CH-Schluss: Sorgen um Weltkonjunktur halten SMI im Minus
Zürich – Sorgen um die weltweite Konjunkturlage haben am Donnerstag den Schweizer Aktienmarkt den ganzen Tag über in der Verlustzone gehalten. Rückläufige Exportdaten aus Japan sowie ein schwacher Einkaufsmanagerindex aus China heizten Befürchtungen um einen Abschwung der zweit- und der drittgrössten Volkswirtschaft der Welt an. Am Schweizer Markt mussten vor allem die Finanzwerte und einige zyklische Titel Abgaben hinnehmen, während sich die defensiven Werte besser halten konnten.
Auch aus der Eurozone kamen am Donnerstag mit einem unerwartet gesunkenen Einkaufsmanagerindex negative Daten. Die USA lieferten am Nachmittag dagegen durchwachsene Konjunkturzahlen, wobei vor allem die neusten Signale vom Arbeitsmarkt enttäuschten. Derweil zeigte sich der Schweizer Aussenhandel überraschend dynamisch: So stiegen die Exporte im August um 12% an, wobei die meisten Branchen vom Aufschwung bei den Ausfuhren profitieren konnten.
Der Swiss Market Index (SMI) ging 0,22% tiefer bei 6’556,49 Punkten aus den Handel. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,35% auf 983,39 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) ging um 0,23% auf 6’071,67 Punkte zurück.
Die stärksten Verluste unter den Bluechips erlitten die zyklischen Kühne+Nagel (Aktie -1,7%). Eine Reihe von Analystenkommentaren behandelten den Investorentag des Logistikers vom Vortag, wobei die meisten nur wenige neue Erkenntnisse mitnehmen konnten.
Klare Verluste erlitten auch Logitech (-1,7%), Nobel Biocare (-1,5%) sowie ABB (-0,9%). Das deutsche Bundeskartellamt hat ein Kartellverfahren gegen ABB und weitere Transformatoren-Hersteller abgeschlossen und büsst den Schweizer Konzern mit 8,7 Mio EUR.
Von den schwachen Konjunkturdaten aus Asien zeigten sich die Luxusgütertitel belastet. Vor allem Richemont (-1,6%) schlossen deutlich im Minus, während Swatch 0,7% abgeben. Die am Donnerstag veröffentlichten Aussenhandelsdaten zeigten eine kleine Abschwächung der Schweizer Uhrenexporte für den vergangenen Monat. In den kommenden Monaten dürften die Uhrenexporte wohl «nur» noch im einstelligen Bereich wachsen, kommentierte die Bank Vontobel.
Bei den Bankenwerten gingen CS 1,4% tiefer aus dem Handel, die Titel der UBS sowie von Julius Bär verloren je 0,9%. Die Aktionäre der Zürcher Privatbank hatten am Vorabend grünes Licht für eine Kapitalerhöhung gegeben, die dem Kauf der Vermögensverwaltungssparte von Merrill Lynch ausserhalb der USA dient.
Deutliche Abgaben erlitten auch die meisten Versicherer. Die Titel der Rückversicherin Swiss Re (-0,7%) wurden von der «Most Preferred List» der UBS gestrichen, wobei die Analysten auf die starke Entwicklung der Aktie seit Anfang Jahr verwiesen. Bei den Einzelversicherern gaben Swiss Life gar 1,5% ab, Zurich verloren 0,6%, während Bâloise 0,6% zulegen konnten.
Gegen den Trend beschlossen auch Adecco (+0,1%) den Tag im Plus. Der Stellenvermittler schloss am Donnerstag seinen Investorentag in Paris ab. Die Analysten von Natixis hoben in der Folge das Kursziel deutlich an, blieben aber bei ihrem Rating «Neutral». Deutlich zulegen konnten die Lonza-Titel (+1,6%). Nach der Platzierung mehrerer Anleihen dürfte eine Kapitalerhöhung des Lifescience-Konzerns vorerst vom Tisch sein, meinten Marktbeobachter.
Besser hielten sich auch die defensiven Titel. Die schwergewichtigen Nestlé-Aktien (-0,1%) drehten allerdings kurz vor Börsenschluss noch ins Minus. Im Plus schlossen dagegen die Pharmatitel Novartis (+0,5%) und Actelion (+0,3%), während Roche um 0,3% nachgaben. Klare Gewinne verzeichneten auch Swisscom (+0,4%).
Am breiten Markt wiesen Newron (+15,0%) starke Kursgewinne auf, womit die Titel den Einbruch des Vortages wieder wettmachen können. An der Generalversammlung vom Mittwoch war die Übernahme der schwedischen NeuroNova vorerst gescheitert. Die Unternehmensleitung wolle nun den Dialog mit dem grössten Einzelaktionär und Produktpartner Zambon und weiteren Anlegern suchen, erklärte CEO Stefan Weber gegenüber der AWP.
Der Bankensoftwareanbieter Temenos (-1,7%) gab die Übernahme der britischen Edge IPK bekannt. Damit werde die Wettbewerbsposition im Markt für Front-Office-Applikationen gestärkt, hiess es. Gurit (-1,1%) nahm durch den Verkauf von ungenutzten Immobilien einen einstelligen Millionenbetrag ein und erzielte einen kleinen Buchgewinn. (awp/mc/pg)