Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Handelswoche mit deutlichen Abgaben beendet und damit den Trend der Vortage forciert fortgesetzt. Nachdem der SMI bereits am Morgen schwächer gestartet war, weiteten sich die Abgaben am Nachmittag nochmals aus. Belastet wurde der Gesamtmarkt vor allem durch deutliche Abgaben bei den Pharma-Schwergewichtgen. Die Anleger seien zwischen den wieder aufgefrischten Zinssenkungshoffnungen und zunehmenden Konjunktursorgen hin- und hergerissen, hiess es am Markt. Die Scheu, vor dem Wochenende neue Positionen einzugehen, sei gross gewesen.
Vermehrt würden zurückhaltende Geschäftsprognosen die Angst vor einer konjunkturellen Abschwächung schüren. Dies habe die Stimmung zunehmend eingetrübt. «Wir haben in den vergangenen Tagen kaum ein Unternehmen gesehen, das sich nicht wegen des Handelsstreits vorsichtig über die zukünftige Entwicklung äussert», sagte ein Händler. Die Hoffnung auf eine Beschleunigung der Konjunktur im zweiten Halbjahr sei geschwunden.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 1,18 Prozent tiefer bei 9’762,98 Punkten. Das Wochen-Minus belief sich damit auf 2,2 Prozent. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,63 Prozent auf 1’506,69 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,97 Prozent auf 11’838,27 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien gingen 14 im Minus, 13 im Plus und drei unverändert aus dem Handel.
Die starken Abgaben der Pharmawerte Roche (-3,0%) und Novartis (-2,6%) belasteten den Gesamtmarkt. Händler verwiesen auf die laufende Diskussion über die Medikamentenpreise in den USA. Laut Medienberichten habe sich das US-Gesundheitsministerium von der Rabattreform abgewandt und nun werde befürchtet, dass die Pharmaindustrie mit tiefer als erwarteten Preisen konfrontiert werde. Dass Novartis die gemeinsam mit Partnern betriebenen Studien mit dem Alzheimermittel CNP250 eingestellt hat, wurde von Analysten indes nicht als kursrelevant gewertet. Auch Nestlé (-0,5%) schlossen tiefer.
Deutlicher im Minus schlossen zudem Lonza (-2,2%), AMS (-1,7%) oder Alcon (-0,8%). Schwächer schlossen auch die Versicherungs-Titel von Swiss Re (-1,2% und Zurich (-0,6%).
Demgegenüber konnten die Grossbankenwerte CS (+0,6%) und UBS (+0,5%) sowie die Aktien des Vermögensverwalters Julius Bär (+0,4%) zulegen. Händler sprachen von einer Sektor-Rotation: «Manche Anleger kaufen die Sektoren, die schlecht gelaufen sind, und verkaufen dagegen diejenigen, die stark waren.»
Swatch kletterten um 2,9 Prozent nach oben, nachdem Goldman Sachs die Titel auf «Buy» von «Neutral» hochgestuft hatte. Die Aktie sei attraktiv bewertet, schrieb die Analystin. Zudem könnte sich ihre Wachstumsannahme als konservativ erweisen. Richemont dagegen ermässigten sich um 0,6 Prozent.
Clariant (+1,8%) zeigten eine Gegenbewegung, nachdem kürzlich eine Gewinnwarnung des deutschen Konkurrenten BASF für breite Kursverluste gesorgt hatte. Auch SGS (+0,6%) und Givaudan oder ABB (je +0,4%) zogen etwas an. ABB hat von Stadler einen Auftrag für Zug-Ausrüstung über 140 Millionen Dollar erhalten.
Stadler (Aktien +1,2%) wiederum hat eine Ausschreibung der Mailänder Verkehrsbetriebe für eine Lieferung von bis zu 80 Strassenbahnen gewonnen.
EMS-Chemie zogen nach Zahlen markant an und schlossen 5,4 Prozent höher. Der Spezialchemiekonzern hat die schwächere Konjunktur und die Handelsstreitigkeiten zu spüren bekommen und weniger umgesetzt, aber den EBIT dennoch leicht gesteigert.
Ansonsten fielen im breiten Markt noch Aryzta (-3,8%), Meyer Burger (-3,1%), Inficon (-2,5%) oder Barry Callebaut (-2,4%) mit grösseren Abgaben auf. Zu den grössten Gewinnern zählten etwa Highlight Event&Entertainment (+8,7%). Interroll (+2,9%) machten einen Teil der Verluste der Vortage wett. Auch Sensirion (+1,4%) und Bossard (+2,7%) erholten sich von zuvor erlittenen Abgaben. (awp/mc/pg)