Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt stehen am Donnerstag die Ampeln auf Grün. Nach einer verhaltenen Eröffnung notiert der Markt am späten Vormittag auf breiter Front fester. Die Kursgewinne an der Wall Street nach dem Sieg Donald Trumps bei den US-Präsidentenwahlen färbe doch noch positiv ab, meinten Händler. Am Vortag war dem SMI und anderen europäischen Indizes im Verlauf der Schnauf ausgegangen. Europa könnte zu den Verlierern von Trumps Politik gehören, hiess es am Markt. Denn es bestehe die Gefahr von Zollstreit und Handelskriegen, was der Wirtschaft schaden könnte.
Diese Sorgen scheinen nun vor der am Abend erwarteten US-Zinsentscheidung in den Hintergrund gerückt zu sein. Kurzfristig habe der Sieg Trumps kaum Einfluss auf die Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Es werde fest mit einer Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte gerechnet, lautet der Tenor. Mittelfristig sieht es anders aus. Die Politik der neuen US-Regierung könnte die Inflation anheizen oder die schon brummende US-Wirtschaft könnte gar überhitzen, befürchten Marktteilnehmer. Derweil wird das Ende der Ampelregierung in Deutschland gelassen aufgenommen. «Die Aussicht auf mögliche Neuwahlen stimmt den Markt positiv», meint ein Händler dazu.
Der Schweizer Leitindex SMI steigt bis um 11.20 Uhr um 0,86 Prozent auf 11’949,76 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Titel enthalten sind, gewinnt gar 1,03 Prozent auf 1965,28 und der breite SPI 0,80 Prozent auf 15’903,01 Zähler. Im SLI dominieren die Gewinner (27) die Verlierer (3) klar.
Die Gewinner bei den Blue Chips werden von Swiss Re (+6,4%) angeführt. Dabei markiert der Kurs auf 119,80 Franken ein neues Mehrjahreshoch. Und dies, obwohl der Rückversicherer seine Rückstellungen für das US-Haftpflichtgeschäft um 2,4 Milliarden Dollar deutlich erhöht hat und im Gesamtjahr 2024 nun weniger verdienen wird als bisher erwartet. Der Schritt wurde von vielen Marktteilnehmern erwartet und wird entsprechend eher positiv gesehen. «Wir glauben, dass dies ein wichtiger Schritt des neuen CEO ist, den wir loben», kommentierte die UBS. Die Reserven stünden nun auf einer viel solideren Basis und das Gewinnziel 2025, das am kommenden Investorentag (13.12.) bekannt gegeben werden soll, sei frei von möglichen weiteren Reserveerhöhungen im US-Haftpflichtgeschäft.
Auch die Aktien von Zurich (+0,4%) legen zu, wenn auch viel weniger als die von «Rück». Der Versicherer bleibt auf Wachstumskurs. In den ersten neun Monaten 2024 stiegen die Einnahmen in der Schaden- und Unfallversicherung (P&C) auch dank weiter steigender Tarife erneut an. Auch in der Lebensversicherung verzeichnete der Konzern Zuwächse im Neugeschäft.
Deutliche Gewinne verbuchen zudem die Aktien von Logitech (+4,4%). Die negative Kursreaktion am Vortag sei mehr als übertrieben gewesen, heisst es am Markt. Befürchtungen, das Unternehmen könnte unter einem zunehmenden Protektionismus der neuen US-Regierung stärker leiden, hatten den Kurs um 5,5 Prozent gedrückt.
Auch Nestlé (+0,8%) stehen im Plus und holen damit einen Teil der Vortagesabschläge auf. Damit notiert der Kurs zwar wieder auf 80 Franken, aber noch immer so tief wie seit über 6 Jahren nicht mehr. Dem Nahrungsmittel- und Markenartikelhersteller machten die gestiegenen Rohstoffpreise zu schaffen, die das Unternehmen nur bedingt an die Kunden weitergeben könne, sagt ein Händler. Dies belaste auch die PS von Lindt & Sprüngli (-0,7%).
Auch Straumann, Kühne+Nagel (+1,8%), Roche (+0,6%) und Lonza (+0,6%) machen Vortageseinbusse zum Teil mehr als wett.
Weiterhin gefragt sind zyklische Werte wie Holcim (+2,0%) und Sika (+1,5%) sowie die Finanzwerte UBS (+0,2%), Julius Bär (+0,6%) und Partners Group (+1,3%). Dagegen konsolidierten die Aktien von ABB (-0,04%) den Vortagesanstieg.
Auf den hinteren Reihen fallen AMS Osram (-7,1%) nach Zahlen negativ auf. Vontobel (+0,6%) und Valiant (+1,0%) reagieren dagegen positiv auf die Businessupdates. (awp/mc/ps)