Zürich – Nach dem leichten Rückschlag am Vortag hat der Schweizer Aktienmarkt am Mittwoch wieder Gas gegeben. Der SMI nahm Anlauf auf ein neues Allzeithoch, das er lediglich um rund 11 Punkte verpasste. Angetrieben wurde der Höhenflug von Investoren, die sich auf die Zykliker und die Finanztitel stürzten. Bestärkt wurden die risikofreudigeren Anleger durch versöhnlichere Töne aus China im Handelsstreit mit den USA. Die Regierung in Peking will 16 US-Produkttypen von Strafzöllen ausnehmen. Ausserdem wolle China die Folgen des Konflikts mit weiteren Massnahmen abfedern.
«Sollte da etwas dran sein, könnten sich daraus Wachstumschancen für die Gesamtwirtschaft ergeben, die jetzt schon in konjunktursensible Aktien eingepreist werden und deren Kurse nach oben treiben», erklärte ein Marktteilnehmer. Nachdem vor vier Wochen noch Angst vor einer Rezession geherrscht habe, würden jetzt genau die Aktien gekauft, die am Anfang eines konjunkturellen Aufschwungs gefragt seien. Deshalb kletterten die Kurse von Zyklikern und Finanztiteln, während die defensiven Schwergewichte unterdurchschnittlich blieben.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,78 Prozent höher bei 10’098,59 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) legte um 1,0 Prozent auf 1’550,08 Zähler zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,7 Prozent auf 12’249,32 Stellen. Von den 30 Titeln des SLI wiesen 27 Kursgewinne aus, während zwei im Minus schlossen und einer unverändert blieb.
«Die Stimmung ist gut und eigentlich das Gegenteil von dem, was wir bisher hatten», sagte ein Händler: «Wir haben mit den defensiven Schwergewichten die Marke von 10’000 Zählern erreicht. Jetzt geht es weiter nach oben mit den Zyklikern.» Mit Spannung wird nun auf die Notenbank-Entscheidungen in Europa am Donnerstag und in den USA in der kommenden Woche geblickt. Die Erwartungen an geldpolitische Lockerungen sind mittlerweile recht hoch, was die Gefahr von Enttäuschungen mit sich bringt.
An der Spitze der Gewinner standen am Mittwoch AMS (+7,1%). Die Titel des Sensorenherstellers profitierten von den neuen iPhones und weiteren Produkten, die Apple am Vortag vorgestellt hatte. Ebenfalls nach oben gezogen vom US-Konzern wurden Logitech (+2%), der Zubehör für iPhones und iPads produziert.
Dahinter standen konjunktursensitive Werte und Finanztitel ganz oben auf der Einkaufsliste. Zweitgrösster Gewinner im SLI waren Geberit (+2,8%). Der Bauausrüster profitierte zusätzlich zur guten Stimmung von einer Ratingerhöhung von Berenberg auf «Hold» von «Sell». Das Kursziel hat die Analystin auf 430 von 230 Franken nahezu verdoppelt. Es gebe keine Belege für schrumpfende Marktanteile von Geberit, erklärte sie.
Hinter Geberit folgten Richemont (+2,4%) und Swatch (+2,3%). Die beiden Luxusgüterhersteller wurden nach oben gezogen von der Hoffnung auf eine Entspannung im Zollstreit, der Aussicht auf konjunkturstützende Massnahmen in China und dem guten Abschluss des Luxusaccessoires-Herstellers Hermès, hiess es.
Bei den Banken rückten CS (+1,6%) und UBS (+1,3%) vor, während Julius Bär (+1,2%) ebenfalls zulegten. Es gebe Hoffnung, dass die US-Zinsen wieder anziehen würden, sagte ein Händler. Höhere Zinsen bedeuteten für die Banken bessere Ertragsaussichten.
Am Schluss der Rangliste standen Partners Group, die am Vortag mit ihren Halbjahresresultaten enttäuscht hatten und abgestraft worden waren. Nun ging es am Mittwoch weiter in die Tiefe (-1,5%). Manche Anleger nützten nun das Ergebnis als guten Anlass, Gewinne zu realisieren, hiess es. Schindler verloren 0,9 Prozent, ohne dass Nachrichten vorlagen.
Unterdurchschnittlich zeigten sich die defensiven Werte, die bislang Kursmotoren gewesen waren. Roche (+0,02%) und Nestlé (+0,4%) bildeten die Bremsklötze, Novartis zogen hingegen um 0,7 Prozent an. Der Pharmazulieferer Lonza schloss unverändert nach Tagen sinkender Kurse. Vifor (+2,4%) machten dagegen die Vortagesverluste mehr als wett.
Im breiten Markt löste eine Gewinnwarnung bei den Aktien des Stahlerzeugers Schmolz+Bickenbach (-8,1%) einen Kurssturz aus. Die Aktien von Lalique (-5,1%) büssten nach einer Prognosesenkung ebenfalls an Wert ein. Dagegen legte Asmallworld 11 Prozent zu. Die stets volatil gehandelte Aktie hatte an den Vortagen nachgegeben. Polyphor kletterten um 8,5 Prozent. (awp/mc/pg)