Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Dienstag mit zum Teil recht deutlichen Abgaben beendet. Händler sprachen in erster Linie von Gewinnmitnahmen nach der zuletzt guten Performance bei vielen Titeln. Vor allem am Morgen kam es zu Verkäufen im grösseren Stil, am Nachmittag erholten sich die Kurse mit einer erneut positiven Kursentwicklung an der Wall Street zum Teil wieder etwas.
Grundsätzlich fehle es derzeit etwas an Kurstreibern – ein solcher wäre wohl ein neues, billionenschweres US-Konjunkturpaket, hiess es am Markt. Die Chancen auf eine Einigung diesbezüglich zwischen Republikanern und Demokraten seien zuletzt gar etwas gestiegen. «Ein Deal wäre Musik in den Ohren von Investoren und könnte dem Aktien-Rally, das mittlerweile auf etwas wackeligen Beinen steht, einen ordentlichen Schub geben», sagte ein Marktanalyst. Allzu grosse Bewegungen seien allerdings vor den US-Präsidentschaftswahlen Anfang November eher nicht mehr zu erwarten, meinte ein skeptischerer Marktteilnehmer.
Der SMI als wichtigster Schweizer Aktienindex verlor zum Handelsschluss 0,68 Prozent auf 10’233,16 Zählern, dies bei einem Tagestief von 10’197 bzw. einem Tageshoch von 10’295 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 0,55 Prozent auf 1’565,43 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,74 Prozent auf 12’769,27 Punkte ein. Unter den 30 Blue Chips schlossen 16 im Minus und 14 im Plus.
Grösste Verlierer bei den Blue Chips waren den ganzen Tag Logitech (-5,1%). Hintergrund war ein Bericht, dass der iPhone-Hersteller Apple Kopfhörer und Lautsprecher von Drittanbietern wie dem Lausanner Peripheriegerätespezialisten aus dem Online-Angebot gekippt habe. Dieser Schritt habe daher Ängste geweckt, dass die Amerikaner selbst eine Produktoffensive lancieren könnten, hiess es bei Händlern. Einige wiesen aber auch auf die stolze Kursperformance von Logitech im laufenden Jahr von mehr als 50 Prozent hin.
Grössere Gewinnmitnahmen nach einer zuletzt bzw. im Jahresverlauf guten Performance gab es derweil auch bei Schindler (-3,2%), Givaudan (-2,3%), Lonza (-2,1%) oder Kühne+Nagel (-1,7%). Aber auch die beiden SMI-Schwergewichte Nestlé (-1,5%) und Novartis (-1,3%) gerieten recht stark unter die Räder. Novartis hat sich über ein Lizenzabkommen mit der deutschen Merck einen neuen Produktkandidaten in die Pipeline geholt, was aber nicht für Käufe sorgte.
Sonova (-1,8%) büssten trotz zuversichtlichen Aussagen anlässlich eines Investorentages ebenfalls klar an Terrain ein. Man sehe gutes Momentum beim Verkauf der neuen Technologie-Plattform Phonak Paradise, sagte CEO Arnd Kaldowski gegenüber Analysten. Der Titel hatte allerdings zuletzt stark zugelegt.
An der Spitze der Rangliste bei den Blue Chips standen derweil die beiden Grossbanken UBS (+1,9%) und CS (+1,6%), wobei letztere von Barclays auf Equal Weight heraufgestuft wurden. Allzu optimistisch gab sich der zuständige Analyst dabei allerdings nicht.
Knapp mithalten konnten ausserdem die zyklischen Adecco (+1,5%), LafargeHolcim (+1,4%) und Swatch (+1,3%). Und auch die beiden Versicherer Swiss Re und Swiss Life (je +1,1%) gehörten ebenfalls zu den Top-Titeln.
Am breiten Markt waren Santhera (-27%) massiv unter Druck. Das Biopharmaunternehmen stellt ein Programm mit dem Medikament Puldysa (Idebenon) ein, weil die gesteckten Ziele in der noch laufenden Phase-III-Studie kaum erreicht würden. Gewinnmitnahmen gab es derweil etwa bei DKSH (-3,4%), Zur Rose (-2,9%) oder Gurit (-2,9%).
Auch bei den Titeln des Reisedetailhändlers Dufry (-1,5%) wurden Gewinne ins Trockene gefahren. Die Aktie hatte am Vortag nach der Ankündigung über eine Kooperation mit Alibaba in China fast 20 Prozent zugelegt.
Gesucht waren dagegen Molecular Partners (+3,2%). Das Biotechunternehmen sah die Wirksamkeit seiner Covid-19-DARPins durch weitere präklinische Daten unterstützt. Grösste Gewinner waren aber Meyer Burger (+9,6%), Blackstone (+6,1%) und Polyphor (+6,0%). (awp/mc/ps)