Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den ersten Handelstag der neuen Woche im Plus geschlossen. Der Leitindex SMI konnte nach Verlusten im frühen Handel die Richtung ändern und drehte – getrieben vor allem von einer Erholung bei Finanztiteln und Zyklikern – deutlich ins Plus. Unterstützung kam von positiven Konjunkturdaten aus EU-Ländern – etwa einem starken deutschen Export. Zudem beruhigten sich die erneut aufflammenden Befürchtungen um Strafzahlungen der Deutschen Bank in den USA.
Rückenwind kam auch von einer freundlich startenden Wall Street nach einem deutlichen Ölpreisanstieg. Dort stand nach dem TV-Duell der Präsidentschaftskandidaten zudem die Politik im Fokus. Nach der Publikation des Arbeitsmarktberichts vom vergangenen Freitag geht weiterhin eine Mehrheit der Investoren von einer weiteren Zinserhöhung durch das Fed im Dezember aus. Weitere Anhaltspunkte zur Geldpolitik könnten im Wochenverlauf die «Minutes» liefern, das Protokoll des letzten FOMC-Meetings. Die Berichtssaison in den USA wird am Dienstag von Alcoa eingeläutet. Hierzulande geht es dann erst in der kommenden Woche so richtig los.
Der Swiss Market Index (SMI) ging mit einem Plus von 0,59% bei 8’172,22 Punkten aus dem Handel (Tagestief 8’059). Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, stieg um 0,67% auf 1’251,59 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,56% auf 8’916,42 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen nur vier im Minus und die übrigen im Plus.
Die Tabellenspitze im SMI/SLI nahm Swiss Re mit einem Plus von 2,8% ein. Der Hurrikan «Matthew» hat offenbar deutlich geringere Schäden zur Folge, als noch Ende letzter Woche befürchtet. Die jüngsten Schätzungen gehen davon aus, dass der Wirbelsturm in den USA Schäden im Umfang von rund vier bis sechs Mrd USD angerichtet haben könnte.
Unter den stärksten Blue Chips fanden sich zudem die Uhrenwerte Richemont (+2,3%) und Swatch (+1,1%), sowie Actelion (+1,2%), LafargeHolcim (+1,4%) oder Julius Bär (+1,1%).
Bei den Finanzwerten bleiben die Turbulenzen um die Deutsche Bank weiter Thema. CS (+0,8%) erholten sich von frühen Verlusten und lagen am Handelsende klar fester. Die Credit Suisse war in der Wochenendpresse einmal mehr im Zusammenhang mit internen Untersuchungen um mögliche Steuervergehen im Israel genannt worden. UBS (+0,1%) schaffte es nur knapp ins Plus.
Auch Zurich (+0,8%) und Swiss Life (+0,4%) machten anfängliche Abgaben mehr als wett. Letztere hat die Übernahme eines Immobilien Asset Managers bekannt gegeben, was als leicht positiv angesehen wird.
Givaudan reagierten nach den Umsatzzahlen zu den ersten neun Monaten zunächst mit Abschlägen, am Ende resultierte jedoch ein Plus von +0,3%. Die Zahlen hätten sich mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen bewegt. Allerdings habe sich das organische Wachstum im margenstarken Geschäft mit Riechstoffen stärker als befürchtet verlangsamt. Dies und die zuletzt gestiegenen Rohmaterialpreise würden die Angst vor einer rückläufigen Margenentwicklung schüren.
Starke Roche (+1,1%) bewegten sich nach Präsentationen am Onkologie-Kongress ESMO in Kopenhagen gegenläufig zu Novartis (-0,3%). Roche zogen nach detaillierten Daten zu seinem Immun-Therapeutikum Tecentriq an, während Novartis mit Kursverlusten auf die dargelegten Analysen seines Produktkandidaten LEE011 reagierten.
Syngenta (-1,1%) gab als grösster Verlierer zeitweise um bis zu 2% ab. Laut chinesischen Presseberichten fehlen ChemChina für die geplante Übernahme der Basler noch bis zu 15 Mrd USD. Die Brückenfinanzierung für ChemChina sei garantiert und unwiderruflich, hiess es von Syngenta, und der chinesische Konzern fahre mit der Finanzierungsstrategie fort.
Etwas deutlicher unter Druck standen zeitweise auch Sonova (-0,4%). Der CEO des Hörgeräteherstellers, Lukas Braunschweiler, sieht in seiner Branche eine Kräfteverschiebung in Richtung des Handels, wie er in einem Interview darlegte. Der vierte Verlierer in SMI/SLI waren Schindler (PS -0,2%).
Im breiten Markt büssten Gottex nach der Ankündigung eines Wechsels in der Geschäftsleitung 3,6% ein. Molecular Partners (-1,6%) erhielten von der Präsentation von Studienresultaten zu MP0250 bei Krebspatienten keinen Rückenwind. Grösster Verlierer war ENR Russia mit -25% und auch Evolva (-9%) oder Villars (-4,2%) schlossen tiefer. (awp/mc/upd/ps)