Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag die bereits am Vortag begonnene Aufwärtsbewegung entschlossen fortgeschrieben und sich damit von den zuletzt erlittenen Kurseinbussen erholt. Mit einem Schlusskurs des SMI knapp unter der zeitweise überschrittenen 9’000-Punkte-Marke wurden die Verluste im Wochenvergleich wieder gut gemacht. Vom Aufschwung profitierten in erster Linie Zykliker sowie Finanztitel. Rückenwind kam von der Beruhigung an den chinesischen Festlandbörsen, guten Exportzahlen aus Deutschland sowie der weiter bestehenden Hoffnung darauf, dass ein «Grexit» vermieden werden kann.
Mit dem nach wie vor drohenden Grexit suche man am Markt allerdings auch Schutz in defensiven Schwergewichten, so ein Händler. Die Unsicherheit bleibe allgegenwärtig. «Es ist nach wie vor schwer absehbar, welche Folgen ein ‹Grexit› haben wird.» Ob es zu neuen Hilfen kommt, wird sich in den kommenden Tagen weisen. Nachdem Athen einen Antrag auf ein neues, auf drei Jahre veranschlagtes Hilfsprogramm gestellt hat, wurde auf die dazu notwendigen Reform- und Sparvorschläge der Regierung gewartet. Am Sonntagnachmittag will die EU-Politik an einem Sondergipfel über den Hilfsantrag beraten. In den USA hat Alcoa derweil die Q2-Berichtssaison mit eher enttäuschenden Zahlen eröffnet.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 1,50% höher bei 8’985,08 Punkten (Tageshoch 9’008). Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 1,56% auf 1’338,19 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,46% auf 9’103,03 Zähler. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 28 im Plus, ABB unverändert und Aryzta als einziger Verlierer.
Bei den Blue Chips schaffte Lonza mit einem Plus von 3,5% die Tagesbestmarke, ohne dass es zum Life Science-Konzern Nachrichten gegeben hätte. Holcim gewannen 2,7%, nachdem bereits am Mittwoch der erfolgreiche Aktientausch mit Lafarge für Rückenwind gesorgt hatte. Hier hat JPMorgan die mit «Overweight» eingestuften Titel auf die Analyst Focus List genommen und die Deutsche Bank hält bei einem leicht reduzierten Kursziel an der «Kauf»-Empfehlung fest.
Die Bankentitel UBS (+2,8%), Credit Suisse (+1,4%) und Julius Bär (+1,9%) gewannen ebenfalls kräftig an Wert, genauso wie bei den Assekuranzen Swiss Life (+2,5%), Zurich (+1,9%) oder Bâloise (+1,6%). Auch die Schwergewichte waren dem SMI Stütze: Novartis avancierten um 1,4%, Roche um 1,9% und Nestlé um 1,3%.
Stark nachgefragt wurden die zuletzt gebeutelten Luxusgüteraktien von Swatch (+2,0%) und Richemont (+1,8%). Beide Titel hatten im laufenden Jahr mit Sorgen um die schwache Nachfrage aus Hongkong, wegen des schleppenden Verlaufs der Weltkonjunktur und wegen der drohenden Smartwatch-Konkurrenz an der Börse im Marktvergleich stark an Wert verloren.
Weit vorne schlossen auch Galenica (+2,3%) oder Kühne+Nagel (+2,2% auf 125,40 CHF). JPMorgan hat für die Aktien des Logistikkonzerns das Kursziel um 16 auf 120 CHF angehoben, am Rating «Underweight» wird indes festgehalten.
In der Causa Sika (+2,0%) ist der Chef der französischen Saint-Gobain überzeugt, dass der Verkauf der Sika-Mehrheit an sein Unternehmen gelingen wird. Er habe Geduld und der Deal sei eine sinnvolle, gewinnbringende Transaktion für beide Seiten, sagte Pierre-André de Chalendar
Am unteren Ende im SMI/SLI-Tableau schlossen Aryzta (-0,6%) nach Kurszielsenkung durch mehrere Banken als einzige Verlierer. Für ABB (unv.) hat Goldman Sachs die Einstufung «Sell» bestätigt. Zudem hat das Unternehmen einen Stromnetztauftrag aus Frankreich gemeldet. Auch Clariant und Syngenta (je +0,4%) verbuchten nur unterdurchschnittliche Aufschläge.
Im breiten Markt gaben Barry Callebaut erneut um 1,5% nach. Bereits am Mittwoch wurde der Bericht zu den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2014/15 am Markt enttäuscht aufgenommen. Nun haben sowohl Goldman Sachs als auch Berenberg und Baader Helvea ihre Kurszielschätzungen reduziert. Weiter musste die auf industrielle Automatisierung spezialisierte Perrot Duval (Aktie: -5,7%) für das Geschäftsjahr 2014/15 einen deutlichen Umsatzrückgang kommunizieren.
Kudelski fielen dagegen mit einem Plus von 7,3% auf. Die UBS hat das Kursziel für die Papiere des Technologieunternehmens angehoben, allerdings das Rating mit «Neutral» bestätigt. Kudelski habe zuletzt einige Einmalzahlungen in Zusammenhang mit Patentkonflikten erhalten und sollte zudem von einem stärkeren US-Dollar profitieren, so die Begründung.
Valora kletterten um 5,2% in die Höhe. CEO Michael Mueller hat im AWP-Interview die EBIT-Ziele bestätigt und für 2015 eine gleich hohe oder gar höhere Dividende in Aussicht gestellt.
Die Partners Group (Aktie +2,0%) hat eine Sparte für Kleinkinderbetreuung in den USA gekauft und der Elektronikhersteller Micronas (-2,7%) hat eine Distributionspartnerschaft mit Digi-Key unterzeichnet. (awp/mc/upd/ps)