Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat auch am Tag zwei nach der Ablehnung der italienischen Verfassungsreform zugelegt. Mit kräftiger Unterstützung der Grossbanken kletterte der Leitindex SMI am Dienstag nach einem verhaltenen Beginn in die Höhe und setzte sich am Ende mit Blick auf die Rekordjagd an der Wall Street sogar noch über der Marke von 7’900 Punkten fest. Gesucht waren dank neuen Übernahmegerüchten auch die Papiere des Biotech-Unternehmens Actelion.
Trotz dem Nein der Italiener zur Verfassungsreform und der Rücktrittsankündigung von Premierminister Matteo Renzi ist das Beben an der Börse ausgeblieben. Die Hoffnung der Anleger liegt nun bei EZB-Chef Mario Draghi, er soll es richten, meinte ein Händler. Am Donnerstag dürfte die EZB das derzeit laufende Wertpapierkaufprogramm um sechs Monate verlängern. Von grossem Interesse ist auch, welche Signale für die künftige Geldpolitik ausgesendet werden.
Der Swiss Market Index (SMI) gewann bis Börsenschluss 0,85% auf 7’912,39 Punkten. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, legte um 1,16% auf 1’268,94 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,74% auf 8’654,48 Punkte zu. Von den 30 wichtigsten Titeln standen am Ende 19 im Plus, neun im Minus, und SGS wie auch Dufry schlossen unverändert.
Actelion (+3,8%) gehörten einmal mehr zu den grössten Gewinnern unter den Blue Chips. Die seit rund zehn Tagen gestellte Frage «Deal or no Deal» rund um das Johnson&Johnson-Angebot für das Allschwiler Biotech-Unternehmen hatte von einem Agenturbericht neue Nahrung erhalten: Laut Bloomberg wirft der französische Pharmakonzerns Sanofi nun auch seinen Hut in den Ring. Die Franzosen überlegten sich, eine Gegenofferte einzureichen, hiess es unter Berufung auf informierte Kreise.
Noch deutlicher kletterten UBS (+4,4%) und Credit Suisse (+4,5%) in die Höhe. Morgan Stanley hatte die Einstufung für UBS auf «Overweight» von «Equal Weight» erhöht. Die zuständige Analystin sieht für die Papiere ein Aufwärtspotenzial von 25% und nimmt sie deshalb auch in ihre «European Bank’s Most Preferred List» auf. Kerntreiber seien höhere Zinsen in den USA und eine steilere Zinskurve, die zu höheren Transaktionen und damit Einnahmen im Wealth Management Americas führten.
Die Credit Suisse lädt am Mittwoch in London zum Investorentag, an dem es unter anderem ein Update zu den Kostenplänen sowie eine Anpassung der Guidance im Zusammenhang mit der Abwicklungseinheit (Strategic Resolution Unit – SRU) geben dürfte. Insgesamt reichen die Erwartungen der Analysten von lediglich kleineren Adjustierungen der im Oktober 2015 kommunizierten Strategie bis hin zu einem ganz neuen Strategieansatz.
Weitere Finanzaktien wie jene der Versicherer Bâloise (+1,8%), Zurich (+1,3%) oder Swiss Re (+1,4%) wurden ebenfalls gut nachgefragt. Und auch der Vermögensverwalter Julius Bär gewann deutliche 2,0%.
Bei den defensiven Werten legten Nestlé am Ende noch um 0,6% und Swisscom um immerhin 0,9% zu. Die Swisscom-Tochter Fastweb kauft vom italienischen Telekomkonzern Tiscali die Business-Sparte. Analysten bewerteten den Deal als «leicht positiv». Roche gewannen 0,6%, und Novartis bremsten den SMI mit einem Minus von 0,1% leicht.
Bei den zyklischen Papieren zogen Adecco (+1,9%) oder Givaudan (+1,1%) an, während Schindler, Geberit (beide -0,6%) oder LafargeHolcim (-0,2%) Einbussen verzeichneten. Für LafargeHolcim hatte die Deutsche Bank das Kursziel leicht gesenkt.
Im breiten Markt brachen Schaffner nach Jahreszahlen um 5,9% ein. Der Elektronikkomponenten-Hersteller musste einen Umsatzrückgang hinnehmen, und auch der Reingewinn sank. Gottex sackten um 5,7% ab. Um die früheren Verluste aus der Bilanz der Gesellschaft zu eliminieren, soll der Nennwert der Aktien von heute 1,00 CHF auf 0,10 CHF gesenkt werden.
Bei Meyer Burger (+15%) kam es nach drei Tagen mit zum Teil starken Abgaben zu einer kräftigen Erholung. Heute fand die Bezugsrechtsemission für eine geplante Kapitalerhöhung statt. Von dieser hängt die Zukunft der Gesellschaft ab.(awp/mc/pg)