CH-Verlauf: Abwärtstrend hält an – Jahresperformance fast aufgebraucht
Zürich – Am Freitag, dem zweitletzten Handelstag vor Weihnachten, geht es an der Schweizer Aktienbörse erneut talwärts. Auch andere europäische Handelsplätze stehen weiter unter Druck. Grund dafür ist noch immer die von der US-Notenbank Fed gesenkte Zinsprognose. Diese nähmen viele Anleger vor allem aus ausländischen Märkten zum Anlass, Gewinne einzustreichen. Obwohl sich die Schweizer Aktien 2024 klar schlechter entwickelt hätten als andere Börsen im Ausland, die von einem Rekord zum nächsten gestiegen seien, könnten sie sich den Abgaben nicht entziehen, sagt ein Händler. «Die US-Börsen waren nach der Superperformance schon am konsolidieren. Das Fed hat dies einfach noch verstärkt», sagt ein Händler. Dabei habe die US-Notenbank doch nur bestätigt, womit viele Marktteilnehmer gerechnet hätten: Es könnte eine Zinspause geben, weil die Inflation in den USA noch immer zu hoch ist und die Wirtschaft weiterhin brummt.
Das Fed hatte wegen der hartnäckig erhöhten Inflation für 2025 weniger Zinssenkungen signalisiert als bislang erwartet. Nun dürfte es Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung und eine Verschlechterung des Arbeitsmarktes abwarten, bevor es zu weiteren Zinssenkungen komme, meinten Experten. Damit blieben Konjunkturzahlen weiterhin im Fokus. Dazu gehöre auch der am Nachmittag in den USA erwartete PCE-Preisindex, das bevorzugte Inflationsmass des Fed. Für zusätzliche Bewegung sorgt der grosse Verfallstermin an den Terminbörsen. Am Hexensabbat verfallen Optionen und Futures auf Aktien und Indizes. Ob es nach dem Verfall zu einer Beruhigung komme, werde sich zeigen. Denn die Anleger dürften sich wegen des in den USA wieder einmal drohenden Regierungs-Shutdowns in den letzten noch verbleibenden Handelstagen des Jahres verstärkt zurückhalten. «Was soll’s, das Jahr ist eh gelaufen», meint ein Händler. «Es kann fast nur besser werden im nächsten Jahr.»
Der Leitindex SMI notiert um 11.15 Uhr um 1,09 Prozent tiefer bei 11’290,26 Punkten und damit so tief wie im Frühling nicht mehr. Damit verbleibt dem SMI für 2024 nur noch ein Plus von gut einem Prozent.
Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 1,10 Prozent auf 1867,77 und der breit gefasste SPI 0,90 Prozent auf 15’093,37 Zähler. 26 der 30 SLI-Werte geben nach.
Stark unter Druck stehen ähnlich wie am Vortag Finanz- und zyklische Werte wie UBS und Partners Group, die Versicherer Swiss Re, Zurich und Swiss Life sowie die Industriewerte ABB, Holcim und Sika mit Einbussen zwischen 2,1 und 1,4 Prozent. Auch die gut gelaufenen Gesundheitswerte Lonza, Sandoz und Alcon verlieren rund 1 Prozent.
Bei den Schwergewichten Novartis (-0,7%), Roche (-0,7%) und Nestlé (-0,9%) führen Händler index- und futuresbezogene Verkäufe als zusätzliche Erklärung für die Kursschwäche an. Während die beiden Pharmariesen noch ein bescheidenes Kursplus seit Jahresanfang aufweisen, liegen die Nestlé-Titel um rund ein Viertel im Minus. Mit einem Kurs von 73,52 Franken notieren sie so tief wie seit 2017 nicht mehr.
Am besten schlagen sich Adecco (+0,4%), der mit einem Minus von über 45 Prozent im bisherigen Jahresverlauf schlechteste Bluechip. Mit 21,64 Franken steht Adecco so tief wie gegen Ende der 1990er Jahre. Möglicherweise stütze neben der rekordtiefen Bewertung auch die Mitteilung, die Finanzgesellschaft Silchester habe den Anteil an Adecco auf 15 von 5 Prozent erhöht. Leicht höher notieren noch Lindt & Sprüngli und Givaudan (je +0,2%).
Idorsia (-42%) stürzen ab. Grund dafür sind Verzögerungen bei den Verhandlungen für das Bluthochdruckmittel Aprocitentan mit einer Drittpartei. Die vor gut drei Wochen angekündigten Exklusivverhandlungen ziehen sich hin. Idorsia könne nicht garantieren, dass überhaupt eine Einigung erzielt werde. Bei SoftwareOne (-1,8%) kommt es nach dem Vortagesplus zu Gewinnmitnahmen. Gefragt sind Arbonia (+6,0%). Der Bauausstatter erwartet den Abschluss des Verkaufs der Klimadivision Ende Januar. (awp/mc/pg)