Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Freitag dank einem Schlussspurt praktisch unverändert beendet. Zuvor lagen die wichtigsten Indizes praktisch den ganzen Tag mehr oder weniger klar im Minus. Händler sprachen in erster Linie von leichten Gewinnmitnahmen bei einzelnen Titeln in einem allerdings trotz kleinen Eurex-Verfalls ruhigen Handel.
Für etwas positive Stimmung sorgten News aus China. Das Land geht einen Schritt in Richtung der Freigabe seiner heimischen Zinssätze. Dies soll dazu dienen, die Zinskosten der Unternehmen zu reduzieren, erklärte die Notenbank. Dies wiederum dürfte zumindest langfristig das Wachstum und die Wirtschaftsstruktur positiv beeinflussen, was für gewisse Kursavancen sorgte.
Der Swiss Market Index (SMI) lag zum Schluss minime 0,01% tiefer bei 7’928,12 Punkten (Tagestief 7’881), auf Wochensicht ergab sich ein Minus von rund 0,7%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte derweil am Berichtstag 0,10% auf 1’208,92 Stellen zu, während der breite Swiss Performance Index (SPI) mit -0,04% auf 7’495,08 Zähler ebenfalls etwas Terrain einbüsste. Von den 30 wichtigsten Titeln standen am Schluss 18 im Minus und 12 im Plus.
Unter den grössten Verlierern waren fast den ganzen Tag die Genussscheine von Roche zu finden, am Schluss lag das Minus allerdings nur noch bei 0,3%. Laut Händlern werden die Titel weiter von Ängsten im Markt belastet, der Pharmakonzern sei ernsthaft an einer (wohl sehr teuren) Übernahme des US-Firma Alexion interessiert. Mit einer solchen würde Roche nicht nur die Finanzen, sondern auch die Margen und die Nerven einiger Aktionäre strapazieren, sagte etwas lakonisch ein Portfolio-Manager.
Leicht besser hielten sich die Aktien des Konkurrenten Novartis (-0,2%). Die Analysten von Berenberg haben das Kursziel im Anschluss an die am letzten Mittwoch präsentierten Zahlen etwas erhöht und bewerten das Papier weiter mit ‹Buy›. Bei den Unternehmenszahlen hätten die positiven Nachrichten überwogen, hiess es etwa. Der dritte grosskapitalisierte Wert, Nestlé, büsste ebenfalls 0,2% ein, ohne dass dazu fundamentale News vorhanden gewesen wären.
Schwächster Wert waren aber Actelion (-1,2%) und damit einer der besten Performer im laufenden Jahr. Laut Händlern kam es hier zu grösseren Gewinnmitnahmen, nachdem der Titel am Vortag nach Zahlen 1,8% gestiegen war. Diverse Institute haben denn auch ihre Kursziele für die Titel nach oben angepasst.
Swisscom (-0,3%) büssten ebenfalls an Terrain ein. Die Weko hat hier eine neue Untersuchung eingeleitet: Der Telekomkonzern soll bei einer Breitbandinternet-Ausschreibung die Wettbewerber behindert haben.
Unter den grössten Verlierern waren auch Julius Bär (-0,6%) zu finden. Die Privatbankengruppe wird am Montag als erste der drei SMI-Banken ihre Halbjahreszahlen veröffentlichen. Von den guten Zahlen der Konkurrenz wurden dagegen die Grossbankenaktien in die Höhe getrieben. So waren etwa CS klarer Spitzenreiter bei den Blue Chips mit einem Plus von 1,9%. Die Bank wird nächste Woche ihr Halbjahres-Ergebnis den Anlegern vorlegen, was gewisse Käufe im Vorfeld auslöste, wie es hiess. Ausserdem würden gewisse Kreise bald eine Lösung im US-Steuerstreit erwarten. Etwas dahinter zurück blieben UBS (+1,3%). Die grösste Schweizer Bank wird dann Ende Juli über ihren Geschäftsgang von April bis Juni berichten.
Ansonsten waren noch diverse zyklische Titel gesucht. So etwa Holcim (+1,9), wo es zu einem Rebound nach den starken Abgaben in der ersten Wochenhälfte gekommen sei, wie es hiess, oder Sika (+0,7%) und Adecco (+0,5%). Letztere profitieren von einer positiven Branchenstudie der CS. Die makroökonomischen Bedingungen in Kontinentaleuropa hätten sich in den vergangenen zwei Monaten verbessert, heisst es dazu. Dies wurde auch durch die am Nachmittag veröffentlichten Zahlen des Konkurrenten Manpower bestätigt.
Diverse Zykliker waren aber auch bei den grössten Verlierern zu finden, wie etwa Swatch (-1,1%), Sulzer (-0,8%) oder Schindler (-0,7%().
Im breiten Markt verloren Mikron mit -2,9% nach der Veröffentlichung des Halbjahresergebnisses deutlich an Terrain. Umsatz und Auftragseingang des Maschinenbauers seien unerwartet gut ausgefallen, beim Gewinn sei das Ziel aber deutlich verfehlt worden, lautet das Analystenurteil. Vontobel will das Kursziel daher einer negativen Revision unterziehen.
Ansonsten gehörten u.a. Minoteries (-5,7%), Leclanché (-4,3%) oder Bobst (-3,2%) zu den grössten Verlierern und New Value (+6,5%), Valartis (+5,0%) oder Santhera (+4,1%) zu den grössten Gewinnern. (awp/mc/pg)