mehr von seiner defensiven Ausrichtung als «Safe Haven», hiess es in Marktkreisen. In den vergangenen Tagen sei denn auch im grossen Stil Geld in die Schweiz geflossen. Auch wenn die Stimmung an den Aktienmärkten etwas besser war als in den Tagen davor – Händler sprachen auch von Schnäppchenjägern -, bleibt die Nervosität hoch. So stieg der Schweizer Volatilitätsindex VSMI, der die hiesige Schwankungsbreite des Marktes misst, am Vormittag phasenweise gar auf über 20 Punkte und notiert damit auf einem Niveau, welches zuletzt im Februar kurz nach Aufhebung der Mindestgrenze markiert worden war.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss den Handelstag mit einem Plus von 0,46% auf 8’965,40 Punkte, dies bei einem Tageshoch von 9’002 und einem Tagestief bei 8’893 Punkten. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte um 0,31% auf 1’344,81 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,45% auf 9’107,61 Punkte zu. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 24 den Tag im Plus und sechs im Minus.
Unter den Einzeltiteln gaben vor allem die beiden Schwergewichte Novartis (+1,1%) und Roche (+0,8%) Schub und machten damit rund drei Viertel des SMI-Gewinns aus. Im Handel hiess es, dass die anhaltende Übernahmephantasie den Sektor attraktiv mache. Bei Novartis haben ausserdem Nachrichten zur Augenheildivision Alcon etwas gestützt. Diese erhielt von den europäischen Behörden die sogenannte «CE-Kennzeichnung» für eine neuartige Augenlinse für Patienten mit Grauem Star. Die Experten der ZKB massen der Nachricht eine zumindest leicht positive Wirkung bei.
Mit Nestlé (+0,3%) stützte das dritte SMI-Schwergewicht den Markt nur wenig. Der Titel hat seit Bekanntwerden der Nudel-Geschichte in Indien vor gut zwei Wochen im Vergleich zum Gesamtmarkt überdurchschnittlich an Wert eingebüsst und notiert aktuell fast 6% tiefer als Ende Mai.
Spitzenreiter unter den 30 Blue Chips war allerdings ein Papier aus dem Chemiesektor, und zwar jenes von Lonza (+1,6%). Daneben suchten die Anleger (nachrichtenlos) auch Versicherungswerte wie Baloise (+1,1%) oder Swiss Life (+1,0%) oder zyklische Papiere wie etwa jene von Schindler (+1,0) und Adecco (+0,9%).
Auf der Verliererseite standen Syngenta mit einem Minus von 0,7% zuoberst, wobei es weiterhin keine Neuigkeiten zu einem allfälligen Übernahmeangebot durch den US-Konkurrenten Monsanto gibt. Aber auch die Bankentitel UBS (-0,5%), CS (-0,4%) und Julius Bär (-0,2%) mussten etwas Federn lassen.
Das Nachrichtenaufkommen fokussierte sich am Berichtstag vor allem auf den breiten Markt. Gurit verzeichneten nach einer angehobenen Halbjahresprognose einen Kurssprung von 7,0%. Analysten reagierten positiv: Die ZKB etwa erhöhte ihre Schätzungen für den Gewinn je Aktie im laufenden und kommenden Jahr um 30%. Bei Baader Helvea hob der zuständige Experte hervor, dass das Unternehmen trotz der Frankenstärke ein erfreuliches organisches Wachstum erzielt habe.
Der Schokoladekonzern Barry Callebaut (+3,0%) konnte eine langfristige Liefervereinbarung mit der indonesischen GarudaFood unterzeichnen. Über die finanziellen Einzelheiten wurde zwar Stillschweigen vereinbart, Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy lobte den Vertrag dennoch als «exzellent».
Eine negative Studie sorgte dagegen bei Georg Fischer für Abschläge (-1,8%). Die Experten von Kepler strichen ihre Kaufempfehlung und empfehlen den Titel stattdessen nur noch mit ‹Hold›. (awp/mc/pg)