Zürich – Das gescheiterte Referendum in Italien hat die Aktienmärkte am Montag kalt gelassen. Das italienische «No» jagte auch dem hiesigen Handelsplatz nur einen kurzen Schrecken ein; die Reaktion fiel deutlich verhaltener aus als etwa bei der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten im November oder dem Brexit-Votum in Grossbritannien im Juni. Auch an den Devisenmärkten fielen die Reaktionen verhalten aus.
Man habe sich bereits in der Vorwoche auf eine Niederlage Renzis eingestellt, erklärten Börsianer. Als Fallschirm für die Märkte wurde zudem die EZB bezeichnet, die mit Stützungsmassnahmen die Situation jederzeit beruhigen könne. Die Diskussionen um einen vorzeitigen Ausstieg aus dem Stützungsprogramm dürften vom Tisch sein, meinten Experten. Die EZB fällt den Entscheid am kommenden Donnerstag. Schliesslich habe wohl auch der Wahlausgang in Österreich zur Beruhigung beigetragen.
Der Swiss Market Index (SMI) ist zum Wochenauftakt mit einem Plus von 0,79% auf 7’845,68 Punkten aus dem Handel gegangen. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, stieg um 0,92% auf 1’254,39 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,75% auf 8’590,56 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen alle bis auf drei im Plus.
Grosse Gewinne verzeichneten die Titel der Luxusgüterhersteller Swatch (+4,6%) und Richemont (+2,2%). Diese wurden von positiven Daten aus China getrieben. Dort ist einerseits der Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe auf den höchsten Stand seit beinahe anderthalb Jahren gestiegen, andererseits hellten Berichte über die wieder gestiegene Freude der Chinesen am Einkauf von Luxusgütern die Stimmung auf. Die Swatch-Papiere wurden zudem von der ZKB auf ihre Favoritenliste Schweizer Aktien für das Jahr 2017 aufgenommen.
Weit vorne reihten sich Versicherer wie Bâloise (+2,2%), Swiss Re (+1,9%), Swiss Life (+1,6%) oder Zurich Insurance (+1,3%) ein. Aber auch zyklische Papiere wie Aryzta (+1,7%), ABB (+1,8%) oder Dufry (+1,4%) standen in der Gunst der Anleger, wohl auch vom etwas schwächeren Schweizer Franken profitierend.
Einen etwas schwereren Stand hatten lange Zeit über die Grossbankenaktien, die sich am Ende mit einer freundlichen Wall Street aber ebenfalls aufrappelten: UBS schlossen 1,2% fester, während CS um 0,4% zulegten. Das italienische «Nein» lasse die Risiken in der Eurozone wieder angestiegen, womit die nötige Refinanzierung der italienischen Banken schwieriger werden könnte, hiess es hierzu im Handel. Bei der CS hätten sich die Anleger zudem im Vorfeld des wegweisenden Investorentags vom Mittwoch zurückgehalten.
Die defensiven Pharmaschwergewichte stützten den positiven Trend. So zogen Roche um 0,7% und Novartis um 1,1% an. Novartis-CEO Joe Jimenez hatte sich gegenüber der Wochenendpresse gegen eine Teilnahme von Novartis an einem allfälligen Bieterwettkampf um Actelion ausgesprochen.
Actelion wiesen mit minus 0,6% für einmal eine «fast normale» Kursentwicklung auf. Vorbörslich hatten die Papiere noch über 7% im Plus gestanden, dies nach weiteren Spekulationen um eine Übernahme durch Johnson&Johnson (J&J) in der Wochenendpresse, wobei Bloomberg über eine erhöhte Offerte von J&J berichtet hatte.
Andere eher defensive Papiere wie Nestlé (unverändert), Sonova (+0,1%) oder Givaudan (-1,2%) hielten hingegen nicht Schritt.
Im breiten Markt setzten Meyer Burger (-7,4%) ihre seit drei Tagen andauernde Talfahrt fort, nachdem eine Kapitalerhöhung von den Aktionären grünes Licht erhalten hatte. Händlern zufolge trennen sich derzeit Anleger im Vorfeld der für Dienstag angesetzten Bezugsrechtsemission von ihren Papieren. Darüber hinaus berichteten sie von aggressiven Leerverkäufen aus dem Ausland. (awp/mc/pg)