Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag klar schwächer geschlossen. Nach Daten vom US-Arbeitsmarkt ging es mit dem Leitindex SMI am Nachmittag merklich runter. Die Arbeitslosenquote legte im Januar zwar überraschend zu. Die Beschäftigung stieg jedoch im Monatsvergleich deutlich stärker an als am Markt erwartet, und die Lohnentwicklung beschleunigte sich zu Jahresbeginn weiter. Es werde daher immer wahrscheinlicher, dass das Fed im März ihre Leitzinswende mit einer Erhöhung um 50 Basispunkte einläuten wird, waren sich verschiedene Marktbeobachter einig.
Sollte die US-Notenbank die Zinsen im Jahresverlauf jedoch zu stark anheben, könnte dies das Wirtschaftswachstum abwürgen und die Hoffnungen der Investoren auf weiter steigende Unternehmensgewinne zerstören, kommentierte ein Analyst. Am Vortag hatten bereits die falkenhaften Äusserungen der Europäischen Zentralbank ihr Übriges getan und die Anleger aufgeschreckt. Die Währungshüter in Frankfurt hatten am Donnerstag wegen der anhaltend hohen Inflation ebenfalls das Tor für eine geldpolitische Straffung geöffnet: Die EZB könnte wohl bereits im Herbst die Zinsen anheben, hiess es am Markt.
Der SMI verlor am Freitag 0,77 Prozent auf 12’140,25 Punkte. Im Tageshoch war er am Morgen noch bis auf 12’306 Punkte (+0,6%) gestiegen. Am Vortag hatte der Leitindex bereits rund 1 Prozent verloren. Das Wochenplus schrumpfte am Freitag damit auf 0,3 Prozent zusammen.
Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sank 0,86 Prozent auf 1938,09 und der breite SPI 0,75 Prozent auf 15’371,60 Zähler. Von den 30 SLI-Titeln gaben alle bis auf vier ab.
Besonders unter Druck standen von den Blue Chips unter anderem Finanzwerte wie Swiss Re (-2,7%), Zurich (-1,2%), Swiss Life (-1,0%), Credit Suisse (-0,9%) und UBS (-0,7%), von denen sich die meisten zuletzt aufgrund der Aussicht auf höhere Zinsen ganz gut geschlagen hatten.
Grösste Verlierer waren die Luxusgütertitel Richemont (-2,9%), während Swatch (-0,1%) ebenfalls – wenn auch nur leicht – wie am Vortag weiter abgaben. Abgaben erlitten auch Holcim (-1,4%), nachdem Berenberg die Titel des Zementkonzerns neu zum Verkauf empfahl.
Auch die Anteilscheine von ABB (-1,4%) ermässigten sich erneut. Das am Vortag veröffentlichte Ergebnis des Elektrokonzerns war am Markt bereits als ungenügend taxiert und mit deutlichen Abgaben quittiert worden.
Weitere Verlierer waren am Schluss auch Logitech (-1,3%) und Temenos (-0,2%). Beide hatten im frühen Handel noch fester tendiert – nach dem Kurseinbruch vom Vortag. An der US-Börse erholten sich die wichtigsten Tech-Indizes bis zur Berichtszeit etwas von ihrem jüngsten Kursrutsch. Positiv aufgenommene Geschäftszahlen des weltgrössten Online-Händlers Amazon hatten die Anleger etwas beruhigt.
Die Tech-Anleger sind seit Wochen hin- und hergerissen zwischen unterschiedlich ausgefallenen Quartalszahlen einiger Schwergewichte am US-Markt und der Furcht vor zu schnell steigenden Zinsen. Höhere Zinsen entwerten ein Stück weit die in der Zukunft erzielten Gewinne der wachstumsstarken Tech-Konzerne.
Fester gehandelt wurden hingegen defensive Titel wie Swisscom (+0,3%), die den Aufwärtstrend, der am Vortag nach der Bilanzvorlage eingesetzt hatte, fortschrieben. Auch Novartis (+0,5%) und Vifor (+0,7%) gewannen hinzu.
Auf den hinteren Rängen waren unter anderem Skan (-4,8%), Energiedienst (-4,3%) und Peach Property (-4,3%) besonders schwach. Positiv fielen hingegen Meyer Burger (+3,4%), Swissquote (+3,2%) und Idorsia (+1,6%) auf. Dabei handle es sich aber auch nur um eine Gegenbewegung nach den Vortagesverlusten, hiess es im Handel.
Zudem legten die Papiere des Industrieunternehmens Bystronic (+1,3%), des Komponentenherstellers Lem (+1,1%) und der Graubündner Kantonalbank (+0,3%) zu. All drei Unternehmen veröffentlichten zum Wochenschluss Jahreszahlen. (awp/mc/pg)