CH-Schluss: Lösungsaussicht im US-Schuldenstreit schiebt den SMI an
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag den Handel deutlich fester abgeschlossen. Positive News zum Streit um die Schuldenobergrenze in den USA und sinkende Energiepreise haben die Finanzmärkte rund um den Globus beflügelt. Noch am Vortag war der Leitindex SMI zeitweise unter die Marke von 11’400 Punkten zurückgefallen. Im heutigen Handel nahm er indessen Kurs auf 11’800 Punkte. Bis dahin schaffte es der SMI allerdings nicht. Dazu bräuchte es weitere Impulse. Nun hofften die Börsianer auch auf positive Signale vom morgigen US-Arbeitsmarktbericht, meinte ein Händler.
Am Donnerstag hatte vor allem die Entspannung im US-Schuldenstreit für Erleichterung unter den Investoren gesorgt. Vonseiten der Republikaner hatte es Signale gegeben, wonach die Minderheitspartei eine übergangsweise Anhebung der Schuldenobergrenze bis Dezember nicht blockieren wolle. Damit wäre die Gefahr eines Zahlungsausfalls der weltgrössten Volkswirtschaft zumindest vorübergehend gebannt. Das geplante Online-Treffen zwischen US-Präsident Joe Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping stützten die Aktien zusätzlich. Händler warnten aber davor, dass Risiken wie Inflation, steigende Zinsen, eine schwächelnde Konjunktur oder die Evergrande-Krise noch nicht vom Tisch seien.
Bis Börsenschluss kletterte der SMI um 1,68 Prozent auf 11’763,64 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg 1,79 Prozent auf 1901,77 und der breite SPI 1,50 Prozent auf 15’144,13 Zähler. 28 der 30 SLI-Werte legten zu und zwei gaben nach. Die freundliche Börsenstimmung liess sich auch am Volatilitätsmass VSMI ablesen. Der Index fiel um über 10 Prozent zurück.
Bei den Blue Chips waren jene Titel auf dem Vormarsch, die in den letzten Wochen unter Abgaben gelitten hatten. Dazu zählten die Luxusgüterwerte Richemont (+4,4%) und Swatch (+2,6%). Sie hatten im August und September vor allem wegen Wachstumssorgen im grössten Absatzmarkt China an Terrain eingebüsst. Diese Woche gab Swatch-Chef Nick Hayek in einem Fernsehinterview Entwarnung. Er rechnet für seinen Konzern mit starkem Wachstum, besonders in China und in den USA.
Die Titel von Sika kletterten um 3,0 Prozent in die Höhe. Der Bauchemiekonzern hat am Kapitalmarkttag seine Ziele bestätigt. Auch andere Zykliker rückten vor, darunter die Papiere des Personalvermittlers Adecco (+2,8%) oder des Industriekonzerns ABB (+2,5%). Goldman Sachs hat die Kaufempfehlung für ABB bestätigt und das Kursziel angehoben. Engpässe in den globalen Lieferketten dürften ein vorübergehendes Phänomen sein, meinte die Analystin. Sie rechnet mit einer sehr guten Auftragsentwicklung bei ABB.
Deutlich zulegen konnten am Berichtstag auch die Finanzwerte, allen voran die Grossbanken Credit Suisse (+3,8%) und UBS (+3,6%) sowie der Vermögensverwalter Julius Bär (+3,1%). Die CS hat in der Abwicklung der in Schieflage geratenen Greensill-Fonds weitere Fortschritte erzielt. Dabei dürfte die viel gescholtene Bank in den kommenden Monaten zumindest die Abwicklung der zwei kleineren der insgesamt vier Fonds zu Ende bringen. Bei den Versicherungen gewannen die Swiss Life-Papiere (+1,9%) am meisten dazu.
Die Pharma-Schwergewichte Novartis (+1,6%) und Roche (+2,0%) trugen die Markterholung mit, während Nestlé (+0,6%) gegen Handelsende hin in der Tabelle zurückfielen. Swisscom büssten 0,3 Prozent ein und weiteten die Verluste des Vortages aus.
Nicht vom Fleck kamen am Berichtstag auch Lonza (-0,4%). Händler gingen davon aus, dass dies etwas mit der anhaltenden Kursschwäche von Corona-Impfstoffpartner Moderna zu tun haben könnte.
Am breiten Markt fielen Relief Therapeutics (-5,6%) negativ auf. Das Biotechunternehmen hat Klage gegen den Partner NeuroRx und dessen CEO Jonathan Javitt eingereicht. Die Genfer werfen dem US-Partner mehrfache Verletzung der Kooperationsvereinbarungen vor.
Auf der Gegenseite rückten Gurit (+7,6%), Aluflexpack (+5,8%) und Swiss Steel (+5,7%) mit deutlichen Aufschlägen vor. (awp/mc/pg)