Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Freitag zum Ende einer erneut bewegten Börsenwoche klar im Plus abgeschlossen. Von guten US-Vorgaben getragen rückte der Schweizer Leitindex SMI über die Marke von 11’600 Punkten vor und baute die Gewinne bis zum Schluss aus. Tags zuvor war der SMI im Tief noch bis auf 11’300 Stellen abgerutscht. Auf der Schnäppchenjagd haben die Anleger vor allem bei jenen Aktien zugegriffen, die durch den jüngsten Markteinbruch in die Knie gezwungen wurden. Dass es nach drei Wochen mit Verlusten am Ende knapp nicht für ein Wochenplus gereicht hat, war auf die neuerlichen Abgaben des Schwergewichts Roche zurückzuführen.
Trotz der kräftigen technischen Erholung zum Wochenschluss bleibt die Lage an den Finanzmärkten angespannt. Mit dem Ukraine-Krieg, den Engpässen in den globalen Lieferketten und vor allem mit Blick auf die grossen Inflations- und Zinssorgen halten die Bären weiterhin gute Verkaufsargumente in ihrer Hand. Immerhin hätten die Anleger die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die US-Notenbank nicht ohne Rücksicht auf mögliche wirtschaftliche Schäden die Zinsen stark anheben werde, hiess es am Markt.
Bis Börsenschluss gewann der SMI 1,25 Prozent hinzu und schloss mit 11’650,42 Punkte auf Tageshoch. Im Vergleich zur letzten Woche verblieb dennoch ein Minus von 0,7 Prozent. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg am Freitag um 1,84 Prozent auf 1813,61 Zähler und der breite SPI um 1,36 Prozent auf 14’982,04 Zähler. Im SLI standen sich zum Schluss 28 Gewinner und zwei Verlierer gegenüber.
Unter den Blue Chips waren einige der zuletzt arg gebeutelten Wachstumswerte unter den grössten Gewinnern zu finden: So machten Papiere wie jene von Straumann (+7,4%) und Sonova (+5,3%) stark an Boden gut. Der Hörsystemspezialist wird am Dienstag die Jahreszahlen 2021/22 publizieren.
Auf dem Vormarsch waren auch Tech-Werte wie AMS Osram oder VAT (je +3,5%). Beide Titel hatten in den beiden vergangenen Wochen grosse Verluste erlitten. Nicht ganz so gut konnten Logitech (+1,8%) verlorenes Terrain aufholen. Dabei wurden die Titel des Computerzubehörherstellers von der Bank Julius Bär zum «Kauf» empfohlen und CEO Bracken Darrell zeigte sich in einem Interview für die künftige Entwicklung des Geschäfts gewohnt zuversichtlich.
Bei weiteren zyklischen Werten schwangen Lonza (+3,7%), Adecco (+3,4%), Kühne+Nagel (+3,3%) oder Holcim (+2,9%) obenaus. Bei Holcim tobt derzeit ein Bieterwettkampf um die zum Verkauf stehenden indischen Töchter des Zementkonzerns, was die Aktie zusätzlich stützt. Weiter kletterten Alcon (+3,5%) oder die Luxusgüterwerte Richemont und Swatch mit der Hoffnung auf ein baldiges Ende der strikten Corona-Lockdowns im wichtigen chinesischen Markt um 1,4 Prozent respektive 2,1 Prozent in die Höhe.
Gut zulegen konnten auch die Grossbankentitel UBS (+2,7%) und Credit Suisse (+3,1%), während auf der Gegenseite der Roche-Bons (-0,4%) weiter an Terrain einbüsste. Die Woche durch liessen Hiobsbotschaften aus der Krebsforschung den Kurs von Roche einbrechen. Händler sprachen auch von Umschichtungen in die Konkurrenzpapiere von Novartis, die am Freitag um 1,4 Prozent zulegten. Nestlé gewannen 0,7 Prozent.
Nebst Roche gaben zu Wochenschluss auch Swisscom (-0,7%) nach. Hier war im Handel von einer Konsolidierung die Rede, nachdem die Titel sich während des jüngsten Markteinbruchs gut gehalten hatten.
In der zweiten Reihe rückten die Papiere von Molecular Partners um 14 Prozent vor nach den am Vortag publizierten Erstquartalszahlen. Ausserdem wurden auch Wachstumswerte wie Dottikon (+7,8%), Polypeptide (+6,1%) oder Medacta (+6,6%) stärker gekauft. Und die volatilen Meyer Burger-Titel (+8,9%) konnten den jüngsten Einbruch mit kräftigen Avancen auffangen.
Zur Rose gewannen 3,6 Prozent. «Ob das E-Rezept heute kommt oder erst morgen, wichtig ist, dass es kommt. Und daher sind die aktuell tiefen Kurse richtige Schnäppchenpreise», sagte ein Händler. Stark fallende Kurse waren bei Titeln wie Talenthouse (-9,4%) oder Lalique (-4,8%) zu sehen. (awp/mc/pg)