Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Donnerstagshandel tiefrot beendet. Der SMI als wichtigster Schweizer Aktienindex hatte die Sitzung zwar etwas höher eröffnet, war aber im Verlauf des Vormittags relativ schnell in den negativen Bereich zurückgefallen. Mit Handelsstart an der Wall Street akzentuierten sich die Abgaben nochmals und der SMI fiel unter 9’000 Punkte. Nach dem Auf und Ab der vergangenen Wochen habe sich bei den Anlegern offenbar die Meinung durchgesetzt, dass für einen weiteren Anstieg die Grundlage fehle, hiess es im Handel. Also könne sich jetzt ein Test nach unten abzeichnen.
Vor allem Zykliker und die defensiven Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche zogen den Markt nach unten. Einzig die Finanztitel profitierten demgegenüber von einer verbesserten Sektorstimmung nach den Ergebnissen des US-Bankenstresstests. Bei den Zyklikern drückte der tiefere Dollar zu Franken und Euro auf die Kurse. Von der Makroseite gab es gute Daten zur Wirtschaftsstimmung und Geschäftsklima in der Eurozone. In Deutschland blieb die Kerninflation weiter niedrig. An der Stimmung konnte auch ein besser als erwartetes US-Wirtschaftswachstum im ersten Quartal nichts ändern. Die leicht gestiegenen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA jedoch belasteten.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 1,46% tiefer bei 8’944,04 Punkten und damit auf Tagestief. Der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) büsste mit -1,39% auf 10’150,92 Zähler etwa gleich viel ein. Etwas besser hielt sich der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI), da hier die Schwergewichte weniger gewichtet sind: er verlor aber immer noch 1,05% auf 1’407,31 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 26 im Minus, drei im Plus und einer (Clariant) unverändert.
Die grössten Verlierer unter den 30 wichtigsten Werten waren Lindt&Sprüngli (-2,4%). Die Papiere des Schokoladen-Herstellers neigen sich derweil schon seit bald einer Woche abwärts. Dafür verantwortlich gemacht wird u.a. das etwas schwächelnde Amerika-Geschäft sowie die Tatsache, dass jegliche Spekulationen über einen Kauf durch Nestlé sich in Luft aufgelöst hätten.
Überdurchschnittliche Abgaben verzeichneten auch LafargeHolcim (-2,4%). Für die Aktie des Zementkonzerns hat die Deutsche Bank ihr Rating auf ‹Hold› von ‹Buy› reduziert. Anhaltende Unsicherheiten in Bezug auf Strategie und Ziele könnten den Aktienkurs deutlich bremsen, meinen die Analysten. Auch Vifor Pharma (-2,4%), Sonova (-1,9%) und Schindler (-1,7%) gaben deutlich nach, ebenso wie die Uhrenwerte Swatch und Richemont (je -1,8%).
Deutlich ins Minus fielen auch die grossen und defensiven SMI-Schwergewichte Nestlé (-2,1%), Novartis (-1,9%) und Roche (-1,7%). Sie waren mit diesen Abgaben für einen Grossteil des Verlusts im SMI verantwortlich. Konkrete Gründe gab es laut Händlern eigentlich nicht. Die Pharmatitel seien möglicherweise wegen der Pleite der US-Gesundheitsreform zusätzlich unter Druck, meinte ein Händler. Und bei Nestlé scheine die Euphorie nach der Ankündigung des milliardenschweren Aktienrückkaufs etwas verflogen zu sein.
Demgegenüber waren nach den bereits guten Avancen vom Mittwoch die Grossbankaktien CS (+2,0%) und in geringerem Masse UBS (+0,4%) weiter im Aufwind, die ganz offensichtlich von der guten Sektor-Stimmung profitieren. Die US-Banken hätten nun grünes Licht, in grossem Stil Geld in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen an ihre Anteilseigner auszuschütten. Das komme bei den Anlegern entsprechend gut an, heisst es im Markt.
Für Partners Group (+1,0% auf 594 CHF) gab es eine Hochstufung durch Baader Helvea auf ‹Buy› von ‹Hold› mit Erhöhung des Kursziels auf 685 CHF. Der Markt unterschätze den Nachhol- und Basis-Effekt sowie das Renditepotential der Investitionen, hiess es dazu.
Im breiten Markt standen erneut und ganz klar Idorsia (+4,0%) im Fokus. Das kleine Pharmaunternehmen hat seit der Kotierung an der SIX am 16. Juni bzw. zum ersten bezahlten Kurs bereits rund 70% an Wert zugelegt, die Marktkapitalisierung beträgt bereits 2,1 Mrd CHF. Am Berichtstag hat sich auch das Geheimnis hinter den jüngsten Management-Transaktionen gelüftet. Das Ehepaar Jean-Paul und Martine Clozel, welches das Unternehmen führt, hat seine Beteiligung auf gemeldete knapp 23% erhöht.
Unter Druck standen derweil Kuros (-4,8%). Das Biotech-Unternehmen konnte zwar neues Geld aufnehmen, aber zum untersten Punkt der für neue Aktien festgelegten Preisspanne. Verkauft wurden auch AMS (-4,1%) und Logitech (-3,1%), hier war von Verkäufen im grösseren Stil durch amerikanische Fonds die Rede. (awp/mc/upd/ps)