Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Mittwoch deutlich im Plus, wenn auch klar unter Tageshoch beendet. Der Leitindex SMI profitierte dabei von einem starken Anstieg der Roche-Genussscheine, die von unerwartet veröffentlichten, aber gut aufgenommenen Studiendaten in die Höhe gehievt wurden. Daneben standen vor allem Small- und Midcaps mit ihren Halbjahreszahlen im Fokus. Grundsätzlich sei das Geschehen vor dem am morgigen Donnerstag beginnenden und bis Samstag dauernden jährlichen Notenbanker-Treffen in Jackson Hole eher von Vorsicht geprägt gewesen, hiess es aus dem Handel. Investorinnen und Investoren erhoffen sich aus dem US-Kurort neue Hinweise über die zukünftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed.
Es brauche klare Signale, dass der derzeitige geldpolitische Kurs der US-Zentralbank Fed restriktiv genug sei, um die Inflation auf das 2-Prozent-Ziel zurückzuführen, meinte ein Marktteilnehmer. Er glaube, dass Powell in dieser Hinsicht nicht enttäuschen werde, fügte er an. Nicht alle Beobachter sind aber ganz so optimistisch. «Es ist so oder so eine Gratwanderung für den Fed-Chef», meinte ein weiterer Händler. Powell müsse in seiner Rede seine Absichten möglichst klar ausdrücken, ohne die Märkte zu verschrecken. Viele Marktteilnehmer seien derzeit jedenfalls etwas verunsichert, was die Entwicklung von Konjunktur und Zinsen angehe.
Der SMI notierte bei Handelsschluss 0,90 Prozent höher bei 10’973,64 Punkten, das Tageshoch war mit gut 11’020 Punkten noch deutlich höher. Der 30 Titel umfassende SLI, bei dem u.a. das Gewicht des Roche GS gekappt ist, gewann derweil lediglich 0,65 Prozent auf 1722,32 und der breite SPI 0,77 Prozent auf 14’455,87 Zähler. Dass die Stimmung nicht ganz so gut war, wie der SMI-Gewinn erwarten liesse, zeigte sich an der Tatsache, dass acht Titel im Minus und vier weitere praktisch unverändert schlossen.
Klarer Gewinner unter den Blue Chips waren den ganzen Tag Roche GS (+3,8%), im Top um die Mittagszeit war das Plus gar 5,5 Prozent. Der Basler Pharmakonzern meldete am Morgen ein Datenleck bei einem Forschungsprogramm: eine Zwischenanalyse einer Studie mit dem Krebs-Therapeutikum Tiragolumab wurde unbeabsichtigt veröffentlicht. Daraus seien zumindest vorläufig sehr positive Signale herausgelesen worden, hiess es am Markt. Gewisse Analysten waren allerdings vorsichtiger: «Die Informationen sind zu bruchstückhaft, um jetzt schon verlässliche Rückschlüsse auf die finalen Studienergebnisse ziehen zu können», hiess es in einer Analyse. Die definitiven Daten dürften wohl erst Anfang nächsten Jahres vorliegen.
Ebenfalls klar im Plus waren die Gesundheitswerte Lonza (+2,3%) und Givaudan (+2,2%). Bei Lonza verwiesen Händler auf den Kursanstieg des US-Konzerns Moderna, für den Lonza den Coronawirkstoff produziert. Ein US-Regierungsbeamter hatte die Amerikaner aufgefordert, ihre Corona-Impfung auffrischen zu lassen, was die Moderna-Aktien deutlich steigen liess.
Die UBS-Aktien (+1,3%) haben mit dem Schlusskurs von 21,32 Franken ein weiteres Jahres- und Mehrjahreshoch erzielt. Die Grossbank wird in einer Woche über ihr erstes Semester und vermutlich auch über die weitere Zukunft der Marke Credit Suisse und das Schicksal von vielen Tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern berichten.
Zuunterst in der SLI-Tabelle standen bei Handelsschluss die drei konjunktursensitiven Werte Holcim (-1,5%), Kühne+Nagel (-0,9%) und Adecco (-0,7%). Jüngste Makrodaten aus der EU-Zone und den USA waren nicht sehr erbaulich.
Im breiten Markt waren unter anderem Autoneum (-7,5%) trotz guter Halbjahreszahlen und nach volatilem Beginn deutlicher unter Druck. Die Gewinnzahlen hätten nur auf den ersten Blick gut ausgesehen, hiess es. Der Konsens sei zwar massiv übertroffen worden, doch das Ergebnis sei durch Aufwertungsgewinne aufgebläht gewesen.
Auch die Semesterausweise von Orior (-4,2%) und Sensirion (-1,1%) wurden nicht besonders gut aufgenommen, während diejenigen der auf Deutschland spezialisierten Immobiliengesellschaft Peach Property (+7,3%) für einmal sehr gesucht waren. (awp/mc/pg)