Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Freitag in einer von massiven Kursverlusten geprägten Woche erneut tiefrot abgeschlossen. Das Geschäft war von einem Auf und Ab geprägt: Der Leitindex SMI startete zunächst klar tiefer, rückte dann nach Vorlage des US-Arbeitsmarktberichts am frühen Nachmittag ins Plus, ehe schwache US-Indizes auch den SMI zurück wieder ins Minus zogen. Ökonomen sprachen von mehr oder weniger soliden Daten, die für die Zinswende in den USA sprächen. Kurz vor dem Wochenende hätten aber viele Investoren Gewinne ins Trockene gebracht, hiess es am Markt.
Mit dem August-Bericht hätten sich die schlimmsten Befürchtungen, dass in den USA eine Rezession kurz bevorstehe, nicht bestätigt, hielt ein Händler fest. Vielmehr deuteten die Daten auf ein «Soft Landing»-Szenario hin, womit die US-Notenbank die Zinswende in knapp zwei Wochen mit einer Senkung der Leitzinsen um 25 Basispunkte einleiten dürfte. Allerdings sei eine Senkung um 50 Punkte noch nicht vom Tisch. Im August wurden in den USA 142’000 Stellen aufgebaut, während Ökonomen mit 160’000 gerechnet hatten. Zugleich sank die Arbeitslosenquote leicht auf 4,2 Prozent. Noch vor Monatsfrist wurde der Juli-Bericht als herbe Enttäuschung aufgenommen.
An der Schweizer Börse schloss der SMI am Freitag um 1,02 Prozent tiefer auf 11’908,24 Punkte. Damit hat der Leitindex innert Wochenfrist 4,2 Prozent eingebüsst. Der SLI, der die 30 grössten Titel umfasst, sank am Berichtstag um 0,99 Prozent auf 1928,02 Punkte und der breiter gefasste SPI um 1,02 Prozent auf 15’826,09 Zähler. Im SLI lagen am Ende 26 Titel im Minus und nur drei im Plus. Schindler PS beendeten den Handel unverändert.
Die Verlierer unter den Schweizer Blue Chips wurden vom Luxusgüterkonzern Richemont (-2,6%) angeführt. Deutlich tiefer schloss erneut auch Branchennachbar Swatch Group (-2,2%) den Handel ab. Die Aktie des Hayek-Konzerns kostete nur noch 163,65 Franken, nachdem das Börsenjahr noch mit 220 Franken eröffnet worden war.
Händler verwiesen auf die Aktien der europäischen Konkurrenten Kering, Burberry oder Pandora, die ebenfalls unter die Räder kamen. Zuletzt seien Befürchtungen laut geworden, dass die Krise im Luxusgütersektor nicht nur zyklischer, sondern auch struktureller Natur sein könnte, so ein Händler. Vor allem im Geschäft mit chinesischen Kundinnen und Kunden harzt es nach wie vor.
Mit dem Rezessionsgespenst im Nacken fielen auch andere Zykliker wie ABB (-2,5%), VAT (-2,2%) oder Kühne+Nagel (-1,6%) mit deutlichen Kursverlusten auf. Und die Sorge vor Verwerfungen an den Börsen setzte den Finanzwerten zu: UBS verloren deutliche 2,3 Prozent, Swiss Re 2,1 Prozent, Julius Bär 1,9 Prozent.
Auf dem Vormarsch befanden sich im SLI einzig die defensiven Titel des Aroma- und Riechstoffherstellers Givaudan (+1,0%), des Generikaspezialisten Sandoz (+0,7%) und des Pharmazulieferers Lonza (+0,5%). Die defensiven Schwergewichte Novartis (-0,3%), Roche (GS: -0,7%) und Nestlé (-1,1%) konnten hingegen nicht mithalten.
Im breiten Markt fielen die Aktien der Baloise mit einem Minus von 4,6 Prozent negativ auf. Der Versicherer wird kommenden Donnerstag die Zahlen zum ersten Halbjahr vorlegen und über die weitere strategische Ausrichtung berichten. Im Vorfeld dazu hat die UBS die Titel auf «Neutral» von «Buy» abgestuft.
Zur Schwäche neigten auch Titel wie jene der TX Group (-4,8%), des Personalvermittlers Adecco (-4,3%) oder etwa der Jungfraubahn (-3,0%). Dagegen profitierten Temenos (+3,5%) von der Börsenmeldung, dass Grossaktionär und Investor Martin Ebner seine Beteiligung deutlich ausgebaut hat. Basilea gewannen 1,6 Prozent dazu mit dem Bekanntwerden einer weiteren Meilensteinzahlung für das Anti-Pilz-Medikament Cresemba. Lem (+2,0%) wiederum waren nach einer Kaufempfehlung der ZKB gefragt. (awp/mc/ps)