Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Donnerstag nur knapp unterhalb eines neuen Jahreshochs beendet. Positive Signale um den US-Haushaltsstreit sowie günstigere Konjunkturdaten aus der Eurozone sorgten am Morgen für eine spürbare Aufwärtsbewegung. Ein zweiter Schub setzte am Nachmittag nach positiven US-BIP-Werten und Daten zum Hausmarkt ein.
Händler werteten insbesondere die positiven News um die US-Haushaltsdebatte als entscheidenden Grund für die gute Stimmung. In der bislang verfahrenen Situation scheine sich nun doch in diesem Jahr eine Einigung der Verhandlungspartner anzubahnen, sagte ein Händler. Zudem hellte sich die Wirtschaftstimmung in der Eurozone überraschend auf und auch eine Anleiheauktion in Italien verlief erfolgreich und zu niedrigeren Renditen. In den USA ging die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe wie erwartet zurück. Die zweite Schätzung zur US-Konjunktur im dritten Quartal überraschte hingegen positiv, ebenso wie die Daten zu den schwebenden Hausverkäufen.
Der Leitindex SMI schloss mit plus 1,07% auf 6’828,52 Punkten und damit nur knapp unter dem neuen Jahreshoch von 6’829 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 1,05% auf 1’031,65 Punkte. Hier standen 26 Gewinner einem Verlierer gegenüber, drei Werte schlossen unverändert. Der breite Swiss Performance Index (SPI) legte um 1,00% auf 6’273,78 Zähler zu.
Im positiven Fokus lagen die Zurich-Papiere (+2,5%). Der Erstversicherer hatte im Vorfeld des Investorentags die Ausschüttung einer «attraktiven und nachhaltigen» Dividende bestätigt. Dies wurde in Marktkreisen als Hauptgrund für die Kursaufschläge genannt. Angaben zum Umfang der Schadenbelastung aus dem Wirbelsturm «Sandy» machte der Versicherer hingegen keine, dazu sei es noch zu früh, so Zurich.
Die Papiere des Branchennachbarn Swiss Life (+0,5%) verloren am Donnerstag etwas an Schwung. Im Nachgang zu den am Vortag veröffentlichten Details zum Geschäftsverlauf und zum AWD-Abschreiber senkten Nomura und Credit Suisse das Kursziel für die Titel leicht, Vontobel und Helvea erhöhten es dagegen.
Die Valoren der Grossbanken UBS (+0,7%) und CS (+2,1%) zogen zum Handelsende spürbar an. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hatte am Morgen die Kreditratings für UBS mit «A» und einem stabilem Ausblick bestätigt und für CS mit «A+» und einem negativem Ausblick. Dieser spiegle die Unsicherheit bezüglich der Position der CS mit Blick auf den internationalen Steuerdruck wider, heisst es.
Die grössten Aufschläge verbuchten Clariant (+4,3%). Auch Transocean (2,0%), Adecco (+1,6%) und ABB (+1,8%) fanden sich am oberen Ende der Gewinnerliste. Der Technologiekonzern vermeldete einen Auftrag im Wert von 39 Mio USD von der polnischen PKP Energetyka. Für ABB-Verhältnisse sei dies allerdings ein kleiner Auftrag, hiess es.
Für Roche (+0,9% auf 182,20 CHF) hat Citigroup das Kursziel auf 180 (157) CHF erhöht. In der Begründung heisst es, dass Roche in mancherlei Hinsicht gut aufgestellt sei, um den stärker werdenden Druck auf die Industrie zu überstehen und längerfristig zu wachsen.
Lonza (+0,7%) ging knapp unter Tageshoch aus dem Handel. Am Morgen kommunizierte das Unternehmen die Abspaltung des Performance Urethanes- und Organics-Geschäft in Brandenburg (USA). Der Schritt wird im Handel zwar positiv gesehen, allerdings seien bei Lonza derzeit auch einige Unsicherheiten vorhanden.
Die Tagescharts der Aktien der Uhrenhersteller Swatch (-0,3%, 440,80 CHF) und Richemont (+1,5%, 70,25 CHF) wiesen um die Mittagszeit einen klaren Einbruch auf. Auslöser war eine Reduktion der Gewinnprognose bei Tiffany für das laufende Geschäftsjahr. Beide Valoren hatten zuvor neue Allzeithochs markiert. Die Swatch-Aktie reagierte am Nachmittag kaum auf eine Herabstufung durch S&P auf «Hold» von zuvor «Buy». Das Kursziel wurde unverändert bei 450 CHF belassen.
Bei den Nebenwerten reagierten Georg Fischer (+2,2%) mit einem Aufschlag auf den Verkauf von Teilbereichen in Deutschland. Der Industriekonzern konzentriert sich in der Division Automotive auf das Kerngeschäft der Eisen- und Aluminiumdruckgiessereien in Europa. Das Aluminiumsandgussgeschäft mit den zwei Giessereien in Friedrichshafen und Garching wird veräussert. Analysten werteten den Schritt positiv.
Orascom (-6,1%) setzten den Abwärtskurs des Vortages unvermindert fort. International Minerals gaben 0,9% nach, obwohl das Unternehmen erstmals eine Dividende ausschütten will (0,12 CAD je Stammaktie). (awp/mc/upd/ps)